Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

110 System der Pflanzenphysiologie. 
und Osmose sowie die speziell im vegetabilischen Organismus zur Geltung 
kommenden physiologischen Vorgänge, welche den Verbrauch der Mineralstoffe 
normiren, anzusehen. Von diesen Gesichtspunkten aus wollen wir die vier Haupt- 
resultate der Untersuchungen SAussunE's, W. Worr's und Knop’s betrachten. 
Zu r. Dass ein und dieselbe Pflanze aus Lósungen verschiedener Salze von 
gleicher Concentration nicht dieselben Salzmengen aufnimmt, wird zum Theil 
bereits verständlich, wenn man sich an das immer wieder aufs Neue bei der Aus- 
führung der Untersuchungen über das Wesen der osmotischen Prozesse constatirte 
Ergebniss erinnert, wonach verschiedene Salze ein und dieselbe Membran mit 
ungleicher Geschwindigkeit passiren. Namentlich ist hier aber daran zu erinnern, 
dass diejenigen Körper, welche in der Pflanze in Folge physiologischer Prozesse 
in erheblichen Mengen verarbeitet werden, auch in beträchtlichen Quantitäten 
aufgenommen werden müssen. Erführt ein Stoff im vegetabilischen Organismus 
keine Verarbeitung, so wird der Pflanzensaft alsbald relativ reich an dieser Substanz 
sein, und es liegt keine Ursache zur weiteren Aufnahme derselben von aussen 
vor. Wenn aber ein Kórper im Organismus verbraucht wird, also aus dem Zell- 
safte verschwindet und dadurch seines osmotischen Gegendrucks verlustig geht, 
so wird die Pflanze neue Quantitüten dieser Verbindung aufnehmen kónnen. 
Zu 2. Die Erscheinung, dass die Pflanzen aus concentrirteren Salzlósungen, 
mit denen sich ihre Wurzeln in Berührung befinden, relativ wenig Salz, aber viel 
Wasser aufnehmen, erklärt sich für lebhafter transpirirende Gewáchse in folgender 
Weise. Die von den Pflanzen aufgenommenen Salze kónnen nur in beschrünkten 
Quantititen im Organismus verarbeitet werden. Die Pflanzensáfte müssen daher 
alsbald die Concentrationsverháültnisse der den Wurzeln zur Disposition stehenden 
Salzlósungen annehmen, wodurch der ferneren Salzaufnahme ein Ziel gesetzt wird, 
wührend die Wasserstrómung durch die Pflanze unbehindert fortdauern kann. 
Zu 3. Die Erscheinung, dass die Pflanzen den Salzlósungen relativ viel Salze 
und relativ wenig Wasser entziehen, muss sich namentlich dann geltend machen, 
wenn man es mit verdünnten Lósungen solcher Stoffe zu thun hat, die in den 
Zellen der Gewüchse eine ausgedehntere Verarbeitung erfahren!). Diese Stoffe 
gehen in Folge dessen ihres osmotischen Gegendrucks verlustig, und die Diffu- 
sionsprozesse führen eine erneute Aufnahme derselben von aussen herbei. 
Zu 4. Zur Erklärung der Erscheinung, dass die Aufnahme eines Körpers 
seitens der Pflanzen durch die Gegenwart anderer beeinflusst wird, ist zunächst 
darauf aufmerksam zu machen, dass z. B. nach NiEwERTH?) das osmotische Ver- 
halten eines Körpers selbst ausserhalb des Organismus durch die Gegenwart eines 
anderen Kórpers modificirt wird. Wenn ferner z. B. eine Verbindung die Ver- 
arbeitung einer zweiten Verbindung in den Pflanzenzellen beschleunigt, so muss 
diese letztere bei Gegenwart jener ersteren in grósseren Quantitáten als bei Ab- 
wesenheit derselben von aussen aufgenommen werden. 
Die vorstehenden Auseinandersetzungen bezwecken allein, den Leser ganz 
im Allgemeinen über das Verhalten der Pflanzenwurzeln Salzlósungen gegenüber 
zu orientiren. Einer spezielleren; Behandlung der berührten Verháltnisse stellen 
sich überhaupt heute noch erhebliche Schwierigkeiten in den Weg, da die ex- 
  
1) In der That werden nach KNOP's Untersuchungen vollstindige Nührstofflósungen, mit 
denen sich Pflanzenwurzeln in Berührung befinden, vor allen Dingen an Kali, Salpetersäure, 
Phosphorsüure und Schwefelsäure erschöpft. 
2) Vergl. NIEWERTH, Inaugural-Dissert, Jena, 1875. 
       
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
     
   
    
   
   
   
   
    
    
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
   
   
     
  
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