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System der Pflanzenphysiologie.
meinen sehr schwer in Wasser lóslich sind, also den Pflanzenwurzeln überhaupt
nur in beschränkter Quantität zur Disposition stehen, und dass ein üppiger Pflanzen-
wuchs nicht dazu beiträgt, wie man vom Standpunkte der Humustheorie aus
erwarten sollte, den Humusgehalt des Bodens zu vermindern, sondern ganz im
Gegentheil den Humusgehalt des Bodens steigert. LreBiG's Werk machte sehr
grosses Aufsehen in der wissenschaftlichen Welt, aber alsbald erhoben sich viele
Stimmen gegen ihn. So haben Hruseck, THUNEN, MULDER und andere ver-
sucht, die Humustheorie mehr oder weniger aufrecht zu erhalten, und es entspann
sich zwischen LIFBIG und seinen Gegnern ein lebhafter Streit über die uns hier
speziell interessirenden sowie viele anderweitige Verhältnisse. Die Wahrheit ging
siegreich aus diesem Streite hervor; man gelangte, namentlich unter Berücksich-
tigung der Ergebnisse solcher Experimente, bei deren Ausführung man den
Pflanzen keine organischen Stoffe zur Aufnahme darbot, immer mehr zu der
Einsicht, dass die Kohlensäure als wichtigstes kohlenstoffhaltiges Nahrungsmittel
der grünen Pflanzen anzusehen sei, und davon ausgehend, sind in Laufe der
neuesten Zeit viele und sehr gründliche Untersuchungen über den Assimilations-
prozess ausgeführt worden, die wir später kennen lernen werden.
§ 3.- Das Organ der assimilatorischen Thätigkeit. a) Allgemeines.
Als Organ der assimilatorischen Thátigkeit sind die Chlorophyllkórper anzusehen.
Dieselben kommen in den verschiedensten Pflanzen vor, und ihr Auftreten ist
keineswegs auf ein bestimmtes Organ beschrünkt. Alle Algen, mógen dieselben
aus einer Zelle oder aus vielen Zellen bestehen, führen Chlorophyllkórper und
kónnen in Folge dessen assimiliren. Wenn der gesammte vegetabilische Organis-
mus nur eine einzige Zelle reprüsentirt, so müssen sich selbstverstündlich ‘die
sämmtlichen Lebensthätigkeiten der Pflanze in dieser einen Zelle abwickeln.
Bei den hóheren Pflanzen, zumal den Phanerogamen, ist dagegen eine weitgehende
Arbeitstheilung zu constatiren. Gewisse Organe dienen dazu, dem Boden Wasser
sowie Mineralstoffe zu entziehen, andere haben die Fortpflanzung zu besorgen,
wieder andere sind bestimmt, aus Kohlensäure und Wasser organische Körper
zu erzeugen, also zu assimiliren etc. Und zwar erscheinen, wie auf den ersten
Blick ersichtlich, vor allen Dingen die eigentlichen Laubblätter für diesen Zweck
geeignet, denn sie bieten der Atmosphäre durch ihre gesammte Organisation eine
grosse Oberfläche dar, sie können daher reichliche Kohlensäurequantitäten auf-
nehmen und in Folge ihres bedeutenden Chorophyllgehaltes eine lebhafte Kohlen-
sáurezersetzung unterhalten. Uebrigens ist nicht zu übersehen, dass sehr allgemein an
ein und derselben Pflanze nicht nur die Laubblätter, sondern ebenso die grünen
Gewebe anderweitiger Organe, z. B. der Stengeltheile oder unreifer Früchte, assi-
milatorisch thätig sind, wenngleich nicht in dem Maasse wie die Blätter. Wenn
den Pflanzen die grünen Laubblätter fehlen, wie es bei Equisetum, Ephedra, Rus-
cus und. anderen Gewáüchsen der Fall ist, so übernehmen die grünen Stammgebilde
die Functionen der Blätter und erzeugen in ihren Zellen reichliche Mengen
organischer Substanzen.
Die Chlorophyllkórper entstehen stets im Protoplasma. Sie besitzen
nur bei den Algen mannigfaltige Gestalten. In den Zellen der hôheren Gewächse
erscheinen sie als rundliche oder polyédrische Gebilde und werden dann als
Chlorophyllkórner bezeichnet.
Es ist von grosser Bedeutung, dass die Chlorophyllkórper aus einer proto-
plasmatischen Grundmasse und einem Farbstoffgemenge, welches der
ersteren imprügnirt ist, bestehen. Die Grundmasse an sich zeigt alle Reactionen
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