Full text: Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe

  
10 Wenzel (1382—1417). 
Wenzel (1382—-1417). 
Herzog von Liegnitz und seit 1379 Bischof von Lebus, wurde er 1382 für Breslau postulirt. 
Seine Hauptsorge war die Heilung der Schäden, welche die Gewaltthätigkeit des Kaisers Wenzel 
der schlesischen Kirche verursachte. Zur Hebung der kirchlichen Disciplin hielt er 1410 und 
1415 Diôcesansynoden; durch das sogenannte Wencesiaische Kirchenrecht regelte er die Erb- 
folge bei den Unterthanen im Bisthumsterritorium. Urban VI. bot ihm die Cardinalswiirde 
an, die er jedoch ablehnte. Im Jahre 1417 resignirte er auf das Bisthum und lebte auf dem 
Sehlosse Ottmaehau, in der Nähe des von ihm bei der Pfarrkirche errichteten Collegiatstifts. 
Als er am 30. Dezember 1419 starb, bestatteten die Stiftsherren ihren Fundator in ihrer Mitte. 
— Nachdem das Collegiatstift durch Bischof Rudolf von Rüdesheim 1477 von Ottmachau nach 
der St. Johanneskirche in der Altstadt Neisse transferir worden, wurden auch die Gebeine des 
Stifters 1479 dorthin übertragen und vor dem Hochaltare beigesetzt. 149! schmiickte das 
Kapitel das Grab mit einem Denkstein aus Kunzendorfer. Marmor. Die Dischofsfigur hebt sich 
auf demselben in starkem Relief ab; alles Uebrige: Sehriftbánder, Wappen, Heiligenfiguren, 
Thiergestalten, Blattornamente sind aus Bronze und in den Stein befestigt. Die Inschrift, am 
untern Rande in zierlichen rómischen Majuskeln ausgeführt, lautet nach Auflósung der Abkürzungen: 
Wenceslao primo episcopo Wratislaviensi dueique Legnicensi, qui collegium hoe in Otmuchaw 
erexit, sempiterne memorie posituin. Obiit anno 1419. Am obern Rande steht auf einem Spruch- 
bande: Translatus ex Otmuehaw 1479. Die beiden Heiligenfiguren sind jedenfalls, rechts vom 
Bischofsrelief der erste Patron der Altstiidter Collegiatkirche St. Johannes Baptista, und links 
der Patron der früheren Ottmaenauer Collegiata St. Nieolaus!). — Am 19. August 1575 wurde 
das Grab in Gegenwart der Stiftherren Seholtis und Appelbaum geöffnet. Der bischófliche 
Leichnam war zu Asche geworden; auch von der Kleidung und dem Sarge waren nur noch 
einige Reste vorhanden. Nachdem alles besichtigt war, wurde das Grab wieder vermauert. 
Das Kapitel, welches damals aus dem Propst Joachim Rudolphi, dem Dechanten Nicolaus Neu- 
mann und Jen Kanonikern Matthäus Scholtis, Matthäus Appelbaum und Johannes Murmellus 
bestand, beschloss, aus Dankbarkeit gegen den Stifter, das Monument prächtiger, als es vorher 
war, wiederherzustellen. Es wurde ein tumbaartiger Aufbau, gegen zwei Ellen hoch, errichtet; 
das Mauerwerk war mit Stuckaturarbeit und mit sehón gemalten Figuren der Patrone des 
Stifts und den Wappen des Fundators und Translators gesehmückt. Oben lag der frühere Denk- 
stein mit dem Bilde des Bischofs. Diese Restauration geschah im September 1576. — 1650 wurde 
das Collegiatstift mit der Neisser Pfarrkirche vereinigt; die Ruhestütte des Stifters blieb aber 
zunächst unberührt. Als aber 1663 von Ungarn her die Türken und von Mähren aus die 
  
1) Abbildung auf Tafel 3. 
  
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