Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
   
  
  
  
    
  
   
  
   
   
   
  
  
    
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
   
    
   
  
   
     
     
   
   
   
   
   
    
   
  
   
   
   
   
    
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IL Abschnitt. 8. Die Mineralstoffaufnahme seitens der Pflanzen. III 
perimentellen Forschungen über die Mineralstoffaufnahme seitens der Pflanzen 
bis jetzt keineswegs zu einem auch nur einigermaassen befriedigenden Ab- 
schlusse gebracht worden sind. Ich móchte an dieser Stelle übrigens noch 
betonen, dass die Salze, welche den Wurzelzellen zur Aufnahme zur Verfügung 
stehen, in vielen Fällen gewiss nicht als solche in den pflanzlichen Organismus 
übertreten, sondern dass jene Salze vielmehr häufig unter dem Einfluss der 
Pflanzenzellen selbst eine Zersetzung erleiden. Dafür sprechen namentlich die 
Resultate gewisser Beobachtungen von KNop, Sacussg, LEHMANN, SCHREBER, W. 
Worr!) und BrEpERMANN,?) wonach die Zellen solcher Samen, die sich mit Gyps- 
lósungen oder Lósungen von Chloriden in Berührung befinden, diese Verbindungen 
zersetzen kónnen, sowie die Erscheinung, dass Nührstofflósungen, in denen sich 
Pflanzenwurzeln entwickeln, leicht eine stärker saure oder stärker alkalische 
Reaction annehmen kónnen.?) 
8 49. Das Verhalten der Wurzeln in Berührung mit dem Boden. — 
Wenn den Gewichsen in der Natur oder unter künstlich hergestellten Be- 
dingungen allein wásserige Losungen bestimmter Stoffe zur Disposition stehen, so 
werden sich die aufnehmenden Pflanzenzellen diesen letzteren gegenüber in der 
Weise verhalten, wie dies im vorigen Paragraphen angedeutet worden ist. Wenn 
die Gewáchse sich aber in Contact mit Bodenmassen entwickeln, so machen 
sich noch eine Reihe anderweitger Erscheinungen geltend, und für das Ver- 
stindniss derselben ist namentlich auf das Nachstehende hinzuweisen. 
1. Wenn eine Lósung, in der z. B. Kali- oder Ammoniaksalze vorhanden 
sind, mit Bodenmassen in Contact gerüth, so macht sich die merkwürdige Er- 
scheinung geltend, dass jenen Lósungen mehr oder minder erhebliche Quantitüten 
des Kalis oder Ammoniaks entzogen werden. Die Fihigkeit des Bodens, in der 
angedeuteten Weise auf eine Salzlósung einzuwirken, wird durch sein »Absorptions- 
vermógen« bedingt An der Ausbildung der Lehre von den Absorptionser- 
scheinungen hat sich eine grosse Anzahl hervorragender Naturforscher betheiligt. 
(BRONNER, THomPson, Way, PrTrrs, LIEBIG, HENNEBERG, STOHMANN, KNop, A. 
Maver etc.). Ich habe ebenfalls einige Untersuchungen iiber die hier in Rede 
stehende wichtige Bodeneigenschaft durchgeführt, aber es liegt mir fern, hier ge- 
nauer auf die Resultate derselben sowie auf diejenigen anderer Beobachter einzu- 
gehen.*) Nur wenige Punkte müssen an dieser Stelle hervorgehoben werden. 
Nicht alle Pflanzennährstoffe werden in gleichem Maasse von den Boden- 
bestandtheilen absorbirt. Ammoniak, Kali sowie Phosphorsäure absorbirt der 
Boden sehr lebhaft. Kalk, Magnesia, Natron Schwefelsäure und Kieselsäure 
vermag der Boden nur in relativ geringen Mengen zu absorbiren. Chlor sowie 
Salpetersäure werden nicht vom Boden gebunden. Es ist möglich, dass nicht 
nur die Basis, sondern ebenso die Säure desselben Salzes vom Boden absorbirt 
wird (z. B. phosphorsaures Kali). Unter Umständen wird allein die Basis, oder 
allein die Säure eines Salzes, welches in gelöster Form mit Bodenmassen in Con- 
tact geráth, von diesen festgehalten. Was die Ursachen der Absorptionserscheinungen 
1) Vergl. Knop, Kreislauf des Stoffs. Bd. 2. pag. 200. 
?) Vergl. BIEDERMANN, Versuchsstationen. Bd. 9. pag. 372. 
3) Vergl. A. MAYER, Lehrbuch d. Agriculturchemie. 2. Aufl. Bd. 1. pag. 278 und KNOP, 
Kreislauf d. Stoffs. Bd. 1. pag. 603. 
4) Ich verweise den Leser auf meine umfänglichen Darstellungen über die Absorptions- 
erscheinungen in meinen naturwissenschaftl. Grundlagen d. allgem. landwirthschaftl. Bodenkunde, 
1876. pag. 308. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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