314 Die Algen im weitesten Sinne.
viduenanzahl zu vermehren. Unter den Nostocaceen ist es vornehmlich Anabaena
(Limnochlide) Flos aguae, von den Chroococcaceen Polycystis ichthyobiabe und An-
gehórige der Gattungen Clathrocystis und CoelospAaerium, welche nicht nurin kürzester
Zeit die Oberfläche der Gewässer als »Wasserblüthe« vollständig zu überziehen
vermögen, sondern bis in grössere Tiefen hinein so massenhaft verbreitet sein
können, dass das Wasser seinen Charakter als tropfbare Flüssigkeit verliert und
in einen dünnen Brei verwandelt erscheint. Auch ohne dass dieses Maximum
der Vermehrung eintritt, können die Schizophyceen bei reichlichem Auftreten
dem Fischbestand ihrer Wohnorte gefährlich werden.
Aller Wahrscheinlichkeit nach gehórt zu den Schizophyceen auch die CZroeoecoccus-artige, von
ZANARDINI beschriebene Dermogloeca Limi, welche im Sommer 1874 an den Küsten des adria-
tischen Meeres in ungeheueren wolkenartigen Massen von gelatinóser Beschaffenheit aus der Tiefe
bis fast unter die Meeresoberflüche aufstieg, so dass sie das Versenken der Fischernetze erschwerte
oder hinderte, und welche bei der schweren Schüdigung, die sie dem Fischfang zufügte, die Ein-
setzung einer Untersuchungs-Commission von Seiten der Regierung veranlasste. Nach sechs
Wochen verschwand diese Seeplage ebenso plótzlich, wie sie aufgetreten war. (ZANARDINI,
Iconographia adriatico-mediterranea. Vol. III. Venezia.)
Eine fernere Eigenthiimlichkeit der Schizophyceen ist die ausserordentliche
Unempfindlichkeit gegen hohe Temperaturgrade und die Fihigkeit, in stark salz-
haltigen Soolquellen vegetiren zu kónnen. In dem bis auf 54? C. abgekühlten
Wasser des Karlsbader Sprudels treten als erste Pflanzen Oscillariaceen auf und
eine ühnliche Erscheinung zeigen die Schizophyceen in fast allen heissen Quellen
(Gastein, Landeck, Nauheim, Aachen, Aqua albula bei Tivoli, die heissen Quellen
im Tamburrothal bei Casamicciola). Eine noch gréssere Gleichgiltigkeit gegen
hohe Temperaturen zeigen gewisse Nostocaceen, welche in der Solfatara von’
Pozzuoli selbst an Stellen zu existiren vermógen, wo sie von den heissen salz-
sáurereichen Dàmpfen der Fumarolen getroffen werden.
Diese Unempfindlichkeit der Schizophyceen gegen hohe Temperaturen, wie
sie bei keiner anderen Pflanzengruppe bisher zur Beobachtung gelangt ist, hat in
Verbindung mit der ausserordentlich niedrigen Organisation und dem vollstándigen
Mangel eines Befruchtungsprozesses Couw zu der Hypothese veranlasst, dass man
in den Schizophyceen vielleicht jene Urpflanzen zu erblicken habe, welche als
erste Organismen auf dem Erdball zu existiren. vermochten, nachdem bei der
fortschreitenden Abkühlung unseres Planeten organisches Leben auf ihm über
haupt möglich geworden war.
NAEGELI, Einzellige Algen. Zürich, 1849. — FISCHER, Beitr. zur Kenntniss der Nosto-
chaceen. (Bern, 1853.) — DE Bary, Beitrag zur Kenntniss der Nostocaceen, insbesondere der
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1876, 80.) — THURET, Obs. sur la reproduction de quelques Nostochinées. (Mém. d. l. Soc.
imp. des Sc. nat. de Cherbourg, vol. V.) — THURET, Essai de classification des Nostochinées.
(Ann. des Sciences nat. ser. 6. Tome I.) — THURET, Note sur le mode de reproduction du
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Lichens. (Ann. des Sc. nat. ser. 5. Tome XIX.) — JANCZEWSKI, Observ. s. la reproduction
de quelques Nostochacées. (Ann.des Sc. nat. ser. 5. Tome XIX.) — Borzi, Note alla morfo-
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Zoologie. 1849. Bd. I.) — ConNw, Beitráge zur Physiologie der Phycochromaceen und Flori-
deen. (Archiv für microsc. Anat, Bd. III. 1867.) — ENGELMANN, Ueber die Bewegungen der
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