Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

200 Die Algen im weitesten Sinne. 
einigung zweier Aplanogameten móglich zu machen. Es verwachsen nämlich 
bereits vor der Ausbildung der Aplanogameten zwei Zellen mit Hülfe kürze- 
rer oder längerer Ausstülpungen ihrer Membran mit einander, die mit ihren 
Spitzen aufeinander stossen. An der Berührungsstelle der beiden Ausstülpungen 
werden die Membranen, welche die Lumina der beiden verwachsenen Zellen 
gegen einander abschliessen, resorbirt und durch den so entstandenen Canal 
treten die inzwischen gebildeten Gameten mit einander in direkte Berührung und 
verschmelzen mit einander zur Zygote. Die Zellkerne der beiden Gameten ver- 
einigen sich mit einander zum Zellkern der Zygote, ein Vorgang, der auch für 
die Copulation von Planogameten und von Eiern mit Spermatozoiden wahrschein- 
lich ist, der aber bei der schwierigen Fixirbarkeit der betreffenden Momente für 
die mikroskopische Untersuchung bisher nur noch fiir Ectocarpus siliculosus nach- 
gewiesen ist. —- 
In der Natur stehen sich die drei Formen, unter denen die Gametencopu- 
lation bei den Algen auftritt, nicht so schroff gegenüber, wie in der obigen Dar- 
stellung, die nur da berechtigt ist, wo es sich darum handelt, einen kurzen 
orientirenden Ueberblick über die wichtigsten Typen der Gametencopulation zu 
geben. Denn zwischen der isogamen Befruchtung, wie sie sich in der Plano- 
gametencopulation darstellt, und der oogamen Befruchtung ruhender Eier durch 
bewegliche Spermatozoiden besteht eine fundamentale Differenz gar nicht; es 
sind diese beiden Befruchtungsformen vielmehr durch Uebergangsglieder ver- 
bunden, denen gegenüber man zweifelhaft sein kann, ob man sie dem einen oder 
dem anderen Typus unterordnen soll und die in ihrer vermittelnden Stellung 
eine scharfe Trennung jener beiden Typen wenigstens als vóllig ungerechtfertigt 
erscheinen lassen. Die für die einheitliche Auffassung der habituel] so verschie- 
denen Algenbefruchtungsprozesse wichtigsten Uebergangsglieder werden durch 
einige Algen aus der Reihe der Melanophyceen repräsentirt, nämlich Seyzos:phon 
und Zcetocarpus siliculosus aus der Familie der Phaeosporeen und durch die 
Familie der Cutleriaceen. 
Die Gameten der beiden genannten Phaeosporeen sind ihrer äusseren 
Form nach völlig gleiche Planogameten, zwischen denen eine Unterscheidung 
männlicher und weiblicher Gameten während der Zeit ihres Schwärmens nicht 
möglich ist. Bevor aber ein Copulationsprozess stattfindet, kommen die einen 
Planogameten zur Ruhe und dokumentiren sich dadurch als weibliche Gameten, 
als Eier, welche von den schwärmenden Gameten, den Spermatozoiden, befruchtet 
werden (vergl. Fig. 9). — Bei den Cutleriaceen ist die Differenz zwischen männ- 
lichen und weiblichen Planogameten bereits wáhrend des Schwürmstadiums dadurch 
äusserlich gekennzeichnet, dass zwischen beiden Formen constante und sehr betrücht- 
liche Gróssenunterschiede vorhanden sind (vergl. Fig. 8 IV V). Nachdem die grossen 
weiblichen Planogameten sich beim Uebergang in das Ruhestadium abgerundet und 
ihren hyalinen Schnabel eingezogen haben, bildet der hyaline Fleck, welcher den 
Platz des ehemaligen Schnabels andeutet, die einzige Stelle, an welcher eine 
Befruchtung der zum ruhenden Ei gewordenen Planogamete statthnden kann, — 
den Empfáüngnissfleck. Es bilden die letztgenannten Algenformen in Bezug auf 
die Befruchtung somit die Vermittelung zwischen dem Typus der Planogameten- 
copulation und der oogamen Befruchtung: der Schwürmzustand der weiblichen 
Gameten weist noch auf den Charakter der Planogameten zurück, der Umstand, 
dass der Befruchtungsact erst an der ruhenden Gamete vollzogen wird, entspricht 
dagegen bereits dem Typus der oogamen Befruchtung. Diese direkt zu verfolgende 
        
    
   
    
  
    
    
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
     
   
    
   
     
    
  
  
  
   
    
    
  
   
  
    
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