Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
592 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe. 
scheinlich den natürlichen Verhàáltnissen entspricht, so wäre doch eine eingehendere 
und die Mechanik des Ablósungsvorganges genauer berücksichtigende Beweis- 
führung sehr erwünscht gewesen. Immerhin lassen aber die anatomischen Unter- 
suchungsergebnisse voN HOHNEL's einige interessante Anpassungserscheinungen 
auf das Deutlichste erkennen. 
Passive Trennungsphelloide wurden von HOHNEL bei Boswellia papyrifera, 
Philadelphus coronarius, Fuchsia sp., Callistemon sp., Myrtus communis u. À. ge- 
funden. Bei Boswellia papyrifera sind die Korkzellen dickwandig, stark zu- 
sammengepresst und treten in 10—15 Schichten hintereinander auf. Die Phelloid- 
zellen bilden dagegen bloss eine einzige Lage, und besitzen dünne Aussen- und 
Seitenwandungen. Besonders ausgezeichnet sind aber ihre Innenwánde; dieselben 
sind sehr dick, dabei in hohem Grade verholzt und verkieselt und besitzen nach 
innen vorspringende Leisten, welche meistens der Längsrichtung des Stammes 
folgen. Die Seitenwandungen zerreissen sehr leicht und so werden bei der Ab- 
lösung der Korkschichten die Innenwände der Phelloidzellen blosgelegt, welche 
wegen ihrer Aehnlichkeit mit verdickten Epidermisaussenwandungen besonders 
geeignet sind, die darunter liegenden grossen Korkblätter nach aussen zu abzu- 
grenzen. 
Active Trennungsphelloide fand HÖHNEL bei Abies excelsa, Araucaria excelsa, 
Pinus sylvestris, Taxus baccata, Larix europaea. Sie bestehen fast immer aus 
mehrschichtigen, sehr dickwandigen Zellen, mit welchen die ganz diinnwandigen 
Korkzelllagen abwechseln. 
IV. Die Entwickelungsgeschichte des Hautsystems. 
Wenn wir die Beziehungen der verschiedenen Hautgewebe zu den drei 
Bildungsgeweben der Vegetationsspitze, dem Protoderm, dem Cambium und dem 
Grundparenchym ins Auge fassen, so gelangen wir zu dem Ergebniss, dass das 
Hautsystem direkt oder indirekt aus jedem dieser drei primären 
3ildungsgewebe hervorgehen kónne. 
Die Epidermis, mit welcher wir uns zunächst beschäftigen wollen, entsteht 
an oberirdischen Pflanzentheilen fast immer aus dem Protoderm, welches von 
HawsTEIN eben deshalb geradezu als »Dermatogen« bezeichnet wurde. Doch giebt 
es Fülle, in welchen eine anatomisch und physiologisch wohldifferenzirte Epidermis 
entwickelungsgeschichtlich dem Grundparenchym angehört. Dies gilt z. B. in 
ganz ausgezeichneter Weise für jene Epidermiszellen, welche die an manchen 
ausgewachsenen Aroideenblättern vorkommenden Löcher und Einbuchtungen be- 
grenzen. In neuerer Zeit ist hierüber von FR. Scuwanz!) eine auf das Blatt von 
Philodendron pertusum bezugnehmende Abhandlung erschienen, aus welcher her- 
vorgeht, dass an den jungen, ca. 8 Millim. langen Bláttern das noch undifferenzirte 
meristematische Blattgewebe an circumscripten, nicht náher bestimmten Stellen 
zwischen den Secundárnerven abstirbt und eine braune Fürbung annimmt. Die 
ringsum an die austrocknenden Schuppen grenzenden Zellen werden tangential 
zum Schuppenrande wiederholt getheilt, so dass das Gewebe ein peridermartiges 
Aussehen erhält. Die àáussersten Zellen des Lochrandes entwickeln sich dann 
zur »secundáren Epidermis«, welche also in Form eines schmalen Streifens 
zwischen die primáre Epidermis der Blattober- und Unterseite eingeschaltet wird. 
Von SCHWARZ wird nun über den anatomischen Bau dieser secundären, aus dem 
P Ueber die Entstehung der Löcher und Einbuchtungen an dem Blatte von PRilodendron 
pertusum SCHOTT; Sitzungsberichte der Wiener Akademie. LXXVIL Bd. I Abth. 1878. 
      
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
    
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