Full text: Commissions I and II (Part 3)

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ASCORECORD - ein Koordinatenmeßgerät 
mit Koordinatenregistrierung 
H. G. Beck und G. Fehlkamm 
Die Gegenwart ist gekennzeichnet durch eine ständig wach 
sende Bedeutung der elektronischen Rechenautomaten für die 
Forschung und Auswertung auf allen Gebieten. So griff auch 
die Geodäsie mit ihrem oft erheblichen Rechenaufwand rasch 
nach diesem neuen Arbeitsmittel. Etwas zögernder stellte 
sich die Photogrammetrie auf die neue Situation ein. Man hatte 
durch die Stereoauswertung ein genügend genaues und vor 
allem schnelles Verfahren, Meßbilder auszuwerten. Die wenigen 
Rechnungen zur Orientierung von Bildpaaren machten den 
Einsatz von Rechenautomaten nicht unbedingt notwendig. 
Eine Einzelbildauswertung lieferte zwar genauere Meßdaten, 
doch ließ sich dieser Gewinn nicht ausnutzen. Die durch 
Filmschrumpfung und Objektivverzeichnung hervorgerufenen, 
unkontrollierbaren Fehler überwogen noch. Die ständige Ver 
besserung des Aufnahmematerials führte aber schließlich 
dazu, daß eine reelle Genauigkeitssteigerung bei Einzelbild 
messung und analytischer Auswertung erreicht werden konnte. 
Der damit verbundene erhebliche Rechenaufwand mußte auf 
elektronische Programmrechner abgeleitet werden. Eine ra 
tionelle Auswertung wurde aber erschwert, weil die eigentliche 
Messung mittels Einbildkomparatoren zeitraubend und ermü 
dend war. Die Umstellung auf halb- oder vollautomatische 
Registrierung der Koordinaten wurde daher notwendig. Die 
früher häufig benutzten Schraubenmeßapparate lassen sich 
zwar leichter umstellen, ihre Konstruktionsprinzipien lassen 
aber nur eine begrenzte Arbeitsgeschwindigkeit zu und müssen 
auch aus Genauigkeitsgründen als überholt angesehen werden. 
Ein Koordinatenmeßgerät mit Maßstäben, wie das KOMESS 
aus Jena, bietet dagegen das höchste an Genauigkeit, Schnellig 
keit und Bequemlichkeit, so daß es zweckmäßig erschien, eine 
Umstellung ohne grundsätzliche Veränderung des Meßprinzips 
in Erwägung zu ziehen. Genauere Überlegungen über Ent 
wicklungskostenaufwand. Dauer der Entwicklung und über 
den zu erwartenden Gerätepreis bestätigten die Ansicht, daß 
der vorteilhafteste Weg die Komplettierung des KOMESS 
mit einer halbautomatischen Koordinatenregistrierung sein 
wird. Entscheidend war noch, daß bereits über vierzig Geräte 
in Benutzung sind, die damit ergänzungsfähig wurden. Wegen 
der hohen Lebendauer des KOMESS wäre es nicht zu ver 
antworten gewesen, das genaue, aber unrationell gewordene 
Gerät außer Dienst zu stellen und durch ein wesentlich teuereres 
Gerät zu ersetzen. 
Von diesen Überlegungen ausgehend, wurde in Jena damit 
begonnen, für das bei den Astronomen bekannte und in der 
Photogrammetrie immer stärker Eingang findende Koordi 
natenmeßgerät KOMESS (Bild 1) eine halbautomatische 
Registriereinrichtung zu entwickeln, die an vorhandene oder 
in Bau befindliche KOMESS angebaut werden kann. Zur 
Verdeutlichung der dabei auftretenden Probleme sei hier eine 
kurze Beschreibung des Arbeitsprinzips des KOMESS ge 
geben. 
Das KOMESS ist mit Glasmaßstäben ausgerüstet, die so ge 
lagert sind, daß das Abbesche Komparatorprinzip für beide 
Koordinaten erfüllt ist, d. h., die Verlängerung der Maßstäbe 
(2) geht durch den Meßpunkt (4 Bild 2). Die Maßstäbe gleiten 
an den festen Ablesestellen (2) vorbei, sie werden zusammen 
mit dem Plattenwagen (3) verschoben. Dieser wird durch eine 
Parallelogrammführung (5) so gehalten, daß keine Drehungen 
um eine zur Meßebene senkrechte Achse auftreten können. 
Die Verschiebung geschieht von Hand mit Hilfe des Klotzes 
(6‘) ohne Drehung einer Spindel. Die Glasmaßstäbe sind in 
Millimeter geteilt, die mit einem im Ablesestrahlengang be 
findlichen Spiralmikrometer bis auf 0,1 pm unterteilt werden 
können. Die Ablesung geschieht durch Umschaltung im glei 
chen Okular, in dem auch das Meßobjekt eingestellt wird. 
Bild 3 zeigt eine Spiralmikrometerablesung. 
Um die Komplettierbarkeit garantieren zu können, mußte 
von vornherein auf eine vollautomatische Registrierung ver 
zichtet werden. Es galt aber, den Arbeitsaufwand des Messen 
den auf ein Minimum zu beschränken. Es wurde versucht, 
einen echten Kompromiß zwischen Kosten, technischem 
Aufwt nd und Meßaufwand zu finden. Das gelang so weit, daß 
der Messende vor der Registrierung lediglich das Spiral 
mikrometer in der gewohnten Weise auf den Millimeterstrich 
einstellen muß, um dann die Registriertaste betätigen zu 
können. Dieser Arbeitsaufwand ist relativ gering und beträgt 
nur etwa 10% der Meßzeit. Da am optischen System des 
KOMESS grundsätzlich nichts geändert wird, ist auch weiter 
hin eine visuelle Ablesung der Meßwerte möglich. Dies ist 
vorteilhaft, weil auch bei Stromausfall oder Störungen an der 
Elektronik weiter gemessen werden kann. Außerdem läßt 
sich damit die Arbeit der Registriereinrichtung jederzeit 
leicht kontrollieren. 
Für die Registrierung der Maßstabeinstellung kam ein 
Analogverfahren nicht in Frage. Zwei verschiedene lichtelek 
trische Ableseverfahren standen zur Debatte: Ein absolutes 
Verfahren mit codierten Maßstäben und ein inkrementeiles, 
impulszählendes Verfahren. Das absolute Verfahren hat be 
kanntlich den Vorteil, die Stellung des Meßwagens jederzeit, 
also auch nach Ausschalten oder Stromausfall richtig wieder 
zugeben. Der Nachteil liegt in dem großen Platzbedarf der 
Codierung, der es z. B. nicht ermöglicht, das Spiralmikro 
meter in seiner alten Form zu verwenden. 
Die inkrementelle Methode scheint auf den ersten Blick nicht 
für eine Messung geeignet zu sein, die sehr hohe Genauigkeit 
verlangt. Die Gefahr des Verzählens durch Fremdimpulsein 
streuung ist vorhanden, und nach einem Netzausfall oder bei 
Meßbeginn müssen die Zähler erst wieder auf einen bestimm 
ten Stand eingestellt werden. Nähere Untersuchungen ergaben 
aber, daß gerade für das Komplettieren des KOMESS diese 
Nachteile nicht spürbar werden, da eine ständige, fast auf 
wandlose Kontrolle durch den Messenden möglich ist. Dafür 
hat das Impulszählverfahren den Vorteil, nur geringen Auf 
wand bei der Änderung des Meßgerätes zu erfordern. Da außer 
dem bereits auf Erfahrungen zurückgegriffen werden konnte, 
wurde für das Ascorecord das inkrementelle Registierver- 
fahren angewandt. Für die lichtelektrische Impulszählung 
müssen auf den Maßstab und das Spiralmikrometer Gitter 
teilungen aufgebracht werden. Beim Maßstab ist dies ohne 
weiteres möglich, da die erforderliche Änderung seiner Dimen 
sionen am KOMESS keine großen Umbauten zur Folge hat. 
Beim Spiralmikrometer kann man die Teilung direkt auf die 
Spiralplatte aufbringen oder den Impulsgeber als getrennte 
Einheit durch Getriebe mit dieser verbinden. Für die umzu
	        
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