Full text: Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe

  
16 Johann IV. Roth (1482— 1506). 
Johann IV. Roth (1482 —1506). 
Aus Schwaben gebürtig, seit 1468 Bischof von Lavant, Domdechant von Breslau und von Rudolf 
zum Koadjutor ausersehen, wurde er auf Empfehlung des Königs Matthias zum Bischof gewählt. 
Er war classisch und juristisch gebildet, ein Förderer der Künste, und vor allem streng kirch- 
lich. Das religiöse Leben suchte er besonders durch Abhaltung der Synoden von 1496 und 1497 
zu heben. Er führte den gregorianischen Gesang unter Beseitigung der entarteten Kirchenmusik 
wieder ein. An Stelle des alten, aus Bindwerk bestehenden Bischofshofes zu Breslau führte er 
einen Neubau aus Stein auf. Er besass eine reiche Büchersammlung, die wahrscheinlich in die 
Dombibliothek überging und 1632 bei der schwedischen Invasion verwüstet wurde. 1483 und 
1499 liess er das Breslauer Missale von Peter Schöffer zu Mainz, 1505 von Haller und Hyber 
zu Krakau, 1499 und 1501 das Brevier zu Venedig, 1499 das Rituale von Friedrich Dumbach 
zu Strassburg drucken. Im Uebrigen war seine Regierung durch heftige Kämpfe mit dem Dom- 
kapitel getrübt. Hochbejahrt ersah er sich den ungarischen Grafen und Breslauer Domdechanten 
Johannes Turzo zum Koadjutor. Er erlangte dafür die päpstliche Bestütigung, erregte aber den 
Widerspruch der sehlesischen Fürsten. Diese wurden beruhigt durch den Kolowrat’schen Ver- 
trag, nach welchem kein Auslünder, sondern nur aus den bóhmischen Kronländern Gebürtige 
in Breslau zu Bischöfen gewählt werden sollten. Auf den vom Papste bereits bestätigten Turzo 
sollte sich jedoch diese Bestimmung nicht beziehen. Der kunstsinnige Bischof hatte sein Epi- 
taphium schon zehn Jahre vor seinem Tode von dem berühmten Rothgiesser Peter Vischer in 
Nürnberg herstellen lassen. Als er am 21. Januar 1506 zu Neisse gestorben war, wurde sein 
Leichnam nach Breslau gebracht und in der Mitte des Kleinchors der Kathedrale, östlich von 
der Tumba des Bischofs Preczlaw bestattet. Das Grab ist bezeichnet durch einen Stein mit 
der Inschrift: Joannes IV. Epus. Vrat. Obiit 1506. In die südliche Kapellenmauer ist das 
10 Fuss hohe und 7 Fuss breite Erzdenkmal eingelassen, ,ein seltenes Meisterstück“, „das 
schönste Bischofsdenkmal in Schlesien.“ Die Relieffigur des Bischofs in voller Pontifikaltracht, 
mit dem meisterhaft geformten, wiirdevollen Gesichte, steht in einer Kirche auf einem Lowen 
und hat zu den Füssen den schlesischen Fürstenadler, das Familien- und Bisthumswappen. 
Zu beiden Seiten stehen auf und unter Baldachinen je drei Figuren; zur Rechten des Bischofs 
Maria mit dem Kinde auf der Mondsichel, St. Johannes Evangelista und St. Georg; zur Linken: 
St. Johannes Baptista, St. Andreas und eine Bischofsfigur mit einer Leiter, nach Luchs 
St. Emmeran, der auf einer Leiter gemartert wurde, nach Knoblich!) St. Nicolaus, der auf 
1) Schles. Kirchenbl. 1861, 244. 
  
  
  
  
 
	        
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