Full text: Sonderdrucke, Sammelband

ingen fünften 
, Bel. 87.) 
ff, so genügt 
179D 
16. Decbr. DEUTSCHE LITTERATURZEITUNG 1882. Nr. 5o. 
Naturwissenschaften. 
Robert Wiedersheim, Lehrbuch der vergleichenden 
Anatomie der Wirbeltiere auf Grundlage der Entwicke 
lungsgeschichte bearbeitet. I Teil. Jena, Fischer, 1882. XII u. 
476 S. gr. 8°. M 12. 
In dem vorliegenden Band, welchen er den Pro 
fessoren A. Ecker und A. Weismann widmet, behandelt 
Verf. nach einigen einleitenden Worten auf 12 Seiten 
ganz kurz das Allgemeine der Entwickelung und des 
Bauplanes des Tierkörpers und bespricht dann auf den 
übrigen 464 Seiten erst das Integument, Hautskelet 
und innere Skelet, die Hautmusculatur, Musculatur 
des Skeletes, das Diaphragma und die elektrischen 
Organe; dann folgen Gehirn, Rückenmark, peripheri 
sches Nervensystem und Sympathicus. Diesem sind 
die Nebennieren angeschlossen. Mit den Sinnesorganen, 
Hautsinn, Geruchsorgan, Sehorgan und Gehörorgan 
endigt der Band. 
Weitaus den grösten Raum nimmt das Skelet ein 
(190 S.), was sich leicht aus der Fülle der gerade hier 
über bekannten Details erklärt. Dann folgen in Aus 
führlichkeit der Darstellung die Sinnesorgane (ia3 S.). 
Das ganze Nervensystem einschliefslich des Sympathi 
cus füllt 78 Seiten, die Myologie 42, das Integument 
21 Seiten. Alle übrigen Abschnitte beschränken sich 
auf kurze Bemerkungen von wenigen Seiten. 
Die Einteilung des Stoffes ist eine durchaus rich 
tige, wie sie sich durch die Organisation der Wirbel 
tiere von selbst aufdrängt. Nur ist Ref. nicht recht 
ersichtlich geworden, warum die Betrachtung des 
Rückenmarkes hinter die des Gehirns gestellt ist, da 
ja doch sowol ontogenetische wie phylogenetische 
Gründe das Rückenmark als die Grundlage des ge- 
sammten Gentralnervensystemes erscheinen lassen. 
Auch redactionell bietet die naturgemäfse Reihenfolge 
wol kaum Schwierigkeiten. Bei der Besprechung der 
peripherischen Nerven sind die Rückenmarksnerven als 
die einfacheren auch richtig den Gehirnnerven voran 
gesetzt. 
Die Darstellung, welche allenthalben von der Ent 
wickelungsgeschichte ausgeht, ist durchweg eine klare 
und leicht verständliche und entspricht den Anforde 
rungen, welche man an ein Lehrbuch zu stellen hat, 
vollkommen. Zahlreiche eigene Untersuchungen, welche 
der Leser aus der Litteratur des verflossenen Jahrzehnts 
kennen wird, setzen den Verf. in Stand, in vielen 
Kapiteln die selbst gewonnenen Resultate zu verwerten 
und somit Originelles zu bieten. Wo dies nicht der 
Fall sein konnte, war der Verf. stets bemüht, die ein 
schlägigen Specialarbeiten bis in die neueste Zeit sorg 
fältig zu benutzen. Es repräsentiert der Band also 
wirklich den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse 
der darin behandelten Kapitel. Die Abbildungen sind 
zahlreich, 346 an Zahl, und in der Ausführung meist 
gelungen. Zum grofsen Teil Originale, sind nur 
schwerer zugängliche Objecte oder besonders typische 
Abbildungen nach anderen, stets namhaft gemachten 
Autoren copiert. Hauptsächlich hervorzuheben sind 
die zahlreichen schematischen Bilder. Dieselben sind 
meist recht instructiv und werden dem Anfänger beim 
Studium der oft so schwierigen und complicierten 
Formverhältnisse das Verständnis wesentlich erleich- 
tern. — Das Buch ist also ein gutes, der Inhalt richtig 
und lesbar. 
Der Verf. wendet sich mit demselben an ein ganz 
bestimmtes Publicum. Er sagt in der Vorrede: „Es 
wäre mir eine grofse Genugtuung, meinen Wunsch, 
dieses Buch nicht sowol für Zoologen, als vielmehr in 
erster Linie für Mediciner geschrieben zu haben, in 
Erfüllung gehen zu sehen”. Was die Vorfrage betrifft, 
so ist Ref. mit dem Verf. vollkommen darin einver 
standen, dass der Mediciner auch die vergleichende 
Anatomie bei seinen Studien auf das ernsteste zu 
berücksichtigen hat, weniger allerdings aus Furcht, dass 
die menschliche Anatomie sonst zu einem „trostlosen, 
mechanischen und handwerksmäfsigen Beruf 1 herab 
sinken möchte — denn sie birgt in sich des wissen 
schaftlichen Gehaltes genug, wie dies die lange Reihe 
der geistvollen in ihr tätigen Forscher beweist —, als 
in der Meinung, dass als Vorbereitung auf den so viel 
seitigen ärztlichen Beruf eine gründliche und allgemeine 
naturwissenschaftliche Bildung dringend wünschens 
wert ist, um dem Banausentum, welches sich in jedem 
praktischen Fache breit zu machen sucht, wirksam 
entgegenzutreten. Zur Erreichung des angestrebten 
Zieles hätte vielleicht der menschliche Körper, welcher 
ja naturgemäfs die Grundlage der medicinischen Studien 
und dadurch das Centrum der medicinischen Natur 
betrachtung bildet, noch mehr herangezogen werden 
dürfen, obgleich nicht verkannt werden soll, dass hierin 
vom Verf. Vieles getan ist. Einzelne Kapitel hätten 
für den Mediciner vielleicht noch kürzer behandelt 
werden können, besonders wäre dies wol beim Skelet 
möglich gewesen. Endlich würde es sich empfohlen 
haben, jedem Kapitel ein ebensolches wirklich ver 
gleichendes Resume anzuhängen, wie es so hübsch 
bei der Wirbelsäule geschehen ist. In andern Kapiteln 
sind mehrfach die eigentlich vergleichenden Bemer 
kungen zwischen der Aufzählung des rein anatomischen 
Details versteckt. Wäre stets der Vergleich, auf den 
es ja dem Mediciner weit mehr ankommen muss, als 
auf die ungeschmückten Tatsachen der Wirbeltier- 
Anatomie, scharf hervorgehoben, und wären die rein 
beschreibenden Details gewissermafsen als Belege den 
Abschnitten vorangeschickt oder angehängt, dann 
würde dem Neuling, welcher ohne jede Kenntnis der 
Dinge ans Studium geht, das Verständnis wol noch 
mehr erleichtert worden sein, als es schon durch die an 
sich klare Darstellung geschieht. 
Diese mehr oder minder redactionellen Einwände 
berühren jedoch den eigentlichen Kern des Buches 
nicht, welcher ein so guter ist, dass es dem Werk 
sicherlich nicht an Lesern fehlen wird. 
Rostock. Fr. Merkel. 
Mathematische Wissenschaften. 
Rieh. Baltzer, Analytische Geometrie. Mit 65 Hoizschn. Leipzig, 
Hirzel, 1882. 535 S. gr. 8°. M. 8. 
Die grofsen Fortschritte, welche seit den letzten 
60 Jahren auf dem Gebiete der Geometrie zu ver 
zeichnen sind, machen es wünschenswert, dass der 
umfangreiche Stoff gesichtet, passend geordnet und in 
Lehrbüchern fasslich zusammengestellt werde. Dies 
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