grammetrische Aufnahmen vorliegen, zu einem photogrammetri-
schen Archiv auch Amateurphotos dazugehören. Im Falle einer
Objektzerstörung (durch den Krieg oder das Erdbeben) kann man
solches Photo auf die meistens doch stehengebliebenen Funda-
mentreste anschliessen und durch sinngemässe Voraussetzungen
und die Anwendung der Sätze der Perspektive ist dann doch ei-
ne "wahrscheinliche" Auswertung ausführbar.
Ausser der präventiven photogrammetrischen Aufnahmen der
Kulturdenkmalobjekte, die noch vor dem Erdbeben durchzuführen
sind, hat die Photogrammetrie heute auch die bedeutungsvolle
Aufgabe in den vom Erdbeben schon erfassten Gebieten, die ra-
sche und genaue Feststellung der Beschädigungen an Objekten
durchzuführen. Wenn nötig, sind aus solchen Aufnahmen Angaben
abzuleiten, die dem Statiker für die Projektierung der Sanie-
rung und dem Konservator für die Restaurierung des Aussehens
jedes einzigen Objektes notwendig sind.
Die Aufnahme der durch das Erdbeben angegriffenen Objek-
te, besonders in ausgebauten alten Anhäufungen, ist für die
Leute wie auch für die Ausrüstung gefährlich. Anderseits ist
noch gefährlicher, oft sogar unmöglich, Messungen unmittelbar
an beschädigten Objekten vorzunehmen, so dass die Photogram-
metrie das einzig mögliche Verfahren darstellt. Das wird noch
mehr offenbar, wenn man bedenkt, dass solche wertvolle Fassa-
den oft mit einer reichen Verzierung beschmückt sind.
Die Umstände für die photogrammetrische Aufnahme sind
sehr verschieden und oft sehr schwierig - Vordergrund, Unzu-
länglichkeit, grosse Höhen der Bauten, Sichthindernisse u.a.
In den Altstädtenanhäufungen mit engen Gassen und klei-
nen Plätzen wird auf die Aufnahmeausrüstung die Forderung ge-
stellt nach einer Ausstattung mit Weitwinkelobjektiv, mit der
Möglichkeit der Fokussierung, Kippung und Schwänkung der Auf-
nahmeachse, mit der Möglichkeit von allen Lagen der Aufnahme-
basis.
Die engen Gassen stellen ein Sonderproblem für den Ope-
rateur dar. Man müsste eine grosse Anzahl von Einzelbildern
und Bildpaaren vornehmen. Wenn die Fassaden eben sind, mit
minimalen Vorsprüngen, kann man Aufnahmen mit von vornherein
bestimmter Schwenkung anwenden (s.S.17-20 und Abb.l4 in [3 1).
Später bei der Auswertung wird diese Verschwenkung nicht ange-
bracht (sie kann auch konstruktiv nicht in der Grösse ange-
bracht werden), was eine affine Verkürzung der x-Dimensionen
im Modell zur Folge hat. Diese kann man aber bei graphischer
Registrierung am Koordinatographen wieder gutmachen dank der
Möglichkeit der Uebertragung vom Stereogerät zum Koordinato-
graphen in verschiedener Uebersetzung für x(horizontal)- und
z(vertikal)-Dimensionen.
Die photogrammetrischen Aufnahmen sollen an Ort und Stel-
le entwickelt werden. Angesichts des Unterbleibens vom Strom
und Wasser im heimgesuchten Gebiet ist für diesen Zweck ein
speziell ausgestattener Feldwagen mit eingebautem Photolabor
in vielen Fállen unentbehrlich.
Was die Auswertung der photogrammetrischen Aufnahmen der
vom Erdbeben beschädigten Objekte anbelangt, so unterscheiden
wir:
1) die urgente im heimgesuchten Gebiet durchzuführende Auswer-
tung ;
2) die nachträgliche im photogrammetrischen Bureau durchzufüh-
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