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1872, No. 2,
/9, pag. 279.
CHER, SACHS
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ag. I.
Einleitung. 161
den Algen nimmt, ist es nur natürlich, dass gewisse Verhältnisse, die bei den
Algen auftreten, sich auch bei einzelnen Gliedern der Pilzreihe wiederholen.
Wenn man aber auf Grund dieser Aehnlichkeiten die betreffenden Pilzgruppen
den Algen einreihen wollte, so würde der natürliche Zusammenhang zwischen
den übrigbleibenden Pilzgruppen zerstórt werden. Man würde eben, um Ver-
wandtschaftsverhältnisse zu statuiren, die zweifelhaft sind, unzweifelhaft natürliche
Verbindungen zerreissen.
Wenn es bei der getrennten Beibehaltung der beiden grossen Thallophyten-
gruppen im ersten Augenblick den Anschein haben kónnte, als sei man auf den
von CoHN angegriffenen Standpunkt zurückgekehrt, so liegt doch im Gegentheil
ein wesentlicher Fortschritt gegen die áltere Auffassungsweise darin, dass die
Pilze nicht mehr wie früher als einheitliches Ganze den Algen gegenübergestellt
werden, sondern dass an Stelle der einen Klasse drei selbstándige Thallophyten-
reihen getreten sind: Myxomyceten, Schizomyceten und Pilze im engeren Sinne. —
Und eine áhnliche Spaltung erweist sich als nothwendig für die Algen.
Die Frage »was sind Algen?« hat lange Zeit hindurch keine befriedigende
Beantwortung gefunden. Die älteren Autoren, denen man die grob-systematische
3earbeitung des Algengebietes verdankt, wie Harvey, KÜTZING, AGARDH!), hatten
sehr wohl die Unmöglichkeit erkannt, eine Definition des Begriffes »Algen«
zu geben und sich deshalb auf die Aufzählung der Formen beschränkt, aus denen
sich ihrer Ansicht nach die Klasse der Algen zusamensetzte. Bei dem Umfang, den
man dieser Klasse gab, lag es in der Natur der in ihr vereinigten Pflanzen begründet,
dass sich gemeinsame Charaktere nicht auffinden liessen und eine Definirung
der »Algen« unmöglich gemacht wurde. In den entwicklungsgeschichtlichen Unter-
suchungen der letzten dreissig Jahre haben namentlich BRAUN, pk Banv, CoHNw,
NAEGELI, PRINGSHEIM, BOoRNET und THURET eine solche Fülle der verschiedensten
morphologischen Momente zu Tage gefordert, dass die Unnatürlichkeit einer
Algenklasse in ihrem alten Umfang mit jedem Jahre deutlicher hervortrat. Man
versuchte zwar noch durch die Bezeichnung der Algen als »chlorophyllhaltige
Thallophyten« über die in dieser Klasse zusammengefassten Pflanzen den Schein
innerer Zusammengehorigkeit auszubreiten, aber das einzige Merkmal, welches
die ganze Klasse charakterisirt, ist doch nur die selbständige Ernährungsweise
der Algen auf Grund der Assimilation. Sobald man diesem Merkmal einen
systematischen Werth nicht mehr zuerkennt, und damit das einzige Band löst,
das die Algen als ein einheitliches Ganze zusammenhilt, zerfillt die alte Algen-
klasse in eine Anzahl sehr verschiedener kleinerer Gruppen. Aber diese kleineren
Gruppen, durch morphologische Charaktere scharf charakterisirt und eine jede
für sich von einheitlichen Entwicklungsgesetzen beherrscht, haben den Vorzug,
dass sie zweifellos natürliche Verwandtschaftskreise repräsentiren.
Aus dem Rahmen der Algen lassen sich zunáchst die beiden sehr charakter-
istischen Ordnungen der Diatomaceen und der Schizophyceen zwanglos heraus-
lösen. Während der Bau der ersteren so eigenthümlich ist, dass dieselben nicht
wohl irgend wie mit andern Pflanzen vereinigt werden können, zeigen die Schizo-
phyceen oder Phycochromaceen so grosse Uebereinstimmung mit den Schizomyceten
oder Spaltpilzen, dass man die Vereinigung beider Gruppen zu der einen Ordnung
!) HARVEY, Manual of the British Algae; London 1841. — KürziNG, Phycologia generalis
Anat. Physiol. u. Systemkunde der Tange Leipzig 1843; — Species algarum, Leipzig 1849. —
L G. AGARDH, Spec. gen. et ordines: Algarum, Lond. 1848— 1880.
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