148 System der Pflanzenphysiologie.
sondern im Finstern erfolgt, während die Stamm- und Blattgebilde der Reben
natürlich dem Einfluss des Lichtes ausgesetzt bleiben, ganz gut zur Reife kommen
können. Der Zuckergehalt im Finstern erwachsener Weinbeeren ist nicht wesent-
lich verschieden von demjenigen solcher Früchte, die dem Wechsel von Tag
und Nacht ausgesetzt sind, eine Thatsache, die unmittelbar zu dem Schluss
berechtigt, dass der geringe Chlorophyllgehalt der reifenden Weinbeeren keinen
irgendwie erheblichen Einfluss auf die Glycoseanhäufung im Fruchtgewebe aus-
üben kann, und dass ferner die organischen Säuren das Material zur Zucker-
bildung nicht liefern.!) Die Glycose entsteht vielmehr, wie MÜLLER-THURGAU
speciell nachgewiesen hat, in dem hier in Rede stehenden Fall genau auf die-
selbe Weise, wie dies sonst im vegetabilischen Organismus zu geschehen pflegt,
d. h. es werden den reifenden Früchten erhebliche Stärkemengen aus den
Assimilationsorganen der Pflanzen (zumal den Blättern) zugeführt, und diese
gehen in Zucker über.
Die organischen Säuren entstehen in der Pflanze also nicht durch Reductions-
prozesse aus Kohlensäure sowie Wasser, wie man früher annahm, sondern auf
ganz anderem Wege. Sie sind, wie z. B. die Oxalsäure, die in den Pflanzen-
zellen so sehr allgemein in Verbindung mit Kalk oder Kali vorkommt, als
Oxydationsprodukte aufzufassen, welche wahrscheinlich aus den stickstofffreien
Dissociationsprodukten der Lebenseinheiten unter Vermittelung des atmosphärischen
Sauerstoffs hervorgehen, oder sie können als Dissociationsprodukte der leben-
digen Eiweissmoleküle selbst angesehen werden. Dies letztere gilt, wie A.
Maver?) wahrscheinlich gemacht hat, fiir die Isomere der Apfelsäure der Crassu-
laceen, aber ebenso für die Milch- und Buttersäure, die bei dem Zustande-
kommen der Milchsäure- und Buttersäuregährung bei Sauerstoffabschluss unter
Vermittelung niederer Organismen (Schizomyceten) entstehen.
Nach alle dem müssen die organischen Pflanzensäuren als Nebenprodukte
des Stoffwechsels angesehen werden. Sie finden im Allgemeinen keine Ver-
wendung zur Bildung organisirter Zellenbestandtheile, und wir können mit Be-
zug auf ihre physiologische Function im Organismus vor allen Dingen nur dies
hervorheben,, dass sie im Stande sind, in die Pflanzen übergegangene salpeter-
saure und schwefelsaure Salze zu zersetzen. Diese Function der organischen
Säuren ist, wie bereits an anderer Stelle hervorgehoben wurde, von erheblicher
Bedeutung für die Bildung von Proteinstoffen in den Gewüchsen.?)
1) Hochstens konnen ganz geringe Zuckermengen aus den Pflanzensduren durch R:duciions-
prozesse unter dem Einflusse des Lichtes entstehen. (Man vergl. die Darstellungen im 61.
Paragraphen.)
7) Vergl. A. MAYER, Versuchsstationen. Bd. z1. pag. 331.
3) Uebrigens will ich bemerken, dass die Degradationsprodukte sowie die Nebenprodukte
des Stoffwechsels, wenn sie gleich keine Verwendung zur Bildung organisirter Zellenbestandtheile
erfahren, doch sehr allgemein wichtige physiologische Functionen im pflanzlichen Organismus zu
erfüllen haben. So bedingt das Lignin vor allen Dingen die charakteristischen Eigenthümlich-
keiten des Holzes, welche für die Wasserleitung in den Gewáchsen eine so grosse Bedeutung
besitzen. Die Schleim- und Gummimassen der Samen sind für den Quellungsprozess derselben
von Wichtigkeit. Die ätherischen Oele dienen dazu, Insekten, welche die Befruchtungsvorgänge
in den Blüthen vermitteln, anzulocken etc. etc.
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