Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
146 System der Pflanzenphysiologie. 
ridzin, Rubierythrinsäure, Digitalin, Solanin, Amygdalin, Myroensäure etc.) ist es 
nämlich charakteristisch, dass dieselben bei der Behandlung mit Säuren in Trauben- 
zucker und andere Körper zerfallen. Man hat einigen Grund zu glauben, dass 
die Glycoside im vegetabilischen Organismus unter bestimmten Umständen eben- 
falls Glycose als Zersetzungsprodukt liefern, und wäre dies wirklich der Fall, so 
würde der gebildete Zucker unzweifelhaft als plastisches Material Verwendung 
finden können. In demselben Sinne wie die eigentliche Glykoside dürfen auch 
wol manche Gerbstoffe als plastisches Material gelten. In der Chinarinde 
kommt z. B. Chinagerbsäure neben Chinaroth vor. Wenn man aber China- 
gerbsäure mit Schwefelsäure behandelt, so bilden sich Zucker und Chinaroth, 
weshalb die Vermuthung sehr nahe liegt, dass die hier in Rede stehende 
Spaltung des Gerbstoffs ebenfalls in der lebenden Pflanze zu Stande kommen 
kann. 
8 67. Die Degradationsprodukte. — Bestimmte Stoffe des pflanzlichen 
Organismus kónnen ganz unzweifelhaft als Degradationsprodukte, d. h. als solche 
Kórper angesehen werden, welche aus organisirten Gebilden der Zellen ent- 
standen sind, aber keine weitere Verwendung zur Bildung neuer organisirter 
Zellenbestandtheile finden. Zunächst ist hier auf das Lignin des Holzes hinzu- 
weisen, dessen Entstehung aus dem Zellstoff der Membranen sowol vom physio- 
logischen als auch vom rein chemischen Standpunkte aus als sehr wahrscheinlich 
angesehen werden muss.!) Ebenso dürfen das Suberin des Korks, sowie das 
Cutin der Cuticula als Degradationsprodukte der Cellulose der Zellmembranen 
gelten, und es ist nicht minder wahrscheinlich, dass der Zellstoff ebenfalls das 
Material zur Entstehung des Wachses der Cuticula lefert?) Als fernere 
Degradationsprodukte sind zu nennen: das Arabin, welches namentlich aus ver- 
schiedenen Acaciaarten gewonnen wird, das Bassorin, ein Hauptbestandtheil 
des Traganthgummis einiger Aszragalusspecies, die Gummiarten und Pflanzen- 
schleime in den Epidermiszellen vieler Samen und Pericarpien,?) sowie die 
Pectinstoffe (Pectin) jene Kórper, die mit Wasser Gallerten bilden, und unter 
Vermittelung von Fermenten aus der Pectose entstehen sollen. 
8 68. Die Nebenprodukte. — Wenn in den Pflanzen Dissociationsprozesse 
oder Decompositionsprozesse zur Geltung kommen, so entstehen neben den 
plastischen Stoffen, die für die Zwecke der Zellhaut- sowie Protoplasma- 
bildung Verwendung finden können, noch eine Reihe anderweitiger Körper, 
welche nicht zur Bildung organisirter Zellenbestandtheile dienen. Vor allen 
Dingen sind Kohlensäure, Wasser sowie Alkohol als Nebenprodukte des Stoff- 
wechsels anzusehen. Ueberdies bilden sich aber in Folge der Dissociation der 
Lebenseinheiten des Plasma oder der Decomposition der stickstofffreien Zer- 
setzungsprodukte der lebendigen Eiweissmoleküle noch manche andere Ver- 
bindungen, die hier für uns von Interesse sind, und es kommt, wie ich meine, 
ganz auf die specifische Natur der Lebenseinheiten der Zellen an, welche Stoffe 
eben entstehen. 
1) Vergl. SAcHssE, die Chemie u. Physiologie der Farbstoffe, Kohlehydrate und Protetn- 
substanzen. 1877, pag. 146. 
2) Vergl. DE BARY, Botan. Zeitung. 1871, pag. 614. 
8) Uebrigens entstehen diese Körper, wie FRANK (PRINGSHEIM’s Jahrbücher, Bd. 5, pag. 161) 
gezeigt hat, nicht immer auf Kosten des Zellstoffes. Der sogen. Leinsamenschleim scheint z. B. 
aus Amylum hervorzugehen. 
      
   
  
  
  
   
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
   
   
     
  
  
    
     
   
   
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pag. 715. 
  
	        
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