Typ von Koordinatographen man dabei einsetzt, d.h.
ob man das Ergebnis nur punktweise darstellt oder ob
eine stetig verlaufende Kurve gezeichnet werden soll,
ist vom jeweiligen Verwendungszweck abhängig und
soll hier nicht näher erläutert werden.
Weit vielgestaltiger werden die Einsatzmöglichkeiten in
Verbindung mit Berechnungen auf dem Gebiet der an-
gewandten Naturwissenschaften sowie deren ingenieur-
technischen Disziplinen. So ist für den Baustatiker die
Kenntnis der Verformung von Bauteilen oder ganzen
Bauwerken unter dem Einfluß von äußeren Belastun-
gen oder von Eigenmasse unerläßlich. Auch im Ma-
schinenbau treten diese Probleme auf, wenn beispiels-
weise die Durchbiegung großer und formmäßig kom-
plizierter Gußteile oder die Einflüsse thermischer
Beanspruchungen zu ermitteln sind.
Ein weiteres Anwendungsgebiet sind die vielseitig
möglichen Rechnungen in der Aero- und Hydromecha-
nik. So können Stromlinienfelder (wenigstens zwei-
dimensional), Strömungskörper und Profile unmittel-
bar aus dem numerischen Ergebnis aufgezeichnet
werden. Hier kann unter Umständen auch eine unmit-
telbare Einschaltung von Koordinatographen in den
Fertigungsprozeß erfolgen, wenn nämlich Schablonen
für Modellkörper hergestellt werden sollen.
Auch bei Problemen in der Luft- und Raumfahrt-
technik, die weniger auf aerodynamische als auf flug-
mechanische oder ballistische Rechnungen angewiesen
sind, können Koordinatographen eingesetzt werden, so
z.B. zum Aufzeichnen der Bahnkurven von Raketen,
Geschossen oder Satelliten.
Ein fast bereits als klassisch zu bezeichnendes Anwen-
dungsgebiet für Koordinatographen sind die Karto-
graphie, Geodäsie und Photogrammetrie. Sollten die
bisher eingesetzten Koordinatographen in der Reihen-
folge ihrer Einsatzgebiete analysiert werden, so müßte
dies wahrscheinlich an erster Stelle stehen. Daher ist
es auch erwähnenswert, daß die Entwicklung der ersten
derartigen Anlagen von Herstellern photogrammetri-
scher Instrumente ausging, oder bei Firmen der elektro-
nischen Industrie von Vermessungsinstituten in Auftrag
gegeben wurde.
Präzisionskoordinatographen sind in der Photogramm-
metrie in Verbindung mit Stereoauswertegeräten schon
seit langem in Gebrauch. Die Eingangsgrößen sind
allerdings mechanische Analogwerte, die in Form von
Umdrehungsanzahlen dem Koordinatographen zugelei-
tet und in Strecken umgesetzt werden. Da jedoch in
den letzten Jahrzehnten hier ebenfalls numerische Me-
thoden immer häufiger angewandt werden, ergibt sich
dadurch auch eine Umstellung der Eingangsgrößen auf
Digitalwerte, und damit beginnt der Einsatzbereich
automatischer Kartiergeräte. So können z.B. automa-
tische Kartierungen für die mannigfaltigsten Zwecke
(zur Flurbereinigung, im Katasterwesen oder für den
Ingenieurbau) eingesetzt werden. Auch Gitternetze mit
beliebigen Gitterkonstanten lassen sich automatisch
aufzeichnen, wobei ein einmal dafür vorbereiteter In-
formationsträger ausreicht, denn durch Maßstabsände-
rung kann die Verzerrung in beiden Koordinatenrich-
tungen beliebig variiert werden. Im Wasserbau sowie
für Trassierungsarbeiten im Straßenbau und Eisen-
bahnwesen ist es oft notwendig, Profilschnitte aufzu-
zeichnen, um daraus Rückschlüsse auf die Linienfüh-
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rung von: Wasserläufen, Straßen, Autobahnen oder
Eisenbahnlinien ziehen zu können. Sofern die Profil-
koordinaten rechnerisch bestimmt wurden, kann das
graphische Darstellen ebenfalls mit einem automatisch
arbeitenden Koordinatographen erfolgen. Hierbei ist
noch vorteilhaft, daß die notwendige Maßstabsüber-
höhung der Z-Koordinate ebenfalls wieder durch Ver-
ändern des Maßstabsfaktors einer Koordinate vom Ge-
rät selbst vorgenommen werden kann.
Aber auch auf die Benutzung als Meß- und Registrier-
gerät soll in diesem Zusammenhang hingewiesen wer-
den. Wenn z. B. vorhandene ältere Unterlagen zur Mes-
sung von Koordinaten benutzt werden, damit diese
einer nachfolgenden Rechnung zugänglich werden, kann
die Punktposition auf dem als Meßgerät arbeitenden
Koordinatographen bestimmt und in der angeschlosse-
nen Ausgabeeinheit (z. B. Streifenlocher) auf dem
Informationsträger registriert werden. Sofern das
System mit angeschlossenem Rechner arbeitet, können
auch Maßstabskorrekturen mit beliebigen Maßstabs-
faktoren, wie es zur Korrektur von Papierschrumpfun-
gen z. T. erforderlich ist (z. B. 1: 1,0038), vorgenommen
werden.
Es ist anzunehmen, daß auf dem Gebiet der nichttopo-
graphischen Photogrammetrie auch mit Hilfe von auto-
matisch arbeitenden Koordinatographen eine Reihe von
Arbeitsprozessen automatisiert werden können, die bis-
her noch mehrere manuelle Zwischenstufen erforder-
ten. Wenn z.B. in einem Wind- oder Wasserkanal ein
Strömungskörper untersucht wurde, mußte nach dem
empirischen Ermitteln der optimalen Form eine Ver-
messung möglichst vieler Punkte des Modells vorge-
nommen werden, die dann die Grundlage für die Kon-
struktion des Originals bildeten. Ein Stereobildpaar des
Modellkörpers liefert dagegen Informationen über die
Gesamtgestalt, und je nach der erforderlichen Genauig-
keit kann dann durch stereoskopische Auswertung eine
genügende Anzahl von Modellpunktkoordinaten be-
stimmt werden.
Wird hierzu ein Stereoauswertegerät mit einer ange-
schlossenen Registriereinrichtung benutzt, so kann bei-
spielsweise ein Lochstreifen hergestellt werden, der
nach entsprechender Maßstabstransformation in einem
Koordinatographen die Aufzeichnung von Konstruk-
tionsunterlagen veranlaßt oder mit dessen Hilfe sogar
Schablonen für Fertigungsmittel hergestellt werden
können. Auf diese Weise kann der gesamte Prozeß
automatisiert und eine große Anzahl von Fehlerquellen
ausgeschaltet werden.
Lediglich für die stereoskopische Messung ist noch
menschliche Arbeitskraft erforderlich. Dieses willkür-
lich gewählte Beispiel erhebt natürlich keinen Anspruch
auf Vollständigkeit, und auch ökonomische Betrachtun-
gen wurden zunächst ausgeschlossen.
Selbstverständlich wird es nicht in jedem Falle wirt-
schaftlich — und vielleicht auch technisch unmöglich —
sein, den Arbeitsablauf so zu gestalten. Es sollte viel-
mehr gezeigt werden, daß für viele Arbeitsprozesse, bei
denen zur Vorbereitung der Fertigungsunterlagen oder
Hilfsmittel ein relativ hoher Aufwand geistiger Rou-
tinearbeit vorangehen muß, der Einsatz automatischer
Koordinatographen, vor allem, wenn dies in Verbin-
dung mit Rechenanlagen geschieht, sowohl zur Be-
schleunigung als auch zur Erhöhung der Genauigkeit
in Erwägung gezogen werden kann.
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