Full text: Actes du onzième Congrès International de Photogrammétrie (fascicule 9)

  
RüPKE, Neue Erfahrungen mit der photogrammetrischen Vermessung von Watten 
Bildmafstab 1 : 18000 (Zeiss RMK 15/23, Flughôhe 2755 m), Fliegerfilm Aviphot Infrarot; 
Flugdauer 2,5 Std. 
Mit diesen Versuchen konnten folgende Erfahrungen gesammelt werden: 
3.2 Bildmafstab 
Den Luftbildern wird nur die Lage der Wasserlinie entnommen; der Bildmafstab kann daher 
so klein gewählt werden, wie es die Erkennbarkeit der Wasserlinie zulàft. Mit Rücksicht auf die an 
der Nordseeküste meist vorhandene Trübung der Atmosphäre darf diese Möglichkeit jedoch nicht 
voll ausgeschöpft werden, da gerade im Küstengebiet eine einwandfreie Navigation nur möglich ist, 
wenn auch in Flugrichtung noch eine ausreichende Sichtweite besteht. Als zweckmäßigster Bildmaß- 
stab kann 1 : 20000 angesehen werden, der mit der 15/23-Kammer bei einer Flughöhe von 3060 m 
erreicht wird. Vermindert man die Flughóhe, so kann man die Identifizierbarkeit der Wasserlinie 
nicht weiter steigern; die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens wird jedoch beeinträchtigt, da mehr 
Entzerrungen hergestellt werden müssen und eine größere Anzahl von Paßpunkten erforderlich ist. 
Mit dem BildmaBstab 1 : 20000 wird je Bild eine Fläche von rund 4,5 x 4,5 km? erfaßt. Da die 
Aufnahmen im allgemeinen in Intervallen von 10 bis 15 Minuten erfolgen sollen, ist das Verfahren 
besonders wirtschaftlich, wenn das gesamte Arbeitsgebiet so groß gewählt wird, daß es in diesem 
Zeitraum gerade einmal überflogen und mit gezielten Einzelaufnahmen erfaßt werden kann. Damit 
läßt sich — eine Überlappung von 20% vorausgesetzt — in einer Tide eine Fläche von maximal 
104 km? aufmessen [3]. Sie kann vergrößert werden, wenn die Aufnahmeintervalle größer gewählt 
werden dürfen, d. h. die Ansprüche an die Höhenliniengenauigkeit geringer sind oder eine Äqui- 
distanz von 0,5 m ausreicht. 
3.3 Paßpunkte 
Die zur Entzerrung der Luftbilder nötigen Paßpunkte. müssen auch dann noch luftsichtbar sein, 
wenn nahezu das gesamte Aufnahmegebiet überflutet ist. Im Watt selbst kommen daher nur Paß- 
punkt-Signale in Frage, die hochwasserfrei montiert sind. 
Gut bewährt haben sich weiß emaillierte Blechhauben von ca. 0,6 m Durchmesser. Sie werden auf 
Eisenrohren befestigt, die an ihrem unteren Ende ein Tellergewinde tragen und so in den Wattboden 
eingedreht werden kónnen. Sie widerstehen auch leichtem Wellengang und kónnen bereits mehrere 
Tage, im Sommer auch Wochen vor dem Bildflug ausgebracht werden; eine ständige Überprüfung 
während der Wartezeit ist bei ruhigem Wetter nicht nötig. Zur leichteren Identifizierung sollten die 
Paßpunkte durch Gruppen von je drei Signalen gebildet werden, die in einem gleichseitigen Dreieck 
von 1 bis 1,5 m Seitenlänge angeordnet sind. 
Signale dieser Art wurden im Norderneyer Watt und in der Eider verwendet. Im Gebiet der Rob- 
benplate waren sie wegen der starken Brandung ungeeignet. Dort wurden daher für jeden Paßpunk 
vier Pfähle gesetzt, zwischen denen erst unmittelbar vor dem Bildflug Segeltuchplanen von 2,5 x 2,5 m 
Größe befestigt wurden, die während der Aufnahme mindestens 0,5 m über dem Wasser hingen, 
3.4 Filmmaterial 
Die Aufnahme ist in erster Linie darauf auszurichten, daß ein ausreichender Kontrast zwischen dem 
auflaufenden Wasser und dem noch nicht überfluteten, mehr oder weniger trockenen Watt entsteht. 
Die Versuche haben gezeigt, daß dieses Ziel sowohl mit panchromatischem als auch mit Infrarot- 
Filmmaterial zu erreichen ist. Im allgemeinen werden vom panchromatischen Film die unterschied- 
lichen Farbtöne des Watts und des Wassers in zahlreichen, gut abgestuften Grautönen wiedergege- 
ben; in den Infrarot-Aufnahmen dagegen schrumpft die Tonwert-Skala zu einigen wenigen hellen 
Tönen des Watts und einem ziemlich einheitlichen dunklen Wasserton zusammen. Das panchromati- 
sche Material ist daher vorzuziehen, wenn die Luftbilder auch für andere Zwecke ausgewertet werden 
sollen. Bei der Identifizierung der Wasserlinie sind in der Regel keine Schwierigkeiten zu erwarten. 
Nur an sehr flachen Stellen in dunkler Umgebung werden etwas grófere Ansprüche an die photo- 
graphische Qualitát der Aufnahmen gestellt; vor allem sollte das Negativ kontrastreich, aber in 
Lichtern und Schatten gut durchgezeichnet sein. 
BuL 3/1966 107
	        
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