Bei sehr klarem Wetter, wenn praktisch nur die Molekülstreuung wirksam ist, beträgt die
Reichweite der Infrarot-Emulsion das 11fache derjenigen einer orthochromatischen Emulsion
und das 4fache der Sichtweite des Auges. Nimmt aber die, Sichtweite durch Dunst mehr und
mehr ab und wollen wir gerade dann die Vorteile der Infrarot-Emulsion geniefen, dann ver-
ringert sich der Gewinn gegenüber pan- und orthochromatischen Schichten sehr rasch. Man
muß dann abschätzen, ob der geringe Gewinn noch die bekannten Nachteile der Infrarot-
Emulsionen aufwiegt. Die oft gezeigten Vergleichsaufnahmen beweisen zwar die ,,Schónwetter-
Wirkung der Infrarotschichten, daneben aber vor allem die unterschiedliche spektrale Re-
mission. wichtiger Bestandteile des Geländes.
5. Spektrale Remission des Geländes
Der grofite Teil der auf das Gelände auftreffenden Sonnen- und Himmelsstrahlung wird
dort absorbiert und setzt damit das verwickelte Spiel der mikroklimatischen Vorgänge in
Bewegung; er ist aber für die Photographie verloren. Der Rest wird in unterschiedlicher
Weise reflektiert. Allein die in den verschiedenen Spektralbereichen verschieden große Re-
flexion der Gegenstände liefert dem Auge und der photographischen Schicht die Skala der bun-
ten und unbunten Tonstufen, mit denen die Wirklichkeit wahrgenommen und abgebildet
wird. (Schlagschatten unterstützen diese Wirkungen.)
In einer Naturlandschaft ist wegen der unregelmäßigen Oberflächen der Objekte die
Reflexion überwiegend diffus zerstreut, abgesehen von der spiegelnden Reflexion an Wasser-
oder Eisflächen. Doch können mineralische Bodenbestandteile kräftige Anteile gerichteter
Reflexion beitragen, die an den verschiedenen Tonwerten z. B. von Ackerstücken in auf-
einanderfolgenden Luftbildern leicht erkannt wird. Kräftige Unterschiede dieser Art können
bei gleichförmiger Parzelleneinteilung zur Verwechslung von Flurstücken führen und unter
Umständen die stereoskopische Betrachtung im Auswertgerät erschweren.
Die Remission (oder Albedo) ist als Verhältnis der diffus reflektierten zur auftreffenden
Strahlung für kleinere oder größere Wellenlängenbereiche definiert. Wegen ihrer Bedeutung
für viele wissenschaftliche und praktische Fragen gibt es eine größere Anzahl von Messungen
der Geländeremission für verschiedene Bodenarten und -bedeckungen, deren Ergebnisse
naturgemäß wegen der Unmöglichkeit scharfer Definitionen, unterschiedlicher Meßverfahren
usw. differieren. In Tabelle 7 sind einige Zahlen, die für den Bereich des sichtbaren Lichtes
gelten, zusammengestellt. Es sei bemerkt, daß diese Zahlen die reine Geländerückstrahlung,
ohne den Einfluß des Luftlichtes, wiedergeben.
Tabelle 7
Albedo verschiedener Oberflüchen für sichtbares Licht und senkrechten Lichteinfall.
Dunkler Wald, Hecken 1. 3% gelber Sand, naß 18%
Acker, naß 5,5% gelber Sand, trocken 31%
Acker, trockeñ 14% rauher Beton, naß 25%
Teerstralle 0.05 rauher Beton, trocken 35%
grünes Gras, naß 9% Kalkfels 30%
grünes Gras, trocken 14 9, alter Schnee 42. «10%
Neuschnee 80...85%
Überraschen mag in Tabelle 7, daß alternder Schnee bis zur Hälfte seines ursprünglichen
Reflexionsvermögens verlieren kann. Der Helligkeitsumfang in einer schneefreien Natur-
landschaft betrágt hiernach hóchstens etwa 1:20.
Wir interessieren uns aber auch für den spektralen Gang der Remission im Sichtbaren
und im nahen Infrarot bei háufig vorkommenden Bodenarten und -bedeckungen. Abb. 7
enthält für den Wellenlängenbereich von 400...850 mu die Remissionswerte von 8 Objekten
nach E. L. Krinow.
14
IE
68
Kalk
\
Abb. 7.
flächen
(ohne Li
R%
C
30r
10
pb —
I"
4000
Abb. 8.
und zwe
4