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LUFTBILD UND LOTRICHTUNG
von
Ing. Karl Killian.
SONDERDRUCK
aus der
„Festschrift Eduard Dolezal zum 90. Geburtstag”.
Zusammenfassung: In vorliegender Arbeit werden einleitend
die bekannten Verfahren zur Bestimmung der Lotrichtung
in Luftstandpunkten und zur Bestimmung anderer äußerer
Orientierungselemente erwähnt. Ein neuer Weg zur Orien
tierung der Luftbilder mit Hilfe eines Kreiselpendels wird
behandelt und der physikalische Zusammenhang abgeleitet,
der zwischen der Bewegung der Kreiselachse und der Libel
lenblase einer mit dem Kreiselpendel verbundenen Dosen
libelle besteht. Es wird darauf hingewiesen, daß die in der
Flugzeugnavigation sehr zweckmäßigen Horizontkreisel mit
Stützeinrichtungen für die gegenseitige Orientierung von
Luftbildern ungeeignet sind. Die praktisch vorkommenden
Bewegungen der Kreiselachse werden durch numerische
Rechnungen veranschaulicht.
A. Einleitung.
In Erdstandpunkten kann die Lotrichtung mit einfachen Geräten (Libelle,
Lot) bestimmt werden. Mit Libellen von entsprechenden Krümmungsradien
lassen sich bekanntlich alle in der Praxis gewünschten Genauigkeiten erreichen.
Die Kenntnis der Lotrichtung ergibt die Möglichkeit, Horizontal- und
Vertikalwinkel, sowie Horizontalentfernungen zu messen und schräg gemes
sene Strecken auf den Horizont zu reduzieren. Dadurch werden alle Aufgaben
der Neupunktebestimmung in Grund- und Aufriß zerlegt, was in geometrischer
Hinsicht im allgemeinen zu einfachen Aufgaben führt. Anders ist es, wenn die
Lotrichtung nicht zur Verfügung steht. Schon das Vorwärtseinschneiden er
gibt sodann eine verhältnismäßig schwierige geometrische Aufgabe, wenn auch
nur nach der räumlichen Entfernung der Neupunkte untereinander gefragt ist.
Im Flugzeug ist in der Tat die Bestimmung der Lotrichtung mit so ein
fachen Geräten, wie es Libelle und Lot sind, unzureichend. Denn das Flugzeug
führt beschleunigte Bewegungen aus, wenn auch gutes Flugwetter herrscht und
horizontaler, geradliniger und gleichförmiger Flug angestrebt wird. Selbst in
diesem Fall kann die Lotrichtung mit den genannten Geräten nur auf einige
Grade genau bestimmt werden, was für die Flugzeugnavigation nicht und noch
viel weniger für die Orientierung von Luftbildern ausreicht.
Ing. Karl Killian, St. Martin bei Lofer, Land Salzburg.
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