Ueber Minimalflächen.
(Von Herrn L. Kiepert in Freiburg i. Br.)
Abhandlung I.
Der Hauptzweck dieser ersten Abhandlung ist, eine Reihe von
Formeln herzuleiten, die der Verfasser bei einigen nachfolgenden Arbeiten
über Minimalflächen als Grundlage benutzen will.
Es sollen dabei folgende Bezeichnungen angewendet werden.
Die rechtwinkligen Coordinaten x, y, z einer Fläche seien Functionen
von zwei Veränderlichen u und v, dann wird bekanntlich die Fläche eine
Minimalfläche sein, wenn die Bedingungen
= a d *y ^ 0 = A
du dv ’ dudv 1 öudv 7
(£)'+(£)'+(£)'-* (!b+(S-)'+(-S-)'-»
erfüllt sind.
Dies geschieht aber, wenn L(u) und M(u) zwei beliebige complexe
Functionen sind, deren conjugirte beziehlich L,(«) und M x {u) heissen, und
wenn wir setzen
(1.)
x + iy = JLr (u) du +Jm\v) dv,
x — iy = f'MX (h) du -fJ L\ (0) dv,
z — iJ r L{u)M i (u)du — iJ'M{;v)L i ( y v)dv,
« = £+«7, v = €—irj.
Alle Flächen, welche sich durch die Gleichungen (1.) darstellen lassen,
sind Minimalflächen. Umgekehrt lässt sich aber auch nachweisen, dass alle
Minimalflächen in dieser Form dargestellt werden können. Der Beweis
ergiebt sich unmittelbar aus der Vergleichung dieser Formeln mit denen,
die Herr Weierstrass (Monatsberichte der Berliner Akademie 1866,
Seite 612—625) gegeben hat. Setzen wir nämlich
L\u) = -u^{u), Ä a (tO = &(«),
L\{p) = -tr%lv), M}(») = &(*),
Journal für Mathematik Bd. LXXXI. Heft 4. 43
Adolf Kiepert in Breslau.
uwiiuiu, liicunc uci wucxuacneii iwcner
Ordnung und der Raumcurven dritter Ordnung
als Erzeugnisse projectivischer Gebilde. Nach
Jakob Steiners Principien auf synthetischem
Wege abgeleitet. Leipzig, Teubner, 1880. 720 S.
gr. 8°. M. 16.
Jakob Steiner sagt in der Vorrede zu seinem
Hauptwerke „Systematische Entwickelung der Ab
hängigkeit geometrischer Gestalten” (Berlin i832), dass
Gründlichkeit und mit dem Zwecke entsprechender
Vollständigkeit zu einem organischen Ganzen zu
sammengestellt, sodass das mathematische Publikum
dem geschätzten Herrn Verf. zu aufrichtigem Danke
für sein schätzbares Werk verpflichtet ist.
An diesen Danit sei noch die Bitte geknüpft,
dass Herr Sch. dem vorliegenden Buche noch manche
Fortsetzung folgen lasse.
Hannover. L. Kiepert.