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mit den Folgetriangulationen systematisch über das gesamte Staatsgebiet
auszudehnen, damit jedermann in seinem Bereich und entsprechend seinem
Interesse Gebrauch davon machen kann. Sicherlich würde eine solche Auf-
nahme mehr Geld kosten, als sie unmittelbar einbringt. Der mittelbare
wissenschaftliche und wirtschaftliche sowie der kulturelle Nutzen wären
aber sicher so hoch, daß es sich für eine fortschrittliche Staatsverwaltung
lohnt, dieses Problem ernsthaft zu prüfen. Außerdem bin ich der Meinung,
daß die hierfür erforderlichen Mittel nicht wie üblich nur für militärische
Zwecke, sondern darüber hinaus auch ausnahmsweise einmal für wirtschaft-
liche und kulturelle Nutznießung zur Verfügung gestellt werden sollten. In
einer fortschrittlichen Staatsverwaltung sollten Luftbild und Luftbildplan
neben Koordinaten und Höhen, Plänen und Karten zu den selbstverständ-
lichen Sachleistungen des Vermessungswesens zählen.“ Zudem muß daran
erinnert werden, daß zwar im Luftbildarchiv für deutsche Landeskunde in-
folge der heute sehr kostspieligen Bildbeschaffung — von einigen Bild-
auftraggebern wird Beteiligung an den Befliegungskosten gefordert — noch
keine Bilddeckung des Staatsgebietes erreicht werden konnte, daß aber
einige regionale Auftraggeber beachtliche Luftbildsammlungen ihrer Inter-
essengebiete besitzen, wie z. B. der Ruhrsiedlungsverband, die Landes-
planungsbehörde Nordrhein-Westfalen oder die Forstdirektion Nordwürt-
temberg.
Die neuerdings mehrfach gestellten Fragen nach der Verwendungsmög-
lichkeit von Farbaufnahmen und ihre Interpretation, wie sie während des
Krieges u. a. von Vageler (Bodenkunde) und der Forschungsstaffel und nach
dem Kriege von K. Voelger !”) und H. J. Steinmetz 18) gestellt wurden, inter-
essieren die landeskundliche Arbeit ebenso wie eine Übersicht über die der
Luftbildinterpretation zur Verfügung stehenden Auswertegeräte, wie sie bei
W. A. Brucklacher *) und S. Schneider ??) beschrieben wurden.
An der Interpretation der Oberflächengestaltung aus dem Luft-
bild sind ebenso die Topographie wie die Geomorphologie beteiligt. Zur mer-
phologischen Luftbildinterpretation in Deutschland liegen neben den álteren
richtungweisenden Arbeiten von C. Troll?), H. Bobek, K. v. Bülow auch
neuere regionale Untersuchungen vor. So hat H. Stiibner 2) in einer Jenen-
ser geographischen Dissertation des Jahres 1953 das Problem der Boden-
erosion in Thüringen mit Hilfe der Luftbildauswertung in Verbindung mit
eingehenden Gelándestudien untersucht und 1954 methodische Erkenntnisse
über ,die Anwendung der Luftbilder in der Geomorphologie* ??) veróffent-
licht.
In seinem 6. Bericht über die Erosionsforschung ?#) im Hoch-Allgäu aus
dem Jahre 1956 betont Prof. J. A. Huber den hohen Wert der Luftbildver-
wendung im Hochgebirge und kündigt die ständige Einbeziehung der Luft-
bildauswertung in die Erosionsforschung an. Küstenmorphologische Fragen
wurden mit Hilfe der Luftbildinterpretation nach dem Kriege durch die
Forschungsstelle Norderney des Wasser- und Schiffahrtsamtes Norden unter-
sucht. E. Wrage, Hamburg, veröffentlichte — leider ohne Luftbilder —
einen mit morphologischen Skizzen belegten Aufsatz ,Luftbild und Watt-
forschung“ 2%), in dem er den Formenschatz des Nordseewatts zwischen Tri-
schen und Friedrichskoog (Dicksand) beschreibt. Das von Gierloff-Emden,
Hamburg, bearbeitete Heft über „Luftbild und Küstengeographie ?®) bringt
nicht nur neuere methodische Erkenntnisse der Luftbildforschung im
amphibischen Gebiet, sondern zeigt an Beispielen und älteren Vergleichs-
aufnahmen der Küste und vorgelagerten Inseln die täglichen und mehrere
Jahre dauernden Veränderungen der Watten, Sande und Priele.
1) Voelger, Klaus: Neue Versuche mit farbigen Luftaufnahmen. In: Bildmessg u.
Luftbildwesen. 1957, H. 4. S. 112—116.
18) Steinmetz, H. J.: Vergleiche farbiger und schwarz-weißer Luftaufnahmen auf
dem Gebiet der Bodenkunde, Bodenerhaltung und Landschaftspflege. In: Bild-
messg u. Luftbildwesen. 1957, H. 4. S. 116—118.
19) Brucklacher, W. A. Entwicklungsstand der Luftbildmessung. In: Jb. d.
Wiss. Ges. f. Luftfahrt. Braunschweig. 1955. S. 3—16.
20) Schneider, S.: Geräte zur landeskundlichen Luftbildauswertung. In: Geogr.
Taschenbuch 1960. S.
21) Troll, Carl: Methoden der Luftbildforschung. In: Sitzgsber. d. Zusammenkunft
europäischer Geographen in Würzburg 16.—19. 3. 1942. Hrsg. v. N. Krebs. Leipzig
1943. S. 121—146.
22) Stübner, Kurt: Luftbild und Bodenerosion. Eine Interpretation von Erschei-
nungsformen und Intensität der Bodenerosion im Luftbild und Gelände. —
Berlin 1955.
22) Stübner, Kurt: Die Anwendung des Luftbildes in der Geomorphologie.
In: Vermessungs-Informationem d. VEB Carl Zeif, Jema. 1954. S. 11—21.
:) Huber, J. A- 6. Bericht über die Erosionsforschung im Hoch-Allgáu. Als
Manuskr. gedruckt .vom Beauftr. f. Naturschutz im Reg. Bez. Schwaben. 1956.
25) Wrage, E.: Luftbild und Wattforschung. Neue Studien über den Formenschatz
des Nordseewatts zwischen Trischen und Friedrichskoog (Dicksand). In: Peter-
manns geogr. Mittn. 1958. S. 6—12.
26) Gierloff-Emden, H. G.: Luftbild und Küstengeographie am Beispiel der
deutschen Nordseeküste. — Godesberg 1960. = Landeskdl. Luftbildauswertg. im
mitteleuropüischen Raum. H. 4.
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