Diskussion der Bewegungsunschärfe bei Luftbildern mit Hilfe
einer Kontrastübertragungsfunktion
Von Dr.-Ing. H.-K. Meier, Oberkochen
Für die Beurteilung der, Bildgüte setzt sich heute als objektives Maß mehr und mehr die
Kontrastübertragungsfunktion durch. Das bisher verwendete Auflósungsvermógen charak-
terisierte die Qualitát einer Abbildung lediglich im Grenzbereich des gerade noch Unter-
scheidbaren. Die Kontrastübertragungsfunktion hingegen gibt Aufschluf) über den Gesamt-
bereich. Sie läßt erkennen, wieviel Prozent des Objektkontrastes in Abhángigkeit von der
Objektgrófe (der sogenannten Ortsfrequenz) bei Abbildung eines periodischen Testgitters
wiedergegeben werden. Ein weiterer Vorteil liegt in der Möglichkeit, die Kontrastüber-
tragungsfunktionen einzelner Vorgánge (z. B. der Abbildung durch ein Objektiv, der Wieder-
gabe durch die photographische Schicht usw.) zu kombinieren und damit den Gesamtvorgang
zu charakterisieren!). In der Aerophotographie gehórt zu diesem Gesamtvorgang auch
die Bildwanderung, das ist eine Bewegung der Bildpunkte, hervorgerufen durch Ánderung des
Aufnahmeortes und der Aufnahmerichtung wáhrend des Belichtungszeitraumes. Im Hinblick
auf das Auflósungsvermógen wurde dieser Vorgang von Wolfe und Lamberts bereits früher
diskutiert [5]. Es liegt nahe, auch seinen Einfluß auf die Abbildungsgüte ganz analog zu
dem von Objektiv und Emulsion in einer Kontrastübertragungsfunktion zu beschreiben. Ent-
sprechende Hinweise wurden von Ingelstam [1] und Frieser [3] bereits gegeben. Das
Problem soll hier etwas ausführlicher behandelt werden. Es wird die Kontrastübertragungs-
funktion für die Bildwanderung hergeleitet, diskutiert und an einem Laborversuch überprüft.
Unter Bildwanderung ist dabei zunáchst nur die gleichmáf)ige (unbeschleunigte) Ver-
setzung der Bildpunkte (in der Bildebene) wáhrend des Belichtungszeitraumes zu verstehen.
Ursache einer solchen. Versetzung ist praktisch. vor allem die mit der Vorwärtsbewegung des
Flugzeuges verbundene Änderung des Aufnahmeortes. Entsprechende Änderungen der, Auf-
nahmerichtung treten demgegenüber in den Hintergrund. Es wird gezeigt werden, daß darüber
hinaus mit Schwingungen auch beschleunigte Vorgänge in die Betrachtung einbezogen werden
können. Hier sind vor allem periodische Änderungen der Aufnahmerichtung (Drehschwingun-
gen) von praktischer Bedeutung und die des Aufnahmeortes (Transversalschwingungen)
treten demgegenüber zurück.
1) Niheres itber Kontrastiibertragungsfunktionen siehe Aufsatz K. Schwidefsky im gleichen Heft.