Theorie und Verfahren der Auswertung
von K. Rinner, Graz
1. Vorbemerkung
Die geometrische Auswertung photogrammetrischer Aufnahmen hat
die Bestimmung der Form und Lage des aufgenommenen Objektes
zum Ziel. Sie liefert Unterlagen für die geometrische Beschreibung
des Objektes in Plänen, Rissen und durch Koordinaten.
Jeder Auswertung geht die Orientierung der Aufnahmen voraus. Die
Ermittlung der Orientierungsparamfeter wird durch analoge oder di
gitale Verfahren direkt oder iterativ ausgeführt. Da die Güte der
Orientierung maßgebend für die Genauigkeit der Auswertung ist, ist
die Kenntnis der Fehlermatrix der Orientierungsparameter erfor
derlich.
Verfahren der photogrammetrischen Auswertung können sinngemäß
auch für die Aufnahmen angewendet werden, welche nicht durch opti
sche Abbildung entstehen, wie Radarbilder, auch die Auswertung von
Fernsehbildern, Hologrammen sowie von Aufnahmen durch 2 oder
mehrere Medien sind Gegenstand der Photogrammetrie.
Theorie und Verfahren der photogrammetrischen Auswertung decken
daher ein weites Gebiet, welches die im wesentlichen abgeschlossenen
klassischen Verfahren der Auswertung von photogrammetrischen Auf
nahmen an Analoggeräten enthält, die in Entwicklung stehenden analy
tischen und automatischen Verfahren sowie Verfahren für Methoden,
deren Anwendung in nächster Zukunft zu erwarten ist.
2. Verfahren zur Orientierung photogrammetrischer Aufnahmen
2, 1) Orientierung einer Aufnahme
Als Orientierung einer photographischen Aufnahme wird die Er
mittlung jener Parameter bezeichnet, welche die Form und die
Raumlage des die Aufnahme vermittelnden Strahlengebildes fest
legen. Aus praktischen Gründen wird dabei die Modellvorstellung
einer Perspektiven Abbildung benutzt und versucht, die davon nur
geringfügig abweichende Wirklichkeit durch Korrekturen auf das
Modell zu reduzieren.
Die Form des Strahlengebildes wird durch die innere, die Raumlage
durch die äußere Orientierung festgelegt.
Parameter der inneren Orientierung sind außer den 3 geometrischen
Größen, welche die Lage des dem Gebilde zugeordneten Bündel
scheitels gegenüber der Bildebene festlegen, auch jene, welche
in der Bildebene die Abweichungen von der Perspektiven Abbildung
aus dem gewählten Bündelscheitel beschreiben. Es sind dies die
Parameter der Verzeichnung, der Refraktion und der Bewegungen
der photographischen Schicht und des Schichtträgers.
Die äußere Orientierung ist rein geometrisch durch die 3 Koordi
naten des Bündelscheitels und die 3 Parameter jener orthogonalen
Matrix definiert, mit welcher das Bündel im Raum orientiert wird
(Orientierungs- oder Drehmatrix).