Es hat in den letzten Jahrzehnten nicht an Vorschlägen
gefehlt, die photographische Platte durch elektronische
Anordnungen zu ersetzen oder doch zumindest zur Aus
wertung ihres Informationsinhaltes elektronische Mittel
einzusetzen. Es wird sich im Verlauf dieser Abhandlung
zeigen, daß vieles von dem, was man glaubte, nur mit
elektronischen Aggregaten leisten zu können, heute
wieder durch neuerdachte photographische Verfahren
viel einfacher und billiger, manchmal sogar in kürzerer
Zeit erreicht wird.
Die ganze Problematik der Auswertung photographi
scher Bilder wird durch die Kennlinie der photographi
schen Emulsion, die sogenannte S-Kurve, deutlich
Bild 1. Schwärzungskurve der photographischen Emulsion
(Bild 1). Unter dem y verstehen wir den Tangens des
Winkels a, wir nennen y auch die Gradation einer photo
graphischen Schicht. Nur ein gewisser Teil der Kurve
verläuft geradlinig und ist zur Informationswiedergabe
geeignet; obwohl die behandelte photographische
Schicht alle Informationen über das Objekt enthält, geht
ein Teil derselben dadurch für die Auswertung ver
loren, da nahezu alle Auswerteverfahren auf dem Prin
zip der Transparenzmessung beruhen. Die Schwär
zungsunterschiede machen sich durch Transparenzunter
schiede bemerkbar — dort, wo keine Transparenz mehr
vorliegt, sind Intensitätsunterschiede nicht mehr meß
bar bzw. in der Kopie nicht wiederzugeben; die zweifel
los in den sich in der „Schulter“ überdeckenden Silber
körnern enthaltenen Informationen sind scheinbar ver
loren. Analog verhält es sich an der „Schwelle“, also
dort, wo die Schwärzung gering, die Transparenz groß
ist. Die Gradation y läßt sich vergrößern oder ver
kleinern, wie die Bilder 2 und 3 zeigen.
Der Kontrast zweier Bilddetails
wird bei steiler Gradation größer, bei flacher Gradation
geringer; hierbei sind Ii und h die von den zugehörigen
Schwärzungen Si und S2 hindurchgelassenen Anteile
der auf beide Bilddetails auffallenden Lichtintensität 10.
Der Bildkontrast Kb ist mit dem Objektkontrast Ko
durch die Gleichung Kb = y ■ Ko verknüpft. Auch die
Detailauflösung ist von diesem Kontrast abhängig. In
Schwelle und Schulter wird K — 0, die in diesen Berei
chen liegenden Bildinformationen sind durch normale
Gradationen nicht zu erhalten. Unsere Aufgabe ist es
also, den Kontrast in Schwelle oder Schulter bzw. in
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beiden so zu verändern, daß ein maximaler Informa
tionsgewinn erzielt wird. Hierher gehören die Verfah
ren, die eine /-Biegung erzielen (Bild 4) sowie die Holo-
kopie [8].
Für viele Zwecke ist es nämlich erwünscht, nicht nur
die Informationen aus der Schulter, sondern gleich
zeitig die aus der Schwelle wiederzugeben. Für die Er
zielung einer solchen /-Biegung hat man elektronische
Maschinen konstruiert, die die gesamte Informations
breite aus einem photographischen Negativ herausholen
sollen. Als Beispiel soll die automatische Kopier
maschine nach dem Logetronverfahren erwähnt werden
(Bild 5). Als Kopierlichtquelle arbeitet eine Braunsche
Bild 5. Schema des Logetronverfahrens
Röhre; die durch das Kopierpapier fallenden Licht
anteile gelangen auf einen Multiplier SEV und werden
zur Steuerung der Intensität des Elektronenstrahls be
nutzt. Bei großer Transparenz wird die Intensität ge
schwächt, bei kleiner dagegen verstärkt (negative Rück
kopplung). Diese Anordnung liefert den Kontrastaus
gleich, den wir für die Luftbildauswertung brauchen.
Die Apparate sind sehr teuer, aber bequem in der Be
nutzung, da sie den Kontrastausgleich scheinbar beliebig
einstellen lassen. Allerdings muß bedacht werden, daß
sie die Informationen aus Schwelle und Schulter nicht
ganz herausholen können, da in den niedrigen und
hohen Schwärzen eben keine Transparenzunterschiede
mehr vorliegen. In den Extremwerten ist dann auch die
Steuerung hinfällig.
Wichtig für die Luftbildauswertung ist auch die Detail
erkennbarkeit, diese hängt vom Kontrast ab. Wie der
VERMESSUNGSTECHNIK, 12. Jg. (1964) Heft 5