6
Die zweite Gruppe wird von kurzperiodischen Schwingungen
Ö 3 gebildet, die harmonisch ablaufen und insbesondere vom
Flugzeug erregt werden. Diese Vibrationen sind in ihrer
Frequenz vom Flugzeugtyp abhängig. Es treten normalerweise
mehrere Schwingungen auf, die sich gegenseitig — und mit
den ö 2 -Schwingungen — überlagern.
Als dritte Gruppe bezeichnen wir stoßerregte gedämpfte, also
zeitlich abklingende Schwingungen 6 i .
3. Ein Verfahren zur Bestimmung der linearen und periodi-
dischen Bewegungen einer Meßkammer
An ein Verfahren zur Bestimmung der Bildwanderungsur
sachen sollen folgende Forderungen gestellt werden:
a) Es soll das Verhalten der Meßkammer unter den Bedin
gungen des praktischen Bildfluges wiedergeben.
b) Die Bewegungen sollen in zusammenhängendem Verlauf
wiedergegeben werden, um vor Zufälligkeiten geschützt zu sein.
c) Das Ergebnis soll meßtechnisch gut erfaßbar sein.
Wir wählen dazu ein Verfahren der Lichtpunktregistrierung.
Diese Verfahren sind nicht neu. Es seien als Beispiel nur der
Schwingungsregistrierapparat nach Kulka [3] oder die Start-
und Landemessung nach Döhler [4] erwähnt.
Bei dem hier zu beschreibenden Verfahren ist es interessant
festzustellen, daß hier eine photogrammetrische Meßmethode
zur Testung des mechanischen Verhalt ens eines photogram-
metrischen Gerätes verwendet wird.
3.1. Aufnahme
Wir denken uns die zu untersuchende Meßkammer mit dauernd
geöffnetem Verschluß in das Bildflugzeug eingebaut. Über
fliegen wir bei Dunkelheit eine im Gelände aufgestellte Leucht
quelle (Bild 7), so wird sich diese, beeinflußt durch angulare
Schwingungsbewegungen der Kammer, als mehr oder weniger
wellenförmige Lichtlinie im Bild wiedergeben. Diese Licht
spur läßt unmittelbar die transversalen Schwingungen er
kennen, hat jedoch einige Mängel. Longitudinale Schwin
gungen bedingen eine Streckung und Stauchung der Punkt
verschiebung und bleiben unsichtbar. Außerdem fehlt als
Bild 10. Reduktion der Longitudinalschwingung
Bild 11. Graphische Abtrennung der Frequenzen, A = 1. Re
duktion, B = 2. Reduktion
wichtigste Größe die Zeitangabe. Wir nutzen daher noch die
Tatsache aus, daß verschiedene Leuchtquellen ein mit der
doppelten Spannungsfrequenz pulsierendes Licht abgeben.
Wir finden z. B. bei Verwendung einer Quecksilberdampf
lampe HQA 500 und einer Spannung 220 V/50 Hz eine ge
radezu ideale Intervallaufteilung der Lichtspur mit Zeiteinheit
0,01 s (Bild 8). Ein unter diesen Bedingungen aufgebautes
Schwingungsregistrierverfahren findet seine Grenze offenbar
bei einer Flughöhe, bei der ö x < — (ô 2 -f ô 3 -j- ö A ) wird, d. h.
eine Rückläufigkeit der Intervallstriche einsetzt. Von seiten
der Intensität der Leuchtquelle bestehen keine Schwierig
keiten, da es sich um intensives Blaulicht handelt, das selbst
bei größeren Flughöhen ohne Verwendung eines Reflektors
ausreichende Schwärzungen der Emulsion verursacht.
Das Wesentlichste für die Aufnahmedisposition ist bereits
gesagt. Selbstverständlich ist für einen genauen zentrischen
Überflug Sorge zu tragen. Der Filmtransport des zu belich
tenden Bildes erfolgt tunlichst unmittelbar vor und nach dem
Überflug, um störende Nebenlichtspuren zu vermeiden. Die
Kommandos dafür werden vom Piloten bzw. Navigator an
den Kammeroperateur gegeben.
Die verwendete Emulsion kann die normale Fliegerfilm
empfindlichkeit haben; eine Lichthofschutzschicht ist wün
schenswert.
3.2. Auswertung
Die einfachste Form der Auswertung wäre für transversale
Schwingungen die Ausmessung der Doppelausschläge 2 A und
die Abzählung der Intervalle pro Schwingung. Für longitu
dinale Bewegungen könnten die maximalen Längungen auf
gesucht werden. Da sich jedoch im allgemeinen mehrere Be
wegungen verschiedener Frequenz und Amplitude über
lagern, wird das Ergebnis zweifelhaft sein. Wir verwenden
deshalb ein halbgraphisches, wesentlich exaktes Auswerte
verfahren (Bild 9).
Zunächst bestimmen wir die lineare Bewegungsrichtung
(Flugrichtung) in Form einer ausgleichenden Geraden, die
nach Sicht ins Bild eingetragen wird.
Nach Orientierung des Bildes auf diese Gerade in einem Ko
ordinatenmeßgerät werden für sämtliche Intervallzwischen
räume die Bildkoordinaten x' und y' gemessen.
3.2.1. Transversalschwingungen
Zur Bestimmung der quer zur Flugrichtung wirksamen
Schwingungen tragen wir die y'-Werte in Abhängigkeit von