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VORWORT
Zwischen den beiden Weltkriegen hatte die Photogrammetrie in Deutschland hinsichtlich
ihrer Auswertegeräte, Methoden und Anwendungen eine ausgezeichnete Entwicklungs- und
Pflegestätte gefunden.
Durch den zweiten Weltkrieg und seine Folgen hat die deutsche Photogrammetrie
sehr schwere Rückschläge erlitten. Diese äußerten sich am härtesten in der Entnahme fast
aller zivilen Geräte im und nach dem Kriege sowie in dem zeitweisen Verbot der Anwendung
der Photogrammetrie im Vermessungswesen nach 1945.
Außerfachliche Schwierigkeiten waren in den letzten Jahren auch hinsichtlich der Bild
flüge zu überwinden. Da Deutschland keine eigenen Flugzeuge mehr besaß, konnten die Bild
flüge nicht in eigener Regie ausgeführt werden, sondern mußten an ausländische Bildflug
gesellschaften vergeben werden. Für die Freigabe der Flüge und des Bildmaterials waren
oft langwierige Verhandlungen zu führen.
Zur Zeit befindet sich die deutsche Photogrammetrie in einem vielversprechenden Zustand
des Wiederauflebens, zumal die tragende Generation im gesamten Vermessungswesen zutiefst
davon überzeugt ist, daß die Photogrammetrie neben ihrer Eigenständigkeit eine der modern
sten, schnellsten und vielseitigsten Methoden des Vermessungswesens einschließlich der Karto
graphie darstellt.
Eine entscheidende Rolle beim Neuaufbau der deutschen Photogrammetrie spielte die Wie
deraufnahme der Produktion photogrammetrischer Instrumente durch die Firma Zeiss-Aero-
topograpli, München, in Verbindung mit dem neu erstellten Carl-Zeiss-Werk in Oberkochen,
Württemberg. Vor allem der Weitsicht und Initiative von Direktor Dr. h. c. E. 0. Messter
ist es zu danken, daß der Bau photogrammetrischer Instrumente zu einem Zeitpunkt erneut
aufgenommen wurde, als an eine intensive Anwendung photogrammetrischer Methoden im
deutschen Vermessungswesen noch gar nicht wieder gedacht werden konnte. So beklagens
wert der Verlust der Jenaer Werke, die inzwischen gesondert eine Produktion aufgenommen
haben, für die Firma Zeiss nun auch war, so bot er ihr doch die Gelegenheit, bei der not
wendigen Neukonstruktion von Geräten, die praktisch von den ersten Anfängen her zu leisten
war, die neuesten Prinzipien für Aufbau und Fertigung anzuwenden. Die bekannten Typen
der Zeiss’schen Geräte erfuhren so eine grundlegende Umgestaltung, die meist einer Neu
konstruktion gleichkam. Daneben wurden neue Instrumente und Geräte geschaffen, die nach
Form und Leistung Zeugnis von geglückter Entwicklungsarbeit ablegen. Die deutsche Instru
mentenproduktion umfaßt heute wieder einen weiten Bereich photogrammetrischer Aufgaben.
Schließlich haben neue Modelle eines Auswertegerätes II. Ordnung sowie eines Präzisions-
Stereokomparators schon einige Stufen der Entwicklung und Erprobung durchlaufen und
sollen in absehbarer Zeit erscheinen.
Die Deutsche Gesellschaft für Photogrammetrie wünscht und hofft, daß das Wieder
aufleben der Photogrammetrie anhalten und zu einem starken Strom werden möge. In diesem
Sinne geben die folgenden Einzelberichte Zeugnis von der in den letzten Jahren geleisteten
Arbeit. Die Berichte lassen die Hoffnung auf die Zukunft erkennen, für deren Erfüllung die
Deutsche Gesellschaft für Photogrammetrie einen wesentlichen Beitrag in der internationalen
Zusammenarbeit sieht. Jung