538 System der Pflanzenphysiologie.
theile anbelangt, so will ich, ohne auf Details Rücksicht zu nehmen, allein die
principiell bedeutungsvollen Gesichtspunkte hervorheben.
Da die neueren Untersuchungen mit Sicherheit dargethan haben, dass die
in Rede stehenden Bewegungen der Blattgebilde wesentlich Folge eines unter dem
Einflusse äusserer Umstände veränderten Wachsthums derselben sind, so liegt
die Vermuthung nahe, wonach Schwankungen der Beleuchtungs- sowie Temperatur-
verhältnisse eine absolute Beschleunigung des Wachsthums der einen der antago-
nistischen Seiten der Organe und eine absolute Verlangsamung des Wachsthums
der anderen herbeiführen. Diese Anschauung muss aber unter Berücksichtigung
der Ergebnisse, zu denen PFEFFER bei seinen ausführlichen Untersuchungen ge-
langte, als eine unrichtige bezeichnet werden. Die veränderten äusseren Um-
stände beeinflussen nämlich das Wachsthum der beiden antagonistischen Seiten
der reizbaren Laub- sowie Blüthenblätter gleichsinnig, aber ungleich schnell.
Wird z. B. der Wachsthumsmodus einer Blüthe, welche in Folge von Verdunke-
lung eine Schliessungsbewegung ausführt, untersucht, so ergiebt sich folgendes.
Die Verfinsterung ruft zunächst ein beschleunigtes Wachsthum der Aussenseite
(Unterseite) der Blumenblätter hervor, während die Innenseite (Oberseite) der-
selben zunächst nicht, oder nur sehr unbedeutend wächst. Verharrt die Blüthe
jetzt fernerhin im Dunkeln, so macht sich allmählich ein lebhafteres Wachsthum
der Innenseite der Blumenblätter geltend, während die Aussenseite derselben sich
nicht oder nicht erheblich verlängert.
Die durch die Verfinsterung der Blüthe herbeigeführte Receptionsbewegung
‘hat erst mit dieser der Schliessungsbewegung folgenden Oeffnungsbewegung ihr
Ende erreicht, und die Untersuchung ergiebt nun, dass die wachsthumsfähige
Zone der Blumenblätter nach Rückkehr derselben in ihre Ausgangslage sich er-
heblicher verlängert hat, als es ohne Bewegung der Fall gewesen sein würde.
Verdunkelung beschleunigt also das Wachsthum der beiden antagonistischen
Seiten der bewegungsfähigen Organe, aber diese Wachsthumsbeschleunigung
macht sich zunächst auf der einen, erst später auf der anderen Seite geltend.
Ueber den Einfluss des Lichtes sowie der Temperaturverhältnisse auf das
Wachsthum der Laub- und Blüthenblätter will ich mich hier nicht specieller aus-
sprechen, sondern verweise den Leser auf PrEFFER's Mittheilungen selbst. Es sei
nur noch bemerkt, dass den gesammten hier erwähnten Veränderungen der
Wachsthumsgeschwindigkeit der bewegungsfähigen Pflanzentheile unzweifelhaft
entsprechende Veränderungen der Turgorausdehnung der Zellen vorausgehen.
Werden Pflanzen, deren im Wachsthum begriffene Blattorgane zu periodischen
Bewegungen befähigt sind, nachdem dieselben zunächst gewöhnlichen Vegetations-
bedingungen ausgesetzt waren, in constante Finsterniss gebracht oder ununter-
brochen beleuchtet, so verschwindet die tügliche Bewegung keineswegs sofort,
sondern bleibt oft noch mehrere Tage lang unter allmáhlicher Verminderung der
Amplitude bestehen. Wir haben es hier also mit einer Nach wirkungserschei-
nung zu thun, die aber nach lüngerer oder kürzerer Zeit, indem die Blattorgane
bewegungslos werden, völlig verschwindet. Werden diese durch Verweilen im
Dunkeln oder bei continuirlicher Beleuchtung bewegungslos gemachten Pflanzen
einer einmaligen Beleuchtung, resp. Verfinsterung ausgesetzt, so führen dieselben
neue Receptionsbewegungen sowie Nachwirkungsbewegungen aus.
Die Oeffnungs- sowie Schliessungsbewegungen, welche die Laubblätter und
Blüthentheile der unter gewöhnlichen Umständen vegetirenden Pflanzen aus-
führen, kommen nach dem Gesagten durch Zusammengreifen der Nachwirkungs-
III.
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