Full text: Die Grabstätten der Breslauer Bischöfe

  
  
  
Franz Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein (1683—1732), 35 
Franz Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein (1683 —1732). 
Nach dem Tode des Cardinals Friedrich postulirte das Kapitel den Bischof von Olmütz, Graf 
Liechtenstein. Dieser Wahl widersetzte sieh der Kaiser, der den Pfalzgrafen Wolfgang, aus dem 
Hause Neuburg, gewählt wünschte. Da dieser bald starb, erhielt sein Bruder Franz Ludwig das Bis- 
thum. Der neue Bischof war kaum 19 Jahre alt; er regierte fast 49 Jahre, hat aber nie eine höhere 
Weihe empfangen. Er war zugleich Bischof von Worms, Grossmeister des Deutschordens, Propst von 
Ellwangen und Kurfürst von Trier; auf Trier verzichtete er, als er 1729 das Erzbisthum Mainz erhielt. 
Er trennte die geistliche Verwaltung von der Justiz und bestimmte in der pragmatischen Sanction 
vom 26. Oktober 1699 den Geschäftskreis für das‘ Generalvikariatamt und das Konsistorium. 
Während seiner Regierung entstanden zu Breslau die Klöster der Ursulinerinnen (1687) und der 
Barmherzigen Brüder (1711). 1720 gründete er das Orphanotropheum für adlige und das Hospital 
zur schmerzhaften Mutter für bürgerliche W aisen, 1724 das Alumnat zur Heranbildung des Klerus. 
Für die durch den Altranstädter Vertrag 1707 in den Fürstenthümern Liegnitz-Brieg-Wohlau 
dem Katholizismus verloren gegangenen Kirchen schuf er einen Ersatz in den sogenannten 
Josephinischen Kuratien. Er starb zu Bresiau am 18. April 1732 gegen Mitternacht im Alter 
von 68 Jahren. Seine Leiche wurde im Bischofshofe ausgestellt!). Am 21. April in der siebenten 
Abendstunde wurde er in der Domkirche zunächst in der Gruft am nördlichen Portale beigesetzt, 
am 6. August 1733 aber wieder erhoben und in die von ihm gebaute kurfürstliche Kapelle über- 
tragen. Dort ist der Thüre gegenüber in der Mitte die Gruft bereitet. Der zinnerne Sarg ruht 
auf einem eisernen Roste. Die Stelle ist im Marmorpflaster durch die Buchstaben und Worte 
bezeichnet: HJ. FI CP 
Orate pro eo. 
Jene Buchstaben deuten diese Worte an: Hic Jacet Peccator Franciscus Ludovicus Comes 
Palatinus. Er hatte selbst bestimmt, dass er in der Grabschrift als Peccator bezeichnet werde. 
An der nahen, dem Altare gegeniiberliegenden Wand ist das mächtige Monument errichtet. Auf 
einem Sockel aus schlesischem Marmor erhebt sich ein Würfel aus buntem Salzburger Marmor, 
an welchem sich eine grosse, schwarze Marmorplatte mit einer Inschrift befindet. Darüber 
zwischen zwei Pilastern ist das in Oel gemalte Porträt des Verstorbenen angebracht. Auf dem 
das Denkmal oben abschliessenden Fronton ruhen zwei, aus weissem Tyroler Marmor gearbeitete 
Figuren, das alte und neue Testament darstellend *). Die Inschrift lautet: Deo ter Optimo Maximo 
1) Kolorirte Abbildungen, die ihn auf dem Paradebette liegend darstellen, sind noch im Archive der kurfürst- 
lichen Kapelle vorhanden, 
?) Abbildung auf Tafel 18. 
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