10
an den verschiedenen Schichtgrenzen vorübergehend
haltmacht und sich pinienförmig ausbreitet, dann aber
doch Schicht nach Schicht mit ihren Türmen durch
bricht, bis es etwa nach Überschreiten des 4ooo-m-Ni-
veaus zur elektrischen Entladung kommt. Die einzelnen
Türme sind häufig durch „Fallstreifen“, d. i. fallenden
Regen oder Hagel, verdeckt und es bietet sich das in der Zeichnung dargestellte Bild. Oft auch verschwimmt
der Wolkenrand plötzlich und fasert, sich seitlich amboßförmig ausbreitend aus, — ein sicheres Zeichen für
starke Gewitterbildung. (Siehe Photographie auf Seite 2 3 oben.) Aber noch etwas sehen wir, über was
sich in früheren Jahren schon mancher Forscher den Kopf zerbrochen hat. Über manchen Cumulusköpfen
befindet sich ein von der Seite sichelartig, von oben schleierartig aussehendes Gebilde, das an die Form einer
Kappe erinnert. Diese auch mit dem Namen „Kappen“ bezeichneten Wolken stellen gehobene Wolken
streifen oder mitgenommene Reste einer tiefer lagernden Wolkenschicht dar. Sie sollen auch selbständig da
durch entstehen, daß die über dem aufstrebenden Cumulus liegende Luft nicht schnell genug zur Seite aus
weicht, und so über ihre Kondensationsgrenze hinaus mitgeschleppt wird. Dieser Schleier, der meist aus Eis
kristallen besteht, kann sowohl über dem einzelnen Cumuluskopf in Form einer gebogenen Sichel lagern oder
vom Cumulus durchbrochen werden, d. h. diesen umgeben. Manchmal auch liegt er in größerer Ausdehnung
als Nebelstreifen über einem Wolkenmeer. Vom Flugzeug aus sieht man dann Yon oben gesehen oft die ein
zelnen Cumulusköpfe wie Blumenkohle den Schleier durchbrechen. Während diese Erscheinungen eigentlich
nur aus der Vogelperspektive schön zu sehen sind, steht für den Erdbeobachter der Gewitterkragen im Mittel
punkt des Interesses. Es ist dies jener walzenartige untere Wolkenrand, der sich gegen die darunter liegende
graue Fläche des fallenden Regens oder Hagels deutlich abhebt. Die vom Hagel mit nach unten gerissene
Luft wird dicht über dem Erdboden nach vorne herausgepreßt und bildet die sog. Gewitterböe. Durch das
Aufsteigen dieser Luft entsteht ein Wirbel mit horizontaler Achse, dessen oberer, die Kondensationsgrenze
überschreitender Teil in Gestalt der erwähnten grauen Wolke — des „Gewitterkragens“ — sichtbar wird.
Dem Namen nach dieselbe Wolkenart, dem Vorkommen
und der Entstehung nach jedoch grundverschieden
sind die
ALTO CUMULI- ODER SCHÄFCHENWOLKEN.
Wer kennt nicht diese reizenden kleinen flockenför
migen Wölkchen, die in Gruppen oder Reihen bei
einanderliegen und sich meist gegen den blauen Himmel
schneeweiß abheben? (Siehe nebenstehende Zeichnung und Photographien Seite 33 und 55.) Sie ziehen in
größeren Höhen (3—6 km) und gelten — wohl nicht immer berechtigt — als Schlechtwetterzeichen.
Schon aus ihrer Anordnung und ihrem Vorkommen mit den sog. Wogenwolken, die an der Reibfläche zweier
Luftschichten entstehen, müssen wir schließen, daß es sich um sichtbar gewordene Wirbel handeln muß.