Full text: Commissions V, VI and VII (Part 6)

und je einer Serie Bromsilberabzüge ausgestatteten, methodisch gut durch- 
dachten Schul-Kernreihen „Luftbildlesen“ zusammen, von denen nur die 
ersten 3 Mappen ®) in beschränkter Zahl veröffentlicht wurden. 
Bevor einzelne Beispiele aus der — leider in einer unglücklichen Kriegs- 
zeit sich entwickelnden — landkundlichen Luftbildauswertung aufgezählt 
werden, bedarf auch die von der deutschen Landeskunde übernommene 
Forschung am Luftbild der Erwähnung. So wie die Karte als klassisches 
Hilfsmittel der Geographie nicht nur Hilfsmittel der Forschung, sondern 
auch Forschungsgegenstand selbst ist, ist es auch das Luftbild. 
Zu den Aufgaben, die die Luftbildstelle der Abteilung für Landeskunde 
mit ihrer Gründung — unter dem damaligen Referenten Dr. habil. H. Müller- 
Miny — übernommen hatte, gehörte neben dem Aufbau des Luftbildarchivs, 
der Berichterstattung über die Neueingänge auf Übersichtsblättern, der Ver- 
mittlung von Luftbildbestellungen, der Anlage von Beispielsammlungen, der 
Anregung zur Landschaftsbeschreibung mit Hilfe der landeskundlichen 
Luftbildauswertung und ihrer Veröffentlichung ein spezieller Forschungs- 
auftrag mit dem Ziele, die Erarbeitung eines geographischen Luftbildlese- 
schlüssels zu prüfen. 
Die mit dem Luftbildwesen verknüpften Themen der zu gleicher Zeit an 
andere Gelehrte vergebenen Forschungsaufträge spiegeln das Bemühen, das 
Luftbild ebenso wie die Karte zum allgemein anerkannten Hilfsmittel der 
Landeserforschung zu machen. Während Carl Troll in Bonn über die Ent- 
wicklung der geographisch-morphologischen Luftbildauswertung arbeitete, 
prüfte W. Credner in München die Möglichkeiten der landwirtschafts- 
geographischen Luftbildauswertung, untersuchte Kuron in Berlin das Pro- 
blem der bodenkundlichen Luftbildinterpretation und war Hans Cloos in 
Bonn mit der Entwicklung von Methoden zur geologischen Luftbildauswer- 
tung beschäftigt. 
Im Rahmen derartiger Forschungsaufträge konnten von der Abteilung für 
Landeskunde und der Zentralstelle für Vegetationskartierung gemeinsam 
noch im Jahre 1944 Befliegungsaufträge für einige im Blattschnitt der topo- 
graphischen Karte 1: 25000 ausgesuchte Gebiete an die damalige Flieger- 
bildschule Hildesheim gegeben werden. Um die jahreszeitlichen Unterschiede 
des Pflanzenkleides im Luftbild erkennen und vergleichen zu 
können, wurden u. a. die Gebiete der Meßtischblätter Worbis, Niederorschel, 
Gersfeld, Pattensen, Dessau, Alfeld, Schwarmstedt, Wolmirstedt und Ver- 
den/Aller im Frühjahr, Sommer und Herbst des Jahres 1944 aufgenommen 
und den o. g. mit einem Forschungsauftrag betrauten Instituten und Wissen- 
schaftlern zur Verfügung gestellt. An Hand der Reihenbilder im Bereich der 
Meftischblátter Worbis und Niederorschel wurden in der Abteilung für 
Landeskunde erste Erfahrungen über Tónung, Textur und Konturen auf 
Luftbildern gesammelt. Von besonderem Interesse wird es für die bei der 
Interpretation einen Graukeil verwendenden Auswerter 1%) sein, da in den 
damaligen Arbeitsberichten der landeskundlichen Luftbildstelle ein Grau- 
keil mit 23 Tonstufen gefordert wurde, während ein Graukeil der Fa. Heide, 
Leipzig, mit 17 Tonstufen bereits als unzureichend abgelehnt wurde. Mit 
Hilfe von 6 verschiedenen Karteien sollte schließlich versucht werden, die 
Ausdrucksformen im Luftbild zu erfassen nach der Ortslage, nach syste- 
matischen Gesichtspunkten, nach dem Tönungswert unter Berücksichtigung 
von Tages- und Jahreszeit und Beleuchtungsverhältnissen, nach den Land- 
schaftsindikatoren (z. B. Hohlwege und Zuckerrübenbau als typisch für Löß- 
landschaft), nach natürlichen Landschaftselementen (z. B. Moränenzüge, 
Quellhorizonte, Steilstufen) und nach Landschaftstypen. 
Im systematischen Durchprüfen des Bildmaterials und in wissenschaft- 
lichen Aussprachen, vor allem mit der Zentralstelle für Vegetationskartie- 
rung (Prof. Tüxen), die die gleichen Luftbilder für die pflanzensoziologische 
Auswertung untersuchte, ergab sich, daß die Graukeilmethode nur ein sehr 
schwer gangbarer, wenn nicht vergeblicher Weg war, „daß es einen Schlüssel 
zum Erkennen und Verstehen des Luftbildinhaltes, der so allgemein 
gültig ist, wie der Kartenschlüssel, nicht gibt und auch aus dem Wesen des 
Luftbildes heraus kaum geben kann* !), eine Erkenntnis, die bereits in der 
praktischen Erfahrung der auf militárischem Sektor arbeitenden Forschungs- 
staffel bestátigt war. Ein Gegenstand wird aber nicht nur durch die Tónung, 
sondern auch durch Grófe, UmriB, Kórpergestalt und Kórperschatten be- 
9) Reichsanstalt für Film und Bild: Schul-Kernreihe Luftbildlesen. 
Folge 1. Kr. 47/1942. Luftbild und Karte. 
Folge 2. Kr. 48/1942. Bodenbedeckung und Tónung der Landschaft. 
Folge 3. Kr. 49/1942. Schattenfall — Verkehrs- und Industrieanlagen. 
10 Vgl. Daehn, Robert E.: A standardized tone scale as an aid in photo inter- 
pretation. In: Photogrammetric Engineering. Bd 15, 1949, 2. S. 287, (mit 10 Ton- 
stufen). 
11) Vgl. hierzu Müller-Miny, H.: Geographisch-landeskundliche Luftbildaus- 
wertung. In: Geogr. Taschenbuch 1953. S. 489—498. 
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