14 Jodocus (Jost) von Rosenberg (1456—1467).
Jodocus (Jost) von Rosenberg (1456 —1467).
Er war ein bóhmischer Edelmann und Grossprior des Johanniterordens. Bei seiner fried-
liebenden Natur hatte er einen harten Stand in den kirchenpolitischen Kämpfen, die während
seiner Regierung zwischen dem hussitischen Bôhmenkänige Georg Podiebrad und den deutsch
gesinnten Breslauern entbrannten und die Gemiither im hóchsten Grade erregten. Während der
Streitigkeiten um die Krone Böhmens eroberte er das dem Bisthum früher entrissene Zuck-
mantelsche Gebiet zurück. Er starb, erst 36 Jahr alt, zu Neisse am 15. December 1467. Sein
Leichnam wurde nach Breslau überführt. Hier verweigerte der Magistrat, der durch Massregeln
des Bischofs beleidigt worden war, die Durchführung des Leichenzuges durch die Stadt, bis
die zum Landtage anwesenden Fürsten eine Einigung vermittelten. Die bischöfliche Leiche
fand, wie bereits angedeutet, am östlichen Ende des untersten Chorplanums, in der Mitte vor
den Stufen sein Grab. Dasselbe wurde gefunden und aufgedeckt, als man 1886 dem Fürst-
bischofe Robert Herzog die letzte Ruhestätte bereitete. Zuerst stiess man ziemlich tief unter dem
gegenwärtigen Pflaster auf den siellenweis abgetretenen marmornen Grabstein, der herausgehoben
wurde. Er zeigt die nahezu lebensgrosse gemeisselte Ganzfigur des Bischofs Jodocus im Ornate.
Dem Bischofe zu Füssen kauert, wie dies bei den Darstellungen der Breslauer Bischöfe jener
Zeit auf den Grabsteinen üblich ist, ein Löwe. Rechts am Kopfe ist das Familienwappen der
Rosenberg: ein Schild mit einer stilisirten Rose. Am obern Rande des Steins befindet sich die
Inschrift: Anno 1467. 15. Decembris Neisse obiit reverend. pater item dominus Jodocus de
Rosenberg Eps. Wrat. hic sepultus'). Das Portrait auf dem Denkmale macht zur Gewissheit,
was man bisher nur vermuthete, dass das Standbild zwischen den beiden nördlichen Säulen
am Hauptportale der Domkirche den Bischof Jodocus darstellt. — Der Stein bedeckte ein Grab-
gewölbe. Nach Durchschlagung desselben fand man, ausser grossen, starken, aber ganz morschen
eichenen Bohlenstücken, welche deutlich die Seiten, den Boden und Deckel des Sarges erkennen
liessen, Todtenasche, einen Theil der Hirnschale, Brust- und Sehenkelknochen. Ausserdem wurden
vorgefunden Reste der Kasel und des mit Federn gefüllten Kopfkissens, sowie die Schuhe. Der
interessanteste Fund war ein kleiner gothischer Kelch mit Patene; an der Cuppa ist ein Stück
von der Grösse eines Fünfmarkstücks ausgefressen, ebenso zeigt sich am Fusse eine leichte
Beschädigung; dagegen ist die innere Vergoldung gut erhalten. Die Ueberreste der Gebeine
wurden in eine Albe gesammelt und am Kopfende des Grabes eingemauert, das Grab selbst
aber zur Ruhestätte für den jüngst verstorbenen Fürstbischof Robert hergerichtet. — Aus dem
eben Erzählten ergiebt sich, dass der bei der späteren Neupflasterung eingefügte Denkstein
des Bischofs Jodocus nicht genau .die Grabstätte desselben bezeichnet. Er ist in östlicher
Richtung über dieselbe hinausgeschoben und enthält die Inschrift: Jodocus Epus. Wratisl. Obijt
anno MCCCOLXVII. XV. Xbris hie sepultus ?).
1) Abbildung auf Tafel 5.
?*) Heyne III. 713. Klose, Von Breslau III. 1. 469. 495.