Full text: Flug und Wolken

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an den verschiedenen Schichtgrenzen vorübergehend 
haltmacht und sich pinienförmig ausbreitet, dann aber 
doch Schicht nach Schicht mit ihren Türmen durch 
bricht, bis es etwa nach Überschreiten des 4ooo-m-Ni- 
veaus zur elektrischen Entladung kommt. Die einzelnen 
Türme sind häufig durch „Fallstreifen“, d. i. fallenden 
Regen oder Hagel, verdeckt und es bietet sich das in der Zeichnung dargestellte Bild. Oft auch verschwimmt 
der Wolkenrand plötzlich und fasert, sich seitlich amboßförmig ausbreitend aus, — ein sicheres Zeichen für 
starke Gewitterbildung. (Siehe Photographie auf Seite 2 3 oben.) Aber noch etwas sehen wir, über was 
sich in früheren Jahren schon mancher Forscher den Kopf zerbrochen hat. Über manchen Cumulusköpfen 
befindet sich ein von der Seite sichelartig, von oben schleierartig aussehendes Gebilde, das an die Form einer 
Kappe erinnert. Diese auch mit dem Namen „Kappen“ bezeichneten Wolken stellen gehobene Wolken 
streifen oder mitgenommene Reste einer tiefer lagernden Wolkenschicht dar. Sie sollen auch selbständig da 
durch entstehen, daß die über dem aufstrebenden Cumulus liegende Luft nicht schnell genug zur Seite aus 
weicht, und so über ihre Kondensationsgrenze hinaus mitgeschleppt wird. Dieser Schleier, der meist aus Eis 
kristallen besteht, kann sowohl über dem einzelnen Cumuluskopf in Form einer gebogenen Sichel lagern oder 
vom Cumulus durchbrochen werden, d. h. diesen umgeben. Manchmal auch liegt er in größerer Ausdehnung 
als Nebelstreifen über einem Wolkenmeer. Vom Flugzeug aus sieht man dann Yon oben gesehen oft die ein 
zelnen Cumulusköpfe wie Blumenkohle den Schleier durchbrechen. Während diese Erscheinungen eigentlich 
nur aus der Vogelperspektive schön zu sehen sind, steht für den Erdbeobachter der Gewitterkragen im Mittel 
punkt des Interesses. Es ist dies jener walzenartige untere Wolkenrand, der sich gegen die darunter liegende 
graue Fläche des fallenden Regens oder Hagels deutlich abhebt. Die vom Hagel mit nach unten gerissene 
Luft wird dicht über dem Erdboden nach vorne herausgepreßt und bildet die sog. Gewitterböe. Durch das 
Aufsteigen dieser Luft entsteht ein Wirbel mit horizontaler Achse, dessen oberer, die Kondensationsgrenze 
überschreitender Teil in Gestalt der erwähnten grauen Wolke — des „Gewitterkragens“ — sichtbar wird. 
Dem Namen nach dieselbe Wolkenart, dem Vorkommen 
und der Entstehung nach jedoch grundverschieden 
sind die 
ALTO CUMULI- ODER SCHÄFCHENWOLKEN. 
Wer kennt nicht diese reizenden kleinen flockenför 
migen Wölkchen, die in Gruppen oder Reihen bei 
einanderliegen und sich meist gegen den blauen Himmel 
schneeweiß abheben? (Siehe nebenstehende Zeichnung und Photographien Seite 33 und 55.) Sie ziehen in 
größeren Höhen (3—6 km) und gelten — wohl nicht immer berechtigt — als Schlechtwetterzeichen. 
Schon aus ihrer Anordnung und ihrem Vorkommen mit den sog. Wogenwolken, die an der Reibfläche zweier 
Luftschichten entstehen, müssen wir schließen, daß es sich um sichtbar gewordene Wirbel handeln muß.
	        
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