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betrachtung „künstliche“ Anschlußpunkte geschaffen
werden.
Die analytische Aerotriangulation befindet sich in der
photogrammetrischen Praxis der DDR gegenwärtig in
einem schnellen Entwicklungsstadium. Von einem ab
geschlossenen „Stand“ kann noch nicht gesprochen wer
den. Wissenschaftliche Arbeiten befassen sich stärker
mit den mathematischen Grundlagen und technologi
schen Problemen der analytischen Aerotriangulation.
Sie haben zum Ziel, die Punktgenauigkeit (x, y, z) zu
erhöhen sowie die Wirtschaftlichkeit und die Zuver
lässigkeit des ganzen Verfahrens weiter zu verbessern.
Die analytische Aerotriangulation wird sehr gefördert,
weil von ihr eine starke Steigerung der Arbeitsproduk-
tivität und die Erschließung neuer Arbeitsgebiete für
die Photogrammetrie zum Nutzen unserer nationalen
Wirtschaft erwartet wird.
Kommission IV
Kartenherstellung
Berichterstatter: Dipl.-Ing. Wackernagel und Dipl.-Ing. Regensburger
Die photogrammetrische Herstellung von Karten und
Plänen aus Luftbildern erfolgt in der Deutschen Demo
kratischen Republik zum überwiegenden Teil zentrali
siert in der Auswertestelle des staatlichen Vermessungs
wesens. Diese Dienststelle konnte ihre Ausrüstung im
Berichtszeitraum wesentlich erweitern, so daß zur Zeit
folgende Geräte für die photogrammetrische Auswer
tung zur Verfügung stehen:
Stereoplanigraph, Stereometrograph, Multiplex, Ent
zerrungsgerät SEG I, Stereokomparator 1818 und
Stereoautograph 1318 vom VEB Carl Zeiss JENA
sowie Stereoprojektor SPR 2 von Romanowsky und
Differentialentzerrungsgerät.
Die Hauptaufgabe der Auswertezentrale bestand in der
Herstellung der topographischen Karte 1 :10 000. Jedoch
nimmt die Anfertigung großmaßstäblicher Karten
einen immer größer werdenden Umfang ein. Erwähnt
seien folgende durchgeführte Arbeiten:
Bahnhofspläne 1 :1000, Stadtpläne 1 : 500, 1 :1000
und 1: 2000, Industrie- und Werkspläne 1: 500, Vor
feldkartierungen für Braunkohlentagebaue 1 : 2000,
Entzerrungen für die Gebiets-, Stadt- und Dorf
planung sowie für Meliorationszwecke 1 :1000 bis
1 : 5000.
Aufgabenstellung, geforderte Genauigkeit und Gelände
struktur sind für die Wahl des anzuwendenden Aus
werteverfahrens maßgebend. Es werden Entzerrung
und Stereoauswertung angewandt, wobei folgendes be
merkenswert ist:
Im Berichtszeitraum wurde nach drei verschiedenen
Entzerrungsverfahren gearbeitet.
1. Herstellung von Bildplänen durch Montage ent
zerrter Filmdiapositive auf einer Glasplatte.
2. Entzerrung von Einzelbildern mit einkopierten
Gitterlinien.
Zur Ausschaltung von Höhenunterschieden wurde
zonenweise entzerrt, wobei je Bild bis zu drei Zonen
zugelassen werden.
3. Differentialentzerrung von Filmdiapositiven, die auf
einer Glasplatte montiert und photographisch mit
dem in einem Stereokartiergerät ausgewerteten Re
lief vereinigt wurden.
Wegen der besseren Interpretierbarkeit sind die Orts
lagen im allgemeinen stereoskopisch ausgewertet und
in die Bildpläne einmontiert worden.
Die Darstellung der Ergebnisse der Stereoauswertung
erfolgte prinzipiell im Negativgravur verfahren auf
Glasplatten, getrennt nach Grundriß und Relief. Beide
Platten wurden durch entsprechende Reproduktionen
als Zweifarbkopie (Relief: blau — Grundriß: Sepia) auf
kaschierten Aluplatten vereinigt.
Die Grenze der linienweisen Reliefauswertung liegt z. Z.
bei 3 ° Geländeneigung. Das Relief wird örtlich über
prüft und geglättet. Die Stereokartiergeräte werden in
der Regel durch eine Arbeitskraft bedient. Dies wurde
durch die Einführung der Schichtgravur, die Entwick
lung von Punktiergeräten und die elektrische Über
tragung der Drehbewegungen vom Auswertegerät zum
Zeichentisch ermöglicht.
Neben der Auswertezentrale des staatlichen Vermes
sungswesens stellt das Institut für Forsteinrichtung und
Standortskartierung in größerem Umfang Karten auf
photogrammetrischem Wege her. In erster Linie han
delt es sich um die Neuherstellung oder Ergänzung von
Forstkarten im Maßstab 1 : 5000 für forstliche Inven
turen und Standortserkundungen. An Geräten stehen
für diese Arbeiten der Luftbildumzeichner LUZ, das
Entzerrungsgerät SEG I und der Multiplex des VEB
Carl Zeiss JENA zur Verfügung. Im Berichtszeitraum
wurden in einem Gebiet von 455 000 ha Karten
ergänzungen durchgeführt und 136 000 ha neu auf ge
nommen.
Die terrestrische Photogrammetrie wurde in der DDR
vorwiegend für die Herstellung von Plänen von Braun
kohlentagebauen, Steinbrüchen, Talsperren u. ä. einge
setzt. Das Institut für Geodäsie und Landeskultur
technik hat die Auswertung der Meßbilder der sowje
tischen glaziologischen Expedition 1958 auf dem
Fedtschenkogletscher im Pamir, an der eine Gruppe
DDR-Wissenschaftler teilnahm, abgeschlossen und eine
Karte dieses Gletschers im Maßstab 1 : 50 000 sowie
Detailpläne 1 : 25 000 und 1 :10 000 herausgegeben. Die
Auswertung der Phototheodolitaufnahmen der deut
schen Spitzbergenexpedition 1963 an der TU Dresden
ist noch in Bearbeitung.
Die Aufnahmen für beide Expeditionen erfolgten mit
dem Phototheodolit 19/1318, die Auswertung mit dem
Stereoautograph 1318 des VEB Carl Zeiss JENA.
Die in der DDR auf dem Gebiet der Kartenherstellung
durchgeführten Forschungsarbeiten befaßten sich mit
Problemen der Steigerung der Genauigkeit und der
Einführung neuer Technologien. Die Gesellschaft für
Photogrammetrie in der DDR beteiligte sich außerdem
an den Untersuchungen der Kommission IV der ISP
(Testgebiete „Reichenbach“ und „Wiesentheit“) und der
Arbeitsgruppe „Fundamentale Probleme“ der Kommis
sion II der ISP.