Full text: Commissions III and IV (Part 4)

  
1. Einleitung 
Die Internationale Gesellschaft für Photogrammetrie hat bereits früher durch einige Versuche dazu beigetragen, 
verschiedene Aufgaben bei der Herstellung von Karten in bebauten Gebieten mit Hilfe der Photogrammetrie zu 
lösen. Diese Arbeiten sind eng mit den Namen Härry, Dubuisson, Pichlik u. a. verbunden. Auf dem Kongreß in 
London 1960 berichtete z. B. Dubuisson über den Versuch Wabern. In zwei Teilgebieten wurden vor der Aus- 
wertung die Luftbilder im Gelände interpretiert, in zwei weiteren Gebieten nicht. Die Ergebnisse der photo- 
grammetrischen Auswertungen wurden verglichen. Sie waren im ersten Falle, d. h. bei vorheriger Interpretation, 
eindeutig besser. Vier Jahre später legte Dubuisson auf dem Kongreß in Lissabon die Ergebnisse des Versuchs 
Bézon vor. Hier sollte in einem Gebiet mit dichter Bebauung eine Karte 1 : 500 hergestellt werden. Die Bilder 
waren unter verschiedenen Beleuchtungsstärken sowie verschiedenen atmosphärischen Verhältnissen aufge- 
nommen worden. Außerdem hatte man in dem Gebiet verschiedenartige Signale ausgelegt. Die Auswertungen 
ergaben, daß die Qualität der Bilder — am besten kein Dunst und keine Schatten — die Genauigkeit mehr 
beeinflußt als die unterschiedliche Beleuchtung. Anhand verschiedener Aufnahmen des Gebietes Pecny unter- 
suchte Pichlik den Einfluß von Brennweite und Bildmaßstab sowie von elektronischen Kontrastausgleichsver- 
fahren und Farbfilmen auf die Genauigkeit der Grundrißkoordinaten. 
Laufend berichten andere Stellen über weitere Arbeiten. Daraus kann man schließen, daß die Verfahren der 
photogrammetrischen Stadtvermessung noch nicht ganz reif für die Praxis sind. Beim Lesen verschiedener 
Aufsätze fand ich u. a. folgende Sätze: 
— „Als typische Beispiele moderner Arbeitsmittel gelten das Lochkartenverfahren bei Rechenoperationen oder 
Registrierarbeiten und der Einsatz der Luftbildphotogrammetrie bei Messungsaufgaben oder der Herstellung 
groBmaBstibiger Karten. 
— „Obwohl das Land heute die amtlichen Karten verschiedener Maßstäbe zur Verfügung stellen kann, werden die 
Luftbildpläne zur Ergänzung des Karteninhalts und zur Fiktion des neuesten Zustandes auf der Erdoberfläche 
für die Zwecke der Landesplanung, der Stadtplanung, des Siedlungs- und Verkehrswesens, heute dringender 
denn je verlangt. Bedingt durch die geforderte Genauigkeit zur Darstellung der Stadttopographie ist der Einsatz 
der Photogrammetrie aus wissenschaftlichen und zeitlichen Gründen unerläßlich, um den Kartenaufbau nicht 
zur Generationsarbeit entarten zu lassen.“ 
Ahnliche Sitze stehen wahrscheinlich in den Fachzeitschriften der meisten Linder. Ich verweise hier auch auf 
einige Vorträge, die beim Kongreß der FIG in Wiesbaden gehalten wurden. 
Betrachten wir dagegen speziell den Inhalt entsprechender Aufsätze in photogrammetrischen Zeitschriften, so 
werden dort zwar einige Probleme angeschnitten, und es wird versucht sie zu lösen, doch vermißt man häufig die 
Verbindung zu den Forderungen der Praxis. Ja, man hat sogar manchmal den Eindruck, als ob diese Forderungen 
gar nicht bekannt seien und nicht als Grundlage für spezielle Untersuchungen dienten. Ich möchte daher zunächst 
den Inhalt einiger städtischer Kartenwerke beschreiben und schildern, welche Aufgaben und Funktionen sie zu 
erfüllen haben und welche Forderungen an sie gestellt werden. Die einzelnen Verwaltungen machen fast immer 
ihre eigenen Pläne und nur wenige besitzen ein vollständiges Kartenwerk. Die Kartenunterlagen sind daher meist 
verschieden genau und haben verschiedene Maßstäbe. Der Wunsch nach einem einheitlichen umfassenden 
Kartensystem ist deshalb verständlich. In welcher Form ein solches System aufgebaut werden soll, hängt davon 
ab, was für Grundlagen vorhanden sind, welche Kartenwerke das System umfassen soll und vor allem von den 
Möglichkeiten der Fortführung. Auf dem Kongreß der FIG in Wiesbaden bemerkte z. B. Kramer, daB ,,die 
Erfahrung gezeigt habe, daß es bislang keiner Großstadt gelungen sei, ihre vielfachen inhaltsreichen Kartenwerke 
auf dem laufenden zu halten‘, und folgerte daraus, daß der Karteninhalt auch von der möglichen Fortführung 
abhängig sein sollte. Die Fortführungsintensität der einzelnen Kartenwerke ist jedoch verschieden, und es ist daher 
zweckmäßig, den Karteninhalt entsprechend auf verschiedene Folien zu verteilen. Die folgenden Bemerkungen 
sollen nur als Erläuterungen für ein Kartensystem dienen, das in jedem Lande, ja sogar in jeder Stadt verschieden 
sein kann. Der Trend wird zwar dahin gehen, alle Daten, die für eine Planung notwendig sind, zu erfassen und 
digital zu speichern. Das wird insbesondere zu einer kommunalen Straßendatenbank führen. Da es sich aber m. E. 
mehr um technische und finanzielle als um prinzipielle Fragen handelt, möchte ich sie hier zunächst ausschließen. 
Vielleicht können wir in der Diskussion darauf zurückkommen. 
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