Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

       
  
    
  
   
   
  
   
  
     
   
   
   
  
   
    
  
  
    
   
  
  
  
    
  
   
   
     
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
    
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III. Abschnitt. 2. Das Verhalten der stickstoffhaltigen Verbindungen der Pflanzen. 129 
gewiesen, dass sehr verschiedene Pflanzen vor oder wührend der Blüthezeit 
Amidverbindungen (Sáureamide sowie Amidosáuren) enthalten. 
8 57. Die Proteinstoffregeneration. Die Erfahrung hat gelehrt, dass 
die Abwesenheit des Lichts die Anháufung von Sáureamiden und Amidosáuren 
in den Pflanzenzellen im Allgemeinen begünstigt. Pflanzentheile, in denen, wenn 
sich dieselben unter normalen Verhältnissen entwickelt haben, kein Asparagin etc. 
nachgewiesen werden kann, enthalten reichliche Mengen von Amidosáuren sowie 
Sáureamiden, nachdem sie einige Zeit lang im Dunkeln verweilt haben. Es wire 
von vornherein denkbar, dass das Licht als solches die Anháufung von Sáureamiden 
und Amidosáuren in den Zellen verhindere. Aber eine derartige Anschauung 
steht nicht mit den bekannten Thatsachen in Einklang, und es ist vor allen 
Dingen das Verdienst PrEFFER's)), die Unhaltbarkeit derselben, zunächst mit Bezug 
auf das Asparagin, klar dargethan zu haben. Der genannte Forscher cultivirte 
Lupinenpflanzen bei Zutritt des Lichtes in einer kohlensáurefreien Atmosphäre. 
Unter solchen Umständen wurden Pflanzen gewonnen, die in ihren grünen Or- 
ganen reichliche Asparaginmengen enthielten, und man sieht also, dass das Licht 
als solches die Entstehung des Säureamides nicht zu unterdrücken im Stande ist 
Daher muss die Thatsache, dass sich das Asparagin oder die Amidverbindungen 
überhaupt im Allgemeinen nur in solchen Pflanzenzellen, die dem Einfluss des 
Lichts entzogen sind, in besonders erheblichen Mengen anhäufen, auf andere 
Weise erklärt werden. 
Die neueren Beobachtungen über das Verhalten der Säureamide sowie 
Amidosäuren haben zu dem wichtigen Resultate geführt, dass jene Körper nur 
dann in reichlichen Quantitäten in den Pflanzenzellen nachgewiesen werden können, 
wenn dieselben arm an gewissen stickstofffreien Substanzen sind, während die 
Gegenwart dieser letzteren, die Ansammlung der Amidverbindungen in den Zellen 
verhindert. Dieses Ergebniss berechtigt unzweifelhaft zu der Schlussfolgerung, 
dass jene stickstofffreien Körper im Stande sind, sich mit Säureamiden sowie 
Amidosäuren zur Bildung von Proteinstoffen zu vereinigen, und wenn man an 
dieser Anschauung festhält, so finden die mannigfaltigsten Erscheinungen im Leben 
der Pflanzen eine höchst einfache, ungezwungene und durchaus befriedigende 
Erklärung. 
Wir dürfen, wie früher auseinandergesetzt worden ist, annehmen, dass die 
Lebenseinheiten des Plasma unter allen Umständen (bei Abwesenheit sowie bei 
Zutritt des Lichtes, bei Gegenwart oder Mangel von Kohlensäure in der die 
Pflanzen umgebenden Atmosphäre) in stickstoffhaltige - Verbindungen (zumal 
Säureamide und Amidosáuren) sowie in stickstofffreie Atomgruppen zerfallen. 
Diese letzteren unterliegen bei Gegenwart des Sauerstoffs einer theilweisen 
Oxydation, als deren Produkte namentlich Kohlensáure und Wasser entstehen. 
Die stickstoffhaltigen Dissociationsprodukte der Lebenseinheiten verhalten sich 
aber je nach Umstünden sehr verschiedenartüg. Sie müssen sich in den Pflanzen- 
zellen anháufen, wenn dieselben arm an solchen stickstofffreien Kórpern sind, die 
für die Zwecke der Proteinstoffregeneration Verwendung finden kónnen; dagegen 
muss die Proteinstoffregeneration (und damit das Verschwinden der Sáureamide 
und Amidosáuren) eintreten, wenn es nicht an geeigneten stickstofffreien Substanzen 
mangelt. 
Keimpflanzen, die, wie z. B. die Lupinenkeimlinge, relativ arm an stickstoff- 
  
7) Vergl. PFEFFER, Botan. Zeitung. 1874. pag. 251. 
ScuENK, Handbuch der Botanik, Bd. IL 
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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