dieser Überlegungen, die nun seit einigen Jahren vor-
liegen, ist aber in der Praxis kaum ein Trend festzu-
stellen, diesen Empfehlungen zu folgen. Der Grund
hierfür möge zweifellos das einmal vorhandene Instru-
mentarium bei den einzelnen Organisationen sein, zum
anderen kommen aber doch in der Praxis noch einige
Bedingungen hinzu, die erhebliche Korrekturen theo-
retischer Überlegungen verlangen können. Zu nennen
sind hier: Dienstgipfelhóhen der Bildflugzeuge und
Blattschnitte der herzustellenden Kartenwerke, die
móglichst mit vollen Modellen und Bildstreifen zu
decken sind.
In den nachfolgenden Tafeln ist versucht worden, zWi-
schen den Kartenmafstüben 1:10000 und 1:100000
eine Übersicht zu geben, die einige Aufnahmedisposi-
tionen und ihre Kombination mit verschiedenen Aus-
wertesystemen gegenüberstellt. Tafel 1 berücksichtigt
vor allem die Hóhenauswertegenauigkeit von Normal-,
Weitwinkel- und Überweitwinkelsystemen. Im Sinne
eines Beispiels sind hier technische Parameter (z. B.
Höhenlinienabstand und Blattschnitt) deutscher Kar-
tenwerke zugrunde gelegt; sie können jedoch im Be-
darfsfalle auch durch andere Spezifikationen ersetzt
werden, ohne daß hiervon die Schlußfolgerungen be-
troffen würden. Den Berechnungen liegt zugrunde, daß
90% der zu untersuchenden Höhenpunkte im Höhen-
linienintervall liegen sollen. Mit dh = mittlerer Höhen-
fehler in % der Flughöhe über Grund, I = Höhenlinien-
intervall, Hy = Flughöhe über Grund erhalten wir:
I
H, = —.
3 dh
Die Lagegenauigkeit spielt in den hier genannten Maß-
stäben keine entscheidende Rolle. Unter der Annahme
eines auf die Bildebene reduzierten Lagefehlers von
max 20um und einer geforderten Genauigkeit in der
Karte von + 0,1 mm liegen die hieraus resultierenden
notwendigen Bildmaßstäbe bedeutend unter denen der
Tafel 1.
Als weiteres begrenzendes Element für den möglichen
Bildmaßstab sollte die Detailerkennbarkeit im Bild be-
rücksichtigt werden. Da wir praktisch für einen log.
Kontrast von 0,2 unter Flugbedingungen eine Auf-
lösung von 20 L/mm erwarten kónnen, ergibt sich da-
mit für sicher erkennbare Details die in Tafel III ge-
gebene Übersicht.
Wesentliche Schlußfolgerungen ergeben sich vor allem
für die Auswertung. Technologien und Ausrüstungen,
die eine Höhenauswertegenauigkeit von etwa 0,2% ga-
rantieren und etwa einer Präzisionsphotogrammetrie
nahekommen, lassen sich nur für einen Teil der Kartie-
rungen in mittleren und kleinen Maßstäben nützlich
anwenden; vor allem im flachen Gelände mit engem
Höhenlinienabstand sind sie aber notwendig. Die Prä-
zisionskartiergeräte (bisher meist als Stereokartier-
geräte II. Ordnung bezeichnet) werden hier ihre nütz-
liche Anwendung finden können.
Für den weitaus größten Bereich der Aufgabenstellung
scheint es dagegen viel wichtiger zu sein, Universalität
hinsichtlich der Aufnahmedisposition (NW, WW, ÜWW)
zu verlangen als übertriebene Genauigkeitsansprüche
zu stellen. Auswertegeráte mit einer Hóhenmefgenauig-
keit von + 0,1 bis 0,2%, die bei der praktischen Arbeit
mit Luftmeßbildern etwa + 0,5%, erreichen, sollten den
notwendigen Forderungen entsprechen.
Die heute vorhandenen instrumentellen Ausrüstungen
lassen damit eine unbefriedigende Lücke zwischen den
Präzisionsgeräten und jenen Einrichtungen offen, die
mit Náüherungslósungen arbeiten. Vor allem die letz-
teren bedürfen vor ihrer praktischen Anwendung einer
grundsätzlichen Abschätzung der unter den vorhan-
denen Bedingungen zu erwartenden Leistungsfähigkeit.
Wenn insbesondere Aufnahmesysteme großer Öffnungs-
winkel zur Anwendung kommen, sind einer Benutzung
solcher Geräte enge Grenzen gesetzt. Dies kommt da-
her, daß die Näherungslösung eigentlich eine Näherung
in zweifacher Hinsicht ist. Die allgemeine Parallaxen-
gleichung wird näherungsweise in eine Form gebracht,
die nur für kleine Modellhöhen und Nadirdistanzen
gilt. Die Grundkonzeption dieser Auswertegeräte setzt
sich nun erst in dieser zweiten Stufe das Ziel, diese
erste Näherung wieder annähernd zu erreichen. Wer-
den also insbesondere die Geländehöhendifferenzen
relativ zur mittleren Aufnahmeflughöhe über Grund
und die Bildwinkel des Aufnahmegerätes größer, So
werden schnell systematische Fehler im Auswertegerät
entstehen, die nicht mehr toleriert werden können. Bei
einigen Untersuchungen der bekannt gewordenen Rech-
nersysteme und eigener Entwürfe, die eine nachträg-
liche Korrektur von Modell-Verbiegungen bewirken
sollten, fanden wir bei Überweitwinkelmeßbildern un-
ter der Annahme von Neigungen um Längs- und Quer-
achse 3£ lediglich Reduktionen der vorhandenen Modell-
verbiegungen um 17 bis 46%. Dabei blieben relative
Hôhenfehler zwischen 14 und 44% der mittleren Flug-
hôhe über Grund übrig, die in jedem Falle eine ôkono-
mische Kartenherstellung verhindern müssen.
Diese vorstehenden Überlegungen veranlaßten uns,
beim VEB Carl Zeiss JENA die Entwicklung eines
Topographisches Auswertegerät TOPOCART des VEB Carl Zeiss JENA (Prototyp 1966)
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