Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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Klasse I. Florideen. 177 
Thallus aber, die bei den Florideen bei weitem die häufigste ist, findet sich bei 
einigen wenigen Gattungen, nämlich bei Æocamium, Monospora, Dasyal) und 
Dictyurus (Thuretia) ein sympodialer Aufbau des Thallus. Der letztere setzt sich 
hier zusammen aus einer unbegrenzten Reihe von Sprossen mit begrenztem 
Wachsthum. Die Spitze der einzelnen Sprosse wird von einem kräftig sich ent- 
wickelnden Seitenast zur Seite gedrängt, der an Stelle der verdrängten Spross- 
spitze die Verlängerung des Thallus übernimmt. Bei Pocamium ist es stets der 
letzte und oberste Seitenast eines Sprosses, welcher zur Bildung des Sympodiums 
herangezogen wird. Bei Dasya und Dictyurus hingegen ist es stets der erste 
unterste Seitenast, welcher der Verlängerung des Thallus dient, während die 
Spitze der successiven Sprosse nebst ihren jüngeren Aesten abwechselnd nach 
rechts und links zur Seite gebogen wird. Die verschiedenen Species der Gattung 
Dichyurus sind auch noch dadurch ausgezeichnet, dass die zur Seite gebogenen 
Sprossspitzen und ihre nicht in die Sympodienbildung hineingezogenen mono- 
siphonen Seitenäste nachträglich unter einander zu regelmässig maschigen Netzen 
verwachsen, die z. B. bei Dzetyurus purpurascens in Form eines ununterbrochenen, 
regelmässig aufsteigenden, flügelartigen Schraubenbandes die sympodiale Achse des 
Thallus umkreisen. 
Das nachträgliche Verwachsen ursprünglich getrennter Thallusäste wiederholt 
sich auch in den Gattungen Claudea, Vanvoorstia und Haloplegma, deren Species 
ebenso wie die von Dictyurus simmtlich Bewohner der südlichen Hemisphäre sind. 
Die Fortpflanzung kann bei den Florideen auf zweifache Weise vor sich 
gehen: einmal vermittelst ungeschlechtlicher Sporen, die gewöhnlich in Vierzahl 
auftretend als Tetrasporen bezeichnet werden, und zweitens durch geschlechtlich 
erzeugte Fortpflanzungszellen, die Carposporen. Den mütterlichen Organismus 
verlassen beide Formen von Fortpflanzungszellen als farbstoffreiche, vacuolen- 
freie, membranlose Plasmakörper die einer selbständigen Bewegungsfähigkeit fast 
immer vollstindig ermangeln. Nur bei den Carposporen von Helminthora sowie 
bei Porphyra und Bangia ist beobachtet worden, dass die membranlosen Zellen 
unter beständiger Aenderung ihres Umrisses einer wenig ausgiebigen amôben- 
artigen Bewegung fähig sind, bis sie zur Ruhe kommend sich abrunden und mit 
Membran umkleiden. 
Gewöhnlich ist die Bildung der Tetrasporen und der Geschlechtsorgane auf 
verschiedene Individuen vertheilt. Manchmal entwickeln sich indessen auch an 
solchen Individuen, welche Geschlechtsorgane tragen gleichzeitig daneben Tetra- 
sporen wie dies bei Chylocladia kaliformis, Callithamnion corymbosum, Solieria 
chordalis, Spermothamnion roseolum, Folysiphonia variegata und fibrillosa beobachtet 
worden ist; aber eine derartige Vereinigung ist immer so selten, dass ihr Auf- 
treten als ein. abnormes betrachtet werden kann.  Andrerseits treten in der 
Familie der Nemalieen ungeschlechtliche F ortpflanzungszellen regelmässig an den- 
selben Individuen auf, welche auch Geschlechtsorgane entwickeln, aber unter Ver- 
hältnissen, die vom Typus der übrigen Florideen so abweichen, dass sie kaum 
den Tetrasporen der übrigen Florideen gleichwerthig sein dürften. (Vergl. unten 
pag. 189). 
Die normalen ungeschlechtlichen Sporen oder Tetrasporen, welche nur den 
Lemaneaceen und den Nemalieen günzlich zu fehlen scheinen, werden wie ihr 
!) NAEGELI, Algensysteme, pag. 228. — NAEGELI, Ceramiaceen, (Monatsber. Münch. Akad. 
12. Dez. 1861). — KNv, Ueb. Axillarknospen bei Florideen. 1873, pag. r5. 
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