94 System der Pflanzenphysiologie.
8 43. Der Wurzeldruck. a) Das Phánomen des Wurzeldrucks im
Allgemeinen. — Wenn eine Pflanze stark transpirirt, so wird die Wasser-
bewegung in derselben vor allen Dingen durch Imbibitionsprozesse vermittelt.
Diese Imbibitionsvorginge konnen natürlich nur in der Substanz der Zellwände
selbst verlaufen, und man beobachtet in der That, dass die Capillaren des Holzes
zur Zeit starker Wasserverdunstung im- Allgemeinen keine Flüssigkeiten, sondern
Luft enthalten. Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse im Frühjahr vor der
Entfaltung der Knospen oder überhaupt unter Umständen, welche die Transpirations-
grösse der Gewächse beträchtlich herabsetzen. Dann füllen sich die Holzgefässe
mit Flüssigkeit an, und wenn man die Pflanzen anbohrt oder den Stamm der-
selben dicht über dem Boden abschneidet, so quillt die Flüssigkeit in geringerer
oder grösserer Quantität hervor. Um die hier in Rede stehenden Erscheinungen
bequem beobachten zu können, verfährt man zweckmässig derartig, dass man,
nachdem der Stamm der Gewächse dicht über der Bodenoberfläche durchschnitten
worden ist, mit Hülfe eines wohl schliessenden Kautschukschlauches ein Glasrohr
(Steigrohr) auf den sich noch mit der Wurzel in Verbindung befindenden Stamm-
stumpf aufsetzt. Der Flüssigkeitsausfluss beginnt nun alsbald, und das Steigrohr
füllt sich mehr und mehr mit Flüssigkeit an. Man kann sich leicht davon über-
zeugen, dass dieselbe aus dem Holzkörper, bei Monocotyledonen aus dem Xylem-:
theil der zerstreuten Fibrovasalstringe, hervorquillt. Das Volumen der aus-
tretenden Flüssigkeitsmenge ist nach Verlauf einiger Zeit viel grósser geworden,
als das Volumen des ganzen Wurzelstocks, Beweis genug dafür, dass die Wurzeln
während des Versuchs Wasser aus dem Boden aufnehmen und dasselbe nach
aufwärts befördern. Die hier berührte Erscheinung des Saftausflusses aus Wurzel-
stócken hat man an sehr vielen Pflanzen beobachtet (Vitis vinifera, Betula,
Acer, Cucurbita, Ricinus, Begonia, Helianthus etc. etc.).)) Die genannten Pflanzen
liefern simmtlich bedeutende Saftmengen, und der Saftausfluss kann viele Tage
lang, ja selbst wochenlang fortdauern. Andere Gewichse liefern nur wenig Saft,
und einige sollen nach Prrra’s Angabe aus allerdings noch nicht genau bekannten
Ursachen, überhaupt niemals Saft aus den Wurzelstócken ausstrómen lassen.?)
Gehen wir etwas niher auf die Erscheinungen des Saftausflusses aus Wurzel-
stócken ein, so muss zunüchst Erwühnung finden, dass die beziiglichen Verhilt-
nisse zuerst von HarEs?) eingehender studirt worden sind. Derselbe fand schon,
dass der Saft — und hiermit berühren wir einen sehr wichtigen Punkt — mit
einer erheblichen Kraft von der Wurzel emporgepresst wird, und im Stande ist,
bedeutende Widerstinde zu überwinden. Spáter hat HorMEISTER?) z. B. gefunden,
indem er auf die Wurzelstócke verschiedener Pflanzen Manometer aufsetzte, dass
1) Der Saftausfluss aus Wurzelstócken macht sich auch bei monocotylen Pflanzen (z. B.
Zea Mays) und nach PrTRA (vergl PmiNGSHEIM's Jahrbücher, B. 11, pag. 437) ebenso bei Coni-
feren geltend.
2) Nicht zu verwechseln mit der Erscheinung des Saftausflusses aus Wurzelstócken ist das
sogen. Bluten abgeschnittener wasserreicher Stimme im Winter. Dies Phänomen verdankt ganz
anderen Ursachen seine Entstehung als das hier in Rede stehende, und wir kommen darauf
weiter unten noch zurück.
3) Vergl. HALES, veget. Staticks, 1727. Ueber die ältere Literatur vergl. man ferner meine
Zusammenstellungen in den Mittheilungen aus dem botan. Institut d. Universität Leipzig, B. I,
pag. 419.
4) Vergl. HOFMEISTER, Berichte d. sichs. Gesellsch. d. Wiss. 1858, H. 2 u. 3. ferner
Flora 1862, pag. IOI.
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