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Bezüge einbiisste. Nach vierjähriger Tätigkeit als Konstrukteur wurde er zum
ordentlichen Professor für Darstellende Geometrie und praktische Geometrie an
der Bergakademie Leoben gewählt. Hier entwickelte er seine intensive wissen
schaftliche Tätigkeit, er gab auch seine bekannten Hand- und Lehrbücher
und Logarithmentafeln heraus und er wurde mit 1. Oktober 1905 als Nach
folger Schells an die Wiener Technische Hochschule berufen. Nach 25-jähriger
erfolgreicher pädagogischer, organisatorischer und charitativer Tätigkeit trat
Dolezal dessen Gesundheit durch seine vielseitige, unermüdliche Arbeit unter
graben war, mit 1. Oktober 1930 in den wohlverdienten Ruhestand. Dolezal ge
hörte zu den beliebtesten Hochschullehrern. Seine Vorträge waren wegen ihrer
Klarheit und der temperamentvollen Art, in der er sie vorbrachte, bei den Stu
denten sehr beliebt. Sie liebten aber auch den guten Menschen. Der enge Kon
takt, den er seit jeher mit führenden Männern der Praxis aufrecht erhielt, be
fähigte ihn, sein Lehrfach den praktischen Bedürfnissen entsprechend auszu
bauen, wobei er den grössten Wert auf zweckmässige Ausgestaltung der Ver
messungsübungen legte. Er war massgebend an der Studienreform der Tech
nischen Hochschulen Oesterreichs beteiligt. Vor allem ist ihm die im Jahre 1924
erfolgte Schaffung der Abteilungen für Vermessungswesen zu danken. Er war
auch massgebend an der Vereinheitlichung und Zentralisierung des staatlichen
Vermessungswesens nach dem I. Weltkrieg beteiligt, die 1921 in der Schaffung des
Oestereichischen Bundesamtes für Eich-und Vermessungswesen zum Ausdruck
gekommen ist. Es war für die Entwicklung des oesterr. Vermessungswesens von
grosser Bedeutung, dass er 1907 die Redaktion der »Oesterr. Zeitschrift für Ver
messungswesen» übernahm, die er bis zu seinem Ableben geführt hat.
Es wurden ihm zahlreiche in- und ausländische Ehrungen und Auszeichnung
en zuteil. Er war Mitglied der Oesterr. Akademie der Wissenschaften und korr.
Mitglied ausländischer Akademien. Vier Hochschulen verliehen ihm Ehren
doktorate und die Technische Hochschule Wien, deren Rektor er 1908/09 war,
wählte ihn zu ihrem ersten Ehrensenator.
Wir treten nun kurz auf seine Tätigkeit auf dem Gebiete der Photogramme
trie ein. Er hat schon als Konstrukteur an der Technischen Hochschule Wien
Vorlesungen und Uebungen über Photogrammetrie gehalten. Er beschäftigte
sich auch mit der Konstruktion eines Photo theodoliten. Auch später hielt er
noch Vorlesungen über dieses Gebiet. Er war von der grossen Zukunft der
Photogrammetrie zu tiefst überzeugt. In der Zeit, als Prof. Dolezal an die Tech
nische Hochschule Wien berufen wurde (1905) herrschte in Wien eine intensive
Tätigkeit auf photogrammetrischem Gebiet. 1907 wurde die »Oesterr. Gesell
schaft für Photogrammetrie» mit Dolezal als Obmann gegründet. Er blieb Ob
mann, infolge seiner immer einstimmig erfolgten Wiederwahl, bis zu seinem
Tode, mit Unterbrechung vom 17. Juni 1938 bis 21. März 1948, zufolge Ein
gliederung der Oesterr. Gesellschaft in die Deutsche Gesellschaft. Gleichzeitig
erfolgte die Herausgabe des »Internationalen Archives für Photogrammetrie»
in den vier Sprachen, deutsch, französich, englisch und italienisch. Dolezal
wurde mit der Redaktion betraut; er gab die ersten 6 Bände im Zeitraum von
1908 bis 1923 heraus. Die Finanzierung erfolgte aus staatlichen und privaten
Mitteln, die aus Oesterreich flössen.
1910 nahm Dolezal die Gründung der Internationalen Gesellschaft für Photo
grammetrie vor. Sie war aber nicht im heutigen Sinne international, sondern
sie bedeutete eher eine Ausdehnung der Oesterr. Gesellschaft auf andere Länder.
Bis 1926 gehörten nur Oesterreich, Deutschland, Norwegen, Dänemark und
Schweden dieser Gesellschaft an. Die eigentliche Gründung unserer heutigen
Internationalen Gesellschaft für Photogrammetrie erfolgte 1930 in der Aula der
Technischen Hochschule Zürich, im Einvernehmen mit Prof. Dolezal, der seit
1930 ihr Ehrenpräsident ist.
Dolezal starb am 7. Juli 1955, 14.25 im Krankenhaus in Baden im 94. Alter
jahr; das Begräbnis fand an 11. Juli auf dem Helenenfriedhof in Baden statt.