Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

   
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3. Das mechanische System. 603 
wesentlicher Weise dadurch, dass seine Elasticitátsgrenze weitaus niedriger liegt, 
indem schon eine Belastung von 1,5—2 Kilo pro Quadratmillim. zu einer 
bleibenden Verlängerung führt. Diese physikalische Eigenthiimlichkeit der 
Collenchymzellwandungen ist für die speciellen Aufgaben dieses Gewebes von 
grósster Bedeutung. Nur auf diese Weise wird dasselbe in den Stand gesetzt, 
»beim intercalaren Aufbau als Stütze zu dienen, ohne dabei dem Längenwachs- 
thum hinderlich zu sein.« 
Die hier mitgetheilten Angaben beziehen sich durchaus nur auf solche Bast- 
oder Collenchymstringe, welche direkt der lebenden Pflanze entnommen w aren, 
also einen bestimmten normalen Wassergehalt besassen. Das Austrocknen des 
betreffenden Gewebes verändert begreiflicher Weise. seine Elasticitäts- und Cohä- 
sionsverhältnisse!), doch kann hier auf diese Veränderungen ihres geringen 
physiologischen Interesses halber nicht eingegangen werden. 
Von grósserer Bedevtung ist dagegen die Frage, in welcher Weise die 
mechanischen Eigenschaften des Bastes und Collenchyms von den áusseren Vege- 
tationsverháltnissen, der chemischen und physikalischen Beschaffenheit des B odens, 
der Luft- und Bodenfeuchtigkeit, der grósseren oder geringeren Beleuchtung und 
Wärme etc. abhängig sind. Man hat in dieser Hinsicht bisher nur sehr wenige 
exacte Versuche angestellt. 
      
harrt z. B. noch immer die schon wiederholt auf- 
geworfene Frage ihrer Erledigung, ob die Einlagerung des Siliciums in die Zell- 
wandungen deren Festigkeitsverhältnisse in bemerkenswerther Weise beeinflusst 
oder nicht. Wenn auch das sogen. Lagern des Getreides nicht durch geringeren 
Kieselsäuregehalt verursacht wird, wie man früher meinte, so können doch nur 
Culturversuche in entsprechend zusammengesetzten Nährstofflösungen, welchen 
dann Versuche über die Festigkeit der darin erzogenen Pflanzen zu folgen hätten, 
in dieser Frage von entscheidender Bedeutung sein. — Hinsichtlich des Einflusses 
der Bodenfeuchtigkeit liegen Beobachtungen von FmiEDRICH HABERLANDT?) vor, 
denen zu Folge der günstige Einfluss der Bewässerung auf die Erhöhung der 
Festigkeit des Bastes nicht zu verkennen ist. Ein 2 Millim. breites Hanfbast- 
band von einem nicht bewüásserten Beete zerriss im Durchschnitt bei einer Be- 
lastung von 4,12 Kilo; ein solches von einer bewüsserten Parzelle erst bei 
5,48 Kilo. Allerdings blieb bei diesen Versuchen unentschieden, ob die durch 
Bewässerung erhöhte Festigkeit der Bastbänder auf eine Vergrösserung ihrer Quer- 
schnittsfläche d. h. auf eine grössere Dicke der Bänder oder auf eine Erhöhung 
der Festigkeit der Zellwandungen zurückzuführen ist; mit anderen Worten ob 
durch die Bewässerung die quantitative oder qualitative Ausbildung des mechanischen 
Systems günstig beeinflusst wurde.?) Darüber müssten also noch weitere Ver- 
suche Aufschluss geben, ebenso über den Einfluss der grósseren oder geringeren 
^eleuchtung, in welcher Hinsicht aus verschiedenen Thatsachen mit einiger Wahr- 
scheinlichkeit zu folgern ist, dass Mangel an Licht die Festigkeit der Zeli- 
wandungen herabsetzt. 
Von nicht geringem Interesse wären schliesslich experimentelle Unter- 
suchungen über die Ausbildung des mechanischen Systems, wenn die betreffend 
!) Vergl. VON WEINZIERL, l. c. pag. 4—28 (des Separatabdrucks). 
?) Versuche über die Tragfihigkeit und Elasticitits der Bastbünder gerósteter Hanfpflanzen, 
Forschungen auf dem Gebiet der Agrikulturphysik. Herausg. v. E. WorrNv. I. Bd. 5. Heft. 
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?) Aehnliches gilt auch für die gleichzeitig gemachte Beobachtung, dass die Bastbünder der 
münnlichen Hanfpflanzen weniger tragfühig sind, als die der weiblichen Pflanzen; die ersteren 
rissen bei 4,11 Kilo, die letzteren bei 5,91 Kilo Belastung. l. c. pag. 6. 
     
   
   
       
    
    
   
   
     
   
   
    
   
  
      
  
  
     
  
   
    
      
     
    
    
    
   
   
    
        
      
    
     
    
   
   
   
	        
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