Arbeitsgruppe IV/2
Stadtkarten
Berichterstatter: Oberregierungsvermessungsrat Dr.-Ing. G. Hake, Hannover
Der Einsatz der Luftbildmessung in Gebieten mit städtischer Bebauung ist für den Berichts
zeitraum durch zwei wesentliche Merkmale gekennzeichnet:
a) durch den weiterhin vielseitigen Gebrauch von Luftbildplänen, vor allem für planerische Zwecke,
und
b) durch das Bemühen, die Zweibildmessung in steigendem Umfang für großmaßstäbige Kar
tierungen einzusetzen und dabei auch Aufgaben außerhalb des engeren Yermessungsbereichs zu
lösen.
Aus einer Umfrage bei zahlreichen, an solchen Arbeiten beteiligten Stellen sowie aus einigen Ver
öffentlichungen ergeben sich die folgenden technischen Einzelheiten:
1. Aufnahme
Ganz überwiegend werden für diese Zwecke Normalwinkelkammern mit einer Brennweite
von 21 cm und einem Bildformat von 18 X 18 cm 2 eingesetzt. Weitwinkelkammern vom Typ 15/23
kommen dagegen nur selten zum Einsatz. In Einzelfällen wurde auch eine Kammer vom Typ 60/23
benutzt. Für die Wahl von Normalwinkelkammern dürfte die Absicht maßgebend sein, die Sieht-
verdeckungen, die sich aus der Neigung der Bildrandstrahlen ergeben, weitgehend zu mindern.
Es bleibt abzuwarten, ob dieser Gesichtspunkt in Zukunft auch der neuen Kammer vom Typ 30/23
zu einem umfangreichen Einsatz verhilft.
Für den in erster Linie in Betracht kommenden Kartenmaßstab 1 : 1 000 (zum Teil sogar
1 : 500) werden Bildmaßstäbe gewählt, die überwiegend zwischen 1 : 4 000 und 1 : 6 000 liegen.
Die Längsüberdeckung liegt mindestens bei 60%, in zahlreichen Fällen auch bei 80% und höher,
wenn die kürzeste technisch mögliche Bildfolgezeit der jeweiligen Kammer dies mit Rücksicht auf
die Fluggeschwindigkeit noch zuläßt. Die Flugstreifen werden vorherrschend parallel zur Begrenzung
der Karten angeordnet; nur in Ausnahmefällen (z. B. bei ungünstiger Abgrenzung kleinerer Orte)
ist auch eine andere Streifenlage anzutreffen.
Die Hauptsaison für die Aufnahmen ist das Frühjahr. Die restlichen Bildflüge verteilen sich
nahezu gleichmäßig auf die übrigen Jahreszeiten. Auch Aufnahmen im Winter scheinen an Be
deutung zu gewinnen, nachdem Luftbilder, die bei bedecktem Himmel aufgenommen wurden, be
sondere Vorteile erkennen ließen. Die guten Ergebnisse bei der Stereoauswertung schattenfreier
Bilder mit guter Durchzeichnung in allen Bildbereichen haben schon manche Auftraggeber dazu
bewogen, auch die Aufnahme bei bedecktem Himmel zuzulassen, zum Teil sogar ausdrücklich
vorzuschreiben. Die dabei herrschenden Beleuchtungsverhältnisse zwingen jedoch zum Gebrauch
hochempfindlicher Emulsionen bis zu 23° DIN, zumal bei solchen großmaßstäbigen Aufnahmen
wegen der Gefahr der Bildwanderung ohnehin mit kurzen Belichtungszeiten gearbeitet werden muß.
Werden allerdings Luftbildpläne verlangt, so sind nach wie vor Aufnahmen bei Sonnenschein er
forderlich, wobei vielfach ausschließlich Aufnahmen um die Mittagszeit gewünscht werden.
Für Versuchszwecke werden zwar schon Infrarot- und auch Color-Negativ-Bilder auf genom
men, doch sind für alle praktischen Arbeiten weiterhin ausschließlich panchromatische Emulsionen
verwendet worden.
Die Bildflüge, die zum Teil als Erst- und zum Teil als Wiederholungsaufnahmen gelten, dienen
in erster Linie der Stadtvermessung und der Stadtplanung. In Sonderfällen werden auch Kataster
vermessungen, Verkehrszählungen, Leitungsaufnahmen und Fahrbahnaustrennungen (letztere als
Folge der geltenden Straßengesetze) durchgeführt.