MASSENERMITTLUNG
im Rheinischen Braunkohlentagebau mittels
Luftbildmessung und elektronischer Rechentechnik
Von Markscheider Dipl.-Ing. Helmut Heyll, Brühl Bez, Köln
1922 begannen die ersten Versuche zur Einführung der Photogrammetrie im mitteldeut-
schen Braunkohlentagebau (1). 1925 stellte 0. v. Gruber fest, daß nach dem damaligen
Stand der Luftbildmessung "die Photogrammetrie aus der Luft überhaupt nicht infrage
kommt", daB aber "die Photogrammetrie vom festen Boden aus ausreichend genau ist"(2).
1930 wird über die Nutzung von Luftbildplänen für bergbauliche Zwecke berichtet
(3a; b).
Eine Eingliederung der Bildmessung in die markscheiderischen MeBverfahren gelang
nicht. Auch weitere Empfehlungen nach 1945 (4), (5) und neuere Versuche (6), (7), (8)
änderten daran nichts. Es fehiten hauptsächlich die wirtschaftlichen Voraussetzungen:
1) Große zusammenhängende Tagebaugebiete unter einheitlicher Leitung.
2) Einfache Herstellung und Auswertung der Meßbilder in einer bergbaueigenen
Bildstelle.
3) Rationelle Weiterverarbeitung der MeBdaten.
4) Bergamtliche Zulassung photogrammetrischer lleBverfahren.
Entwicklung des Rheinischen Braunkohlenreviers nach 1945
Im rheinischen Braunkohlenrevier, das ist der vom Tagebau in Anspruch genommene Raum
zwischen Aachen - Koln - Dusseldorf, vollzieht sich vor unseren Augen der ProzeB ei-
ner weit ausgedehnten, durch den Braunkohlenbergbau verursachten Verinderung der
Landschaft (9).
Einize Zahlen mögen die Bedeutung, Entwicklung und Ausdehnung des Reviers kennzeich-
nen.
1938 1946 1959
A
Abraumbewegung 28,5 20,8 154,9 Mio m
Braunkohlenforderung 57.5 43,2 79,8 Mio t
Brikettherstellung 12,0 9,8 15.7 Mio t
Stromerzeugung 5 489,1 3 471,4 22 062,0 Mio kWh
1930 1946 1959
Vom Tagebau entzogene Fläche 41,8 65,5 413,5 ken
Betriebsfläche 3347 45,5 69,6 km,
Wieder nutzbar gemachte Fläche 8,1 20,2 45,7 km
(für Land- und Forstwirtschaft
und Sonstiges)
Die Landinanspruchnahme durch den Tagebau pro Jahr ist erheblich.
Bis zum Jahre 2000 wird sie insgesamt auf 232 km“ anwachsen.
Der stetig steigende Bedarf an Energie seit 1945 führte zur Entwicklung großer Tage-
baueinheiten durch Zusammenschluß benachbarter Tagebaue und zur Neuaufschließung von
Tagebauen, die bei hoher Abraumüberdeckung in Tiefen bis 250 m unter Gelände vorsto-
Ben werden und auf eine max. Kohlenförderung von 85 O00 t bei 200 000 m? Abraumbewe-
gung pro Tag ausgelegt sind (10). Heute ist für die Gewinnung einer t Kohle die olei-
che Menge Abraum zu bewegen. In n&chster Zukunft wird für eine t Kohle die dreifache
Menge Abraum zu bewegen sein.
Den ungünstiger werdenden Naturverhültnissen kann nur durch verstärkte lMechanisie-
rung enigegengevirkt werden. Es waren daher Abbaugerüte und Abbauverfahren zu ent-
vickeln, um die immer größer werdenden Abraummassen noch wirtschaftlich zu bewalti-
gen (11).
o