Full text: Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe

  
18 Johann V. Turzo (1506—1520). 
Johann V. Turzo (1506—1520). 
In der Theologie und Philosophie auf das Beste unterrichtet, nahm er an den wissenschaft- 
lichen Bestrebungen seiner Zeit den lebhaftesten Antheil und war ein Förderer der Künste und 
Wissenschaften. Als Bischof suehte er den Glanz des Kultus, die Kirehenzueht und das Schul- 
wesen zu heben. Dieses Ziel verfolgte er besonders auf den Synoden von 1509, 1511, 1514 
und 1517. Der Domkirehe schenkte er ein werthvolles Reliquiarium für das Haupt des heil. 
Vincentius Lev. und andere Kostbarkeiten. Auf den Trümmern der alten Burg Jauernig erbaute 
er bis 1509 das Schloss Johannesberg, die gegenwürtige Sommerresidenz der Breslauer Fürst- 
bischôfe. Zu dem Münzrechte, wie es seine Vorgünger bereits besassen, erwarb er noch das 
Recht, Goldmünzen zu prägen. Von den schlesischen Fürsten wurde er zum Oberlandeshaupt- 
mann von Schlesien gewählt. Er starb, 56 Jahr alt, zu Neisse am 2. August 1520 Vormittag 
11 Uhr; denselben Tag Abends gegen 8 Uhr war sein Tod bereits dem Domkapitel in Breslau 
gemeldet. Seine Leiche wurde im feierlichen Aufzuge nach Breslau gcbraeht, und naehdem sie 
am 8. August bei ihrer Ausstellung in der bischôflichen Hauskapelle durch das Umfallen einer 
Wachskerze in die Gefahr zu verbrennen gekommen war), in der von ihm gegründeten Johannes- 
kapelle am östlichen Ende des Nordschiffes der Kathedrale, am 9. August beigesetzt. Das 
ursprüngliche Denkmal stand jedenfalls an der Wand, dem Altare gegenüber. Eine Abbildung 
desselben besitzt das Breslauer Staatsarchiv?); beschrieben ist es von Christian Ezechiel^). 
Der Bischof in Pontifikalkleidung, lebensgross in weissem Marmor ausgehauen, mit einem Todten- 
kopf zur Seite, ruhte, das Haupt auf die rechte Hand gestützt, unter einem von steinernen 
Säulen getragenen baldachinartigen Aufbau. Vor der Bischofsfigur war ein Gitter aus Eisen- 
draht; hinter derselben theilte ein Schild die Wandfläche in zwei Abtheilungen, die mit In- 
schriften versehen waren. Rechts stand: Joanni Tursoni Wratislav. Episcop. et Provinciae 
Silesiae aliquamdiu Praefecto, Principi optimo, Religione et Pietate in Deum, Justitia in omnes 
singulari. Links: Doctrinae ipsi exquisitae et Doctorum, quos magna gratia et liberalitate pro- 
sequebatur, unieó Patrono Stanisl. Turso Oloniue. Episeop. et Joh. Turso Plesnae Dom. Fratres 
Fratri chariss. ex Testam. moes. P. — Ueber dem Architrav erhoben sieh zwei Arehivolten mit 
Festons und zwei Tafeln, welche folgende Inschriften trugen: rechts: 
Hoe Turso tibi Pontifex Sacellum 
Janus eondidit, Agnifer beate, 
In quo post obitum est situs. Meretur 
Si Coelum Pietasque et alma virtus, 
Obiit Nissae MDXX. IL. Aug. aet. s. LVI. 
1) Kastner, Archiv I 3. 2) E.5. 9?) Monumenta et Inscriptiones Wratislav. Bresl. Stadtbibl. Handschr. 2798. 
 
	        
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