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Dritter Abschnitt. § 3. Die untersseische Leitung.
ist. Zu dem Ende wird durch vorläufige Messungen zunächst der Ort
des Fehlers annähernd bestimmt und dann für die eigentliche Messung
die Zahl der Elemente in den Batterien so regulirt, dass der von der
einen oder von der anderen Seite her durch die Fehlerstelle zur Erde
gehende Strom stets nahe dieselbe Stärke hat. Bei der Beobachtung
selbst muss man abwarten, bis die Polarisation ihr Maximum
erreicht hat.
Auf die Formel 6 ist deshalb besonders Werth zu legen, weil sie
allein in den Stand setzt, neue Fehler in einem alten, schon fehlerhaften
Kabel zu ermitteln, wenn nur ihr vorheriger Isolationszustand bekannt
ist. Leider fehlen fast bei allen bisher gelegten Kabeln die darauf be
züglichen Daten.
9. Freiwillige Erhitzung von Kabeln. William Siemens in
London hat auf einen sehr eigenthümlichen Umstand aufmerksam ge
macht, der es nicht unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass alle bisher
gelegten Kabel bereits vor der Legung halb und halb verdorben waren.
Der getheerte Hanf nämlich, welcher die Guttaperchahülle bedeckt, hat
die unbequeme Eigenschaft gezeigt, sich, wenn das Kabel in Rollen auf
gestapelt ist, zu erhitzen x ).
Um dies zu prüfen, was frühere Wahrnehmungen angedeutet
hatten, construirte Siemens ein sogenanntes Widerstandsthermometer,
welches in einem mit isolirten Kupferdrahtwindungen umgebenen 18"
langen Metallstab besteht und die Erwärmung bei Hin durch Sendung eines
Stromes durch den vergrösserten Widerstand andeutet.
Mittelst solcher Thermometer, deren er eine Anzahl in regelmässi
gen Intervallen in die Lagen des am Bord des Schiffes aufgestapelten
Rangoon-Singapore Kabels einlegen liess, beobachtete nun Siemens
Folgendes:
Nachdem das Kabel etwa 10 Tage im Raume des Schiffes gelegen
(bis dahin hatte es sich in einem Wasserbecken auf dem Hofe des Fabri
kanten befunden), zeigten die im Innern des Kabelstosses befindlichen
Thermometerrollen sehr deutliche Spuren von Erwärmung, während die
näher der Obei'fläche und dem Boden befindlichen Rollen noch keine
merklich höhere Temperatur als die des Schiffsraums angaben, die etwa
60° Fahr, betrug. Die Temperatur* stieg nun stetig um etwa 3° Fahr,
pro Tag bis auf 86° Fahr., und das Kabel würde unrettbar in einigen
L Brix Jouru. VII. pag. 253.