Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe. 
I. Die Epidermis. 
A. Begriffsbestimmung der Epidermis. 
Die erste Stufe in der Entwicklung der Hautgewebe reprásentirt die Epidermis. 
Dieselbe besteht in der Mehrzahl der Fälle aus einer einzigen Zelllage, welche 
die von ihr bedeckten Organe und Gewebe gegen die Aussenwelt abgrenzt und 
ihnen den im vorigen Abschnitte besprochenen Schutz bietet. Dies ist die 
charakteristische Hauptfunction der Epidermis und demnach werden nun jene 
oberflächlich gelegenen Zellschichten als Epidermis im anatomisch-physiologischen 
Sinne zu betrachten sein, deren anatomischer Bau mit jener Function in vollstem 
Einklang steht. Nicht jede oberflächlich gelegene Zellschicht hat nämlich die 
Aufgabe als schützende »Oberhaut« zu fungiren. Jene äusserste Zelllage der 
Wurzeln, welche die Wurzelhaare bildet, gehört im anatomisch-physiologischen 
Sinne nicht zur Epidermis, weil ihre Aufgabe in der Absorption des Wassers und 
der verschiedenen Nährsalze besteht und so der Hauptfunction eines Haut- 
gewebes vollkommen widerstreitet; die Epidermis hat ja das Organ nach aussen 
in jeder Hinsicht abzuschliessen und keineswegs die Beziehungen der Pflanze zur 
Aussenwelt zu vermitteln. Ebenso wenig wird man die ein süsses Secret aus- 
sondernden oberflächlich gelegenen Zellen der Nektarien an Blumenblättern etc. 
zur Epidermis rechnen dürfen. Denn bekanntlich gehört die Nektarausscheidung 
in das Kapitel über die Wechselbeziehungen zwischen Thier- und Pflanzenwelt, 
Eine consequente Auffassung der Epidermis als Hautgewebe wird auch die sogen. 
Schliesszellen der Spaltöffnungen einem anderen System und zwar dem der Durch- 
lüftungseinrichtungen zutheilen, denn diese paarweise zwischen die Epidermiszellen 
eingeschalteten und derselben entwicklungsgeschichtlich gleichwerthigen Zellen 
haben die Aufgabe, durch Erweiterung oder Verengerung der Spaltóffnung die 
Communication der inneren Luftráume mit der Atmospháre zu reguliren; ihre 
physiologische Leistung ist also den Aufgaben eines Hautgewebes nicht nur fremd, 
sondern gerade entgegengesetzt. 
Man muss in der begrifflichen Abgrenzung der Epidermis noch weiter gehen. 
Nicht jede oberflächliche Zellschicht, welche das Organ nach aussen abschliesst 
und schützt, ist deshalb schon ohne weiteres der Epidermis beizuzáhlen. Denn 
es kónnte ja diese Function als Hautgewebe bloss eine Nebenfunction der be- 
treffenden Zellschicht sein, wührend von der Epidermis verlangt wird, dass sie 
als solche durch ihre Hauptfunction charakterisirt werde. So kommt es z. B. 
nicht selten vor, dass oberflächlich gelegene Zellen zu specifisch-mechanischen 
Elementen werden, indem sie sich einem darunter liegenden Baststrange voll- 
kommen anschliessen. Es wäre höchst gezwungen, wenn man eine Zelle, die 
ihrem ganzen Baue nach eine Bastzelle ist, als zur Epidermis gehörig betrachten 
wollte und zwar allein wegen ihrer oberflächlichen Lage und gewisser damit 
zusammenhängender Eigenthümlichkeiten ihrer Aussenwand, wodurch aber ihre 
wesentlichen anatomischen Merkmale nicht berührt werden. In einem späteren 
Kapitel wird auseinandergesetzt werden, dass die äusserste Zellschicht auch dem 
Assimilationssystem in seiner specifischen Ausbildung als Palhsadengewebe ange- 
hóren kónne, und dass die Function dieser Zellschicht als Hautgewebe zu einer 
blossen Nebenfunction herabsinkt. 
Als Epidermis im anatomisch-physiologischen Sinne werden wir daher nur 
jene oberflächlich gelegene Zellschicht ansehen dürfen, deren anatomische Merkmale 
erkennen lassen, dass sie ihrer Hauptfunction nach als Hautgewebe fungirt. Dies 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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