Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
System der Pflanzenphysiologie. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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ist. So liess BoussiNGAULT!) z. B. Maiskórner 20 Tage lang im Finstern keimen. 
Die Beobachtungsresultate sind in der folgenden kleinen Tabelle zusammengestellt: 
= Trocken- ä Amylum Stickstoff- Unbe- 
Mais subst. bei | und Dex- | Glycose. Fett. Cellulose. | haltige Asche. stimmte 
S. i109 :€. trin (2). Stoffe. Stoffe. 
Grm. Grm. Grm. Grm. | Orm Grm. | Grm, Grm. 
22 Körner 8,636 6,386 0,000] 0,46 0,516] 0,880 0,156 0,236 
22 Keimpflanzen 4,529 0,777 0,933] 0,150 1,316) 0,880 0,156 0,397 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Differenz | — 4,107 | — 5,609 | + 0,953| — 0,313| + 0,800| 0,000 | 0,000 | - 0,161 
Zunächst ist von Wichtigkeit, dass die Maiskeimlinge, da sie sich im Finstern 
entwickelten, natürlich nicht assimiliren konnten. Deshalb ist auch der Trocken- 
substanzgehalt der Keimlinge viel geringer als derjenige der ruhenden Körner. 
Ferner ist aber vor allen Dingen dies Resultat für uns von Bedeutung, dass ein 
erheblicher Theil des Amylum in Folge der Keimung verschwand. Diese Stärke- 
menge ist zunächst in Glycose übergegangen. Ein Theil derselben hat sich in 
den Keimpflanzen angehäuft, während ein anderer Theil mit den stickstoffhaltigen 
Dissociationsprodukten der Lebenseinheiten in Wechselwirkung gerieth, und zur 
Neubildung von Proteinstoffen Verwendung fand. Durch den fortdauernd zur 
enden Prozess der Selbstzersetzung der Lebenseinheit des Plasma 
Geltung komm 
von Kohlen- 
ist schliesslich das Material gewonnen worden, welches zur Bildung 
säure, Wasser und Zellstoff verbraucht wurde. In der That lassen die vorstehen- 
den Zahlenangaben deutlich erkennen, dass die Keimpflanzen mehr Cellulose 
als die ausgelegten Kórner enthalten.?)?) 
8 65. Das Verhalten der Fette. — Es dürften wol kaum vollkommen 
fettfreie Pflanzentheile existiren. Die Wurzeln, Stengel, Blätter sind aber meistens 
sehr fettarm. Ebenso enthalten viele Samen nur geringe Fettmengen, andere 
dagegen (Raps-, Mohn-, Ricinussamen) sehr bedeutende (30—50%). Auch das 
Fleisch einiger Früchte (z. B. diejenigen von Olea europaed) ist sehr fettreich. 
Die Fette zeichnen sich durch hohen Kohlenstoff und geringen Sauerstoff- 
Als nähere Bestandtheile der Fette sind zunächst Glyceride (wol 
meist Triglyceride) verschiedener Sáuren, z. B. der Capronsäure, Myristinsäure, 
Stearinsäure, Oelsüure, Ricinólsáure etc. zu nennen. Neben Glyceriden ent- 
halten die Pflanzenfette aber nachgewiesenermaassen háufig freie Fettsäuren.*) 
Die Fette entstehen in den Pflanzen, wie es scheint nur sehr selten und ganz 
vereinzelt in Folge des Assimilationsprozesses. In der Regel sind sie als Stoff- 
wechselprodukte aufzufassen. Bei dem Studium des Reifungsprozesses fettreicher 
Samen hat sich ergeben, dass Kohlehydrate in letzter Instanz das Material 
zur Fettbildung liefern?. Die unreifen Samen sind reich an Amylum; aber in 
dem Maasse, wie die Entwicklung der Samen Fortschritte macht, háuft sich Fett 
im Gewebe derselben an, während die Stärke verschwindet. Bedenkt man, dass 
in dem in Rede stehenden Falle sauerstoffarme Verbindungen (Fette) aus sauer- 
stoffreichen hervorgehen, und zieht man ferner in Erwägung, dass das Zustande- 
gehalt» aus. 
1) Vergl. BOUSSINGAULT, Compt. rend. T. 58. pag. O17 
2) Weitere Angaben über die in diesem Paragraphen berührte 
Sacus (Handbuch der Experimentalphysiologie und Lehrbuch der Botanik), DETMER (Keimungs- 
physiologie), H. DE VriEs (landwirthsch. Jahrbücher, Bd. 5, 6, 7 und 8), sowie JUST (Annal. d. 
Oenologie, Bd. 3. H. 4). 
3) Auf das Verhalten einiger Kohlehydrate komme ich weiter unten zuriick. 
4) Vergl. Konig, Versuchsstationen. Bd. 17, pag. 13. 
5) Vergl. PFEFFER, PRINGsHEIM's Jahrbücher. Bd. 8, pag. 429. 
n Verhältnisse findet man bei 
   
     
  
     
     
   
   
    
  
  
   
  
   
   
   
  
  
  
  
    
  
  
    
    
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
   
   
   
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