So sind beispielsweise Bildkoordinatensysteme zu definieren (Nichtmeßkammer)
und die Elemente der inneren Orientierung der Kammer (bei der Aufnahme) zu
bestimmen.
Die im folgenden beschriebenen Auswertetechniken unterscheiden sich jedoch
nicht nur in ihrer Vorgehensweise; es sind vor allen Dingen auch wirtschaft-
liche Aspekte, die bei der Auswahl des einen oder anderen Verfahrens zu
berücksichtigen sind.
3.1 Analogauswertung
Mit gewissen Einschränkungen ist eine Auswertung an allen analog arbeitenden,
photogrammetrischen Geráten móglich. Es kónnen jedoch im allgemeinen Fehler-
einflüsse, die durch Verzeichnung und Bilddeformationen (z.b. Nichtplanlage
und Verzüge des Films) entstehen, nicht berücksichtigt werden. Bei einem
BildmaBstab von 1:1000 und unter Benutzung eines der in Tabelle 4 aufgefiihr-
ten Objektives, kónnen sich so bereits Fehler, auf Grund radialsymmetrischer
Verzeichnung, von 6 cm ergeben. Der mechanische Aufbau einiger analoger
Stereokartiergerdte fordertweiterhin, daB die $- und w-Neigungen nicht größer
als 5 Gon sind (Ausnahme: Stereoplanigraph C 8 von Zeiss Oberkochen, hier
maximal 40 Gon) (vgl. /12/ Przybilla (1982)).Die oft nur geringen Variations-
möglichkeiten in der Kammerkonstanteneinstellung am Kartiergerát müssen zudem
durch photographische Umbildung der Aufnahmen umgangen werden. Ähnliche
Einschránkungen sind auch bei der Benutzung von Entzerrungsgeráten zu beach-
ten (Tischneigungen).
3.2 Analytische Auswertung
Die Wahl analytischer Methoden befreit den Anwender von optischen und mecha-
nischen Restriktionen; physikalische Prozesse werden durch mathematische
ersetzt (vgl. auch /13/ Wester-Ebbinghaus (1980)).
3.2.1 Numerische Methoden
Sollen die durch optische und mechanische Einflüsse erzeugten Bildfehler bei
der Auswertung Berücksichtigung finden, so ist die Anwendung numerischer
Methoden nahezu unumgánglich. In einem ersten Schritt sind Koordinatenmess-
ungen am Komparator durchzuführen. Wap die eingesetzte Kammer mit einem
Reseau ausgerüstet, so bietet sich hier die Möglichkeit, durch polynomiale
Transformationsansätze Korrekturen an den Bildkoordinaten anzubringen
Mittels geeigneter Rechenprogramme für relative und absolute Orientierung
kónnen photogrammetrische Modelle erstellt werden. Als weitere Móglichkeit
bietet sich eine Bildtriangulation an, gegebenenfalls mit simultaner Be-
stimmung der Elemente der inneren Orientierung.
3.2.2 Analytischer Plotter
Die Verwendung analytischer Plotter vereinigt die Vorzüge analoger Auswerte-
verfahren mit denen numerischer. Einschránkungen wie sie bei analogen Stereo-
kartiergeraáten vorhanden sind (begrenzte Neigungsmóglichkeiten der Bildtrá-
ger, geringe Variationsbereiche für die Kammerkonstante) gibt es hier nicht.
Die Auswertbarkeit der Bilder wird oft nur durch das menschliche Sehvermógen
begrenzt; so bereitet das Auswerten von Konvergentaufnahmen, eventuell noch
mit unterschiedlichen BildmaBstdben, dem Auge Probleme. Als alternative
Lósung kann dann jedoch die Benutzung des analytischen Plotters als Kompara-
tor betrachtet werden. Weitere Beschränkungen ergeben sich eigentlich nur
durch noch nicht vorhandene Software; es ist zum Beispiel bisher noch nicht
móglich, die Verbildungen, die durch die Réseautechnik erfafBt werden kónnen,
bei der Auswertung zu berücksichtigen. Fehlereinflüsse, wie sie bei der
Benutzung von Film auftreten, können daher nur bedingt erfaßt werden. Beim
Planicomp C 100 von Zeiss, Oberkochen, besteht in diesem Bereich die einzige
Korrekturmöglichkeit in der Berücksichtigung des affinen Filmverzugs.
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