Die Bendix Research Facility und der U.S.-1 sind noch aus anderem Grund programmierfreund-
licher: das Gerät ist auf ein Minimum von Schalttasten beschränkt worden. Die Ein- und Ausgabe
der gewünschten Daten erfolgt über ein Datensichtgerät, welches die durch Schreibmaschinentasta-
tur angewählten Daten auf dem Bildschirm der Kathodenstrahlröhre angibt.
Eine solche Arbeitsweise wäre im Prinzip auch auf der IBM 1130 möglich, wenn man die Abfrage
und Anzeige vom Schaltpult auf die IBM Schreibmaschine des Rechners umprogrammieren würde.
Ist dieser Modus auch programmierfreundlicher, so bietet das Schaltpult doch mehr Komfort für den
Operateur.
Wenn der Lernprozeß des Operateurs am Gerät zunächst länger dauert als am konventionellen
Auswertegerät, so hat sich das Schaltpult des AP/C für die Praxis doch als ausgesprochen effektiv
und bequem erwiesen. Die Steuerfunktion sollte deshalb dem Schaltpult überlassen bleiben.. Ledig-
lich die Ein- und Ausgabe von Daten kann effektiver mittels eines Sichtgerätes erfolgen. e
Der Nachteil der bisherigen AP/C-Software liegt lediglich darin, daB sie benutzerunfreundlich
organisiert worden ist. Dies ist nicht verwunderlich, da sie ursprünglich (in 2 Mannjahren) für einen
zeitoptimierten Verzógerungslinienrechner erarbeitet und (in 1 Mannjahr) auf die IBM 1130 über-
tragen worden ist. Ein bedeutend hóherer Programmierungsaufwand (2 Mannjahre) ist erforderlich,
die einzelnen Funktionen des AP/C in modulare Unterprogramme unterteilen zu kónnen, die benut-
zerfreundlich von Aufgabe zu Aufgabe aneinandergeschlossen werden kónnen.
Die modulierte Programmierung hat auDerdem den Vorteil, da sie damit weitgehend rechner-
unabhängig und peripherieunabhängig wird. Es ist eine strenge Trennung in hardwareorientierte
Steucrungsprogramme, welche in Assembler programmiert werden müssen und in datenorientierte
Programme möglich, welche in Compiler (Fortran) erstellbar sind. Dieser Weg wird gegenwärtig
am von der Deutschen Forschungsgemeinschaft der T.U. Hannover zur Verfügung gestellten AP/C
beschritten; er ist Voraussetzung für neue Anwendungsprogramme, die die Bedeutung des Ana-
lytischen Plotters grundlegend verándern können. Zunächst soll jedoch die gegenwärtige Leistung
des analytischen Plotters mit der ko nventioneller Auswertegeräte verglichen werden:
4. Gegenwärtige Leistung des Analytischen Plotters
a) Genauigkeit
Die Servoeinstellung der Bildkoordinaten ist auf 2 m-Inkremente möglich. Da der AP/C derzeit
noch Drehgeber in Verbindung mit einer Spindel besitzt, ist die erreichbare Genauigkeit vergleich-
bar mit der eines Spindelstereokomparators von 2 jtm Auflósung.
Im Prinzip stiinde heute nichts im Wege, die Rotationsgeber durch lineare Vorrichtungen (z. B.
Interferometer oder Glaskodierungen) zu ersetzen und 1 um Aufldsung zu erreichen. Zudem wire
das MeBprinzip dann unabhängig von der Temperatur der Meßspindel, welche Ausdehnungen von
8 um über den Meßbereich erfahren kann. Bei relativer Temperaturkonstanz und Kalibrierungen der
Spindeln ist die Beseitigung dieser Effekte durch Korrekturen an c oder 4x’ bzw. dem Affinitäts-
faktor oder 4y' móglich. Somit liegt der verbleibende mittlere Koordinatenfehler des AP/C, ermit-
telt aus Gittermessungen, dann unter + 3 um.
Bei Temperaturkonstanz und entsprechender Spindelkalibrierung mit numerischer Berücksich-
tigung im Programm müßte es sogar möglich sein, die Toleranz von 2 um einzuhalten.
Das Gerät stellt deshalb den genauesten Stereoauswertegerätetyp dar, welcher die praktisch gefor-
derte Genauigkeit eines modernen Stereokomparators erreicht. Das Gerät kann sowohl Bildkoordi-
naten als auch Modellkoordinaten registrieren. Folglich ist der AP/C als Datenerfassungsgerät so-
wohl für Aerotriangulationen, die nach Bündeln, nach Modellen oder Streifen ausgeglichen werden,
geeignet.
Der Unterschied zum konventionellen Auswertegerät liegt insbesondere darin, daß die analytischen
Relationen zwischen Modell- und Bildkoordinaten über ein analytisches Projektionszentrum führen,
also nicht mit Fehlern in der Festlegung des Projektionszentrums behaftet sein können. Kine Modell-
koordinatenmessung im AP/C entspricht deshalb der Berechnung von Modellkoordinaten aus im
Stereokomparator gemessenen Bildkoordinaten.
Dabei soll bemerkt werden, daß die in der Literatur oft zitierten extrem hohen Bildkoordinaten-
Genauigkeiten von einigen um im Stereomodell und in der Aerotriangulation natürlich nur für sig-
nalisierte Punkte gelten. In der Modellauswertung und in der Aerotriangulation natürlicher bzw.
künstlich markierter und übertragener Punkte muß nach wie vor mit Koordinatengenauigkeiten
im 10 bis 20 um-Bereich gerechnet werden. Für diese Art von Auswertungen bringt weder ein Stereo-
komparator noch ein Analytischer Plotter bemerkbare Genauigkeitsvorteile gegenüber einem kon-
ventionellen Auswertegerät.
b) Korrektur systematischer Bildfehler
Der Hauptvorteil des analytischen Plotters wurde früher in seiner Möglichkeit gesehen, konstante
(deterministisch-systematische) Bildfehler rechnerisch bei der Bildkoordinatenberechnung zu be-
rücksichtigen.
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