Full text: Flug und Wolken

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maßen: Die Morgensonne erwärmt die der Erde zunächst gelegene Luftschicht zuerst. So wird diese auf 
gelockert und hebt sich. Die mit Wasserdampf stark gesättigte auf steigende Luft kommt mit zunehmender 
Höhe unter geringeren Luftdruck und dehnt sich aus. Hierdurch verliert sie einen Teil ihrer eigenen Wärme. 
Da sie nun durch das Eintreten in die höheren, kälteren Luftschichten weiter abgekühlt wird, ist sie mit 
Feuchtigkeit übersättigt und bildet Wolken. Die meist durch das Terrain veranlaßte unregelmäßige Erwär 
mung verursacht ein ungeordnetes Aufwärtssteigen einzelner Luftpartien und somit eine ebenso unregel 
mäßige Kondensation der teilweise mit Wasserdampf übersättigten Luft — es bilden sich Cumuluswolken. 
Im Gegensatz hierzu ist die Stratusdecke, d. i. das geschlossene Wolkenmeer, das Resultat gleichmäßiger 
Hebung einer ganzen mit Feuchtigkeit stark übersättigten Luftschicht ohne wesentliche vertikale Strömungen. 
Daß es tatsächlich in erster Linie das Aufwärtssteigen schnell erwärmter Luft über dem Erdboden ist, welches 
die Cumulusbildung bewirkt, geht schon daraus hervor, daß sich an sonnigen Tagen über dem Wasser keine 
Wolken bilden, oder zumindest Wolkenbildung viel später eintritt. Während z. B. über den Ufern eines 
Sees unzählige kleine weiße Wölkchen lagern, ist über dem See selbst ungetrübter blauer Himmel. Dasselbe 
Bild sehen wir an den Küsten, so auch z. B. beim Überfliegen des Kanals. Die Wolkengrenze schneidet scharf 
und in gleicher Linie wie die Küste selbst ab und wir überfliegen ein wolkenloses, blaues Meer, bis sich die 
gegenüberliegende Küste wieder durch ihren Wolkenrand zu erkennen gibt. Ja sogar Flußläufe zeichnen sich 
bekanntermaßen durch einen wolkenlosen Strang aus, bei dessen Überfliegen man die nicht aufsteigende Luft 
oft deutlich an dem plötzlichen Durchsacken des Flugzeugs bemerkt. Die seltene Aufnahme auf Seite 49 
liefert einen photographischen Beweis für die Theorie. Sie zeigt die Erzeugung einer künstlichen Cumulus 
wolke durch ein Feuer. Die erwärmte Luft steigt auf und kondensiert. 
Das stärkste Aufsteigen einer lokalen Luftmasse erleben wir bei der Bildung der 
GEWITTERWOLKE. 
Auch hier handelt es sich um eine Cumuluswolke ty 
pischster Art, jedoch von größtem Ausmaß. Höher 
und höher steigend durchbricht der Cumuluskopf eine 
Luftschicht nach der anderen und erscheint uns in der 
Form der sog. „Türme“. (Siehe nebenstehende Zeich 
nungen und Photographien auf Seite 29 und 90.) 
Während vom Erdboden aus meist der ganze höher ge 
legene Teil der Gewitterwolke durch die Wolkenbasis 
verdeckt wird und daher nur wenigen ganz zu Gesicht 
kommt, kann das Flugzeug die Türme umfliegen und 
der Flieger die Gewitterbildung in ihrer ganzen ver 
tikalen Ausdehnung miterleben. Nebenstehende Skizze, 
die dem Werke „Thermodynamik der Atmosphäre“ (von 
Dr. A. Wegener) entnommen ist, zeigt uns den Aufbau 
einer typischen Gewitterwolke. Wir sehen wie die Wolke 
Cumulus-Türme 
Eine Gewitterwolke
	        
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