Die vornehme Gesinnung und die Güte, die aus diesen Zeilen spricht, verpflichtet. Von stillen
Forschern, wie Drüner, Trendelenburg, Scampi, Hasselwander u. a. wurde
schon in den ersten beiden Jahrzehnten dieses Jahrhunderts in Deutschland eine „klassische“
Röntgenphotogrammetrie erarbeitet. Der Zusammenhang mit der allgemeinen Photogrammetrie
geht aus folgendem Vergleich hervor:
Photogrammetrie
im sichtbaren Licht im Róntgenlicht
Abbildung durch Linsen Abbildung durch Schatten
Gegenstand in weiter Ferne Gegenstand in greifbarer Nähe
Projektionszentrum Gegenstand
zwischen Gegenstand und Bildebene zwischen Projektionszentrum und Bildebene
Ausgangspunkt der Messung: Ausgangspunkt der Messung (nach Hassel-
Projektionszentren wander): Hauptpunkte in der Róntgenfilm-
Bildebene
Die ,Grundgleichung der Stereophotogrammetrie* gilt sinngemäß in beiden Fällen.
Grundgleichung der Stereophotogrammetrie
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Lichtbild Rontgenbild
Spezielle Schwierigkeiten entstehen bei der Abbildung im Röntgenlicht dadurch, daß das
Projektionszentrum eine Fläche merklicher Ausdehnung ist und infolgedessen die Randunschärfe
mit zunehmender Tiefe wächst. Schließlich können Röntgenstrahlen hoher Durchdringungs-
fähigkeit dünne, gut durchlässige Körper ganz auslöschen oder ihre Konturen nicht ganz richtig
abbilden. Diese Besonderheiten des Röntgenbildes müssen bei der stereoskopischen Betrachtung
beachtet werden, um die Fehlergröße bei der Messung zu beherrschen.
Die Hasselwandersche Methode hat in der medizinischen Röntgendiagnostik Eingang
gefunden; aber dem Anwendungsgebiet waren Grenzen gesetzt durch die relativ lange Zeit
zwischen der Belichtung der beiden stereoskopischen Halbbilder. Hasselwander starb in der
Hoffnung, daft das Schirmbildverfahren (d. h. die photographische Aufnahme des Róntgenleucht-
schirmes), das von Jan ker schon 1939 empfohlen wurde, eine wesentliche Besserung bringt. In
der Tat ist inzwischen mit der Vervollkommnung der Apparatur und der Technik — mit der
,Odelca 100“ ist der Filmwechsel in 7/100 Sekunden môglich — das stereoskopische Róntgenbild
auf fast allen Gebieten der Róntgendiagnostik einsetzbar.
Bei dem relativ kleinen Format (1007X100 mm) des Schirmbildes ist. es jedoch zweckmäßig,
statt des „Stereoskiagraph“, den Hasselwander auch für das Schirmbildformat gebaut hat, einen
speziellen Stereokomparator zu verwenden, bei dem man das Raumbild in einer zweifachen
Vergrößerung betrachten, mit einer eingespiegelten Marke die Parallaxendifferenz auf 0,1 mm
genau messen und den Aufriß im Maßstab 1:1 aufzeichnen kann (Röntgenstereokomparator der
Fa. Optotechnik Herrsching/Ammersee).
Mit diesen Hilfsmitteln für die Aufnahme des Röntgenraumbildes (Odelca 100) und für die
Auswertung desselben (Röntgenstereokomparator) ist das Schirmbildverfahren eine allseitig
anwendbare Methode der Röntgendiagnostik geworden, eine Art „topographischer Anatomie am
Lebenden“.
D. 32-680/29348 b
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