Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
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38 System der Pflanzenphysiologie. 
stickstoffhaltige Verbindungen als Nahrungsmittel verwerthen können. Ursprüng- 
lich ist die Gesammtmenge des Stickstoffs jener Verbindungen unzweifelhaft in 
ungebundener Form, d. h. als freier Stickstoff, in der Atmosphäre vorhanden 
gewesen. Es fragt sich daher, welche Prozesse den freien Stickstoffin der Natur in 
chemische Verbindung mit anderweitigen Elementen bringen kónnen.) Wenn 
sich, wie es thatsächlich der Fall, kleine Wasserstoffmengen in der Luft vorfinden, 
so kónnen sich diese unter Vermittelung des elektrischen Funkens (Blitz) mit 
Stickstoff zu Ammoniak vereinigen. SCHÖNBEIN?) hat ferner bekanntlich angegeben, 
dass sich häufig, z. B. schon bei der Verdunstung des Wassers, salpetrigsaures 
Ammoniak bilde. Diese Angabe ist, wie von Carıvus?) nachgewiesen worden, 
unrichtig; überhaupt hat der zuletzt genannte Forscher gezeigt, dass als durch 
Thatsachen nachgewiesene Entstehungsweisen von salpetriger Säure und Salpeter- 
säure in der Luft nur die folgenden anzusehen sind: 
a) Aus freiem Stickstoff. 
r. Durch elektrische Entladung in Luft; 
2. Durch Oxydation verschiedener Kórper an der Luft. 
b) Oxydation von Ammoniak. 
r. Durch elektrische Entladung; 
2. Durch Ozon. 
Man hat háufig behauptet, dass der freie Stickstoff auch im Stande sei, sich 
unter geeigneten Umständen mit organischen stickstofffreien Kórpern zu verbin- 
den;*) für mich ist es aber noch fraglich, ob wirklich auf einem derartigen Wege 
stickstoffhaltige organische Substanzen entstehen kónnen. 
Die relativ geringen Mengen von Ammoniak (kohlensaures Ammoniak), sal- 
petriger Säure sowie Salpetersäure (in Verbindung mit Ammoniak), welche sich 
in der Luft vorfinden, werden unter Vermittelung der atmosphärischen Nieder- 
schläge dem Boden zugeführt. Diese Körper, sowie auch die stickstoffhaltigen 
organischen und anorganischen Verbindungen, welche in Folge- der Fäulniss 
thierischer und pflanzlicher Reste im Boden entstehen, können von den Pflanzen 
als Nahrungsmittel verwerthet werden. Aber man würde fehlgehen, wollte man an- 
nehmen, dass den Stickstoffoxyden, dem Ammoniak, sowie den stickstoffhaltigen 
organischen Stoffen sämmtlich in der Natur die nämliche Bedeutung als stick- 
stoffhaltige Nahrungsmittel der Pflanzen zukäme. Einer solchen Annahme gegen- 
über liessen sich schon unter Berücksichtigung des im vorigen Paragraphen 
Gesagten schwerwiegende Bedenken äussern, aber vor allen Dingen verdient an 
dieser Stelle der Umstand Erwähnung, dass die stickstoffhalügen Verbindungen 
im Boden unter Vermittlung verschiedenartiger Prozesse mehr und mehr zur Bil- 
dung von Salpetersäure Veranlassung geben. Namentlich ist sehr beachtenswerth, 
dass das dem Boden aus der Luft zugeführte Ammoniak und ebenso dasjenige, 
welches im Boden selbst in Folge von Fäulnissprozessen entstanden ist, sehr 
leicht in Salpetersäure übergeht.) Zwar mögen die Pflanzen der Luft mit Hülfe 
  
') Vergl. die Zusammenstellung in meinem Lehrbuch d. Bodenkunde. 1876. pag. 477. 
?) Vergl. SCHÓNBEIN, Annl d. Chem. u. Pharm. Bd. 124. pag. I. 
3) Vergl. Cangius, Annl. d. Chem. u. Pharm. Bd. 174. pag. 1. 
*) So entstehen nach BERTHELOT (vergl. Comptes rendus, Bd. 83, pag. 677) amidartige 
Verbindungen, wenn Zellstoff oder Dextrin mit Luft unter dem Einfluss elektrischer Spannungen 
in Wechselwirkung gerathen. 
5) Ueber die Entstehung von Salpetersäure im Boden habe ich mich, namentlich unter 
Berücksichtigung der bezüglichen Arbeiten KNor's, eingehend in meiner Bodenkunde ausgesprochen. 
   
  
   
   
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
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