Full text: Handbuch der Botanik (1. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band)

  
  
  
  
  
  
  
608 Die physiologischen Leistungen der Pflanzengewebe. 
oder er umschliesst dasselbe ringsum in Form einer festen Scheide. Erst 
SCHWENDENER hat den Nachweis geliefert, dass in einem solchen Fibrovasal- 
strange der Bast nicht etwa einem morphologischen Gesetze zu Folge, son- 
dern bloss aus physiologischen Opportunitätsgründen der Begleiter des 
Leitbündels ist. Dieses letztere besteht z. Th. aus sehr zartem Gewebe, es be- 
darf des Schutzes von Seiten eines festen, derben Gewebes und lehnt sich des- 
halb mit Vorliebe an die mechanischen Baststringe an. Ein im Querschnitte 
sichelfórmiger Bastbeleg wirkt wie eine feste Schiene, in welchem das zarte Ge- 
webe des Leitbündels wohl geborgen ist. Andererseits erweisen sich die Leit- 
bündel, ihrer Strangnatur zu Folge, als dasjenige Gewebe, welches in vielen 
Fällen, namentlich bei kleineren Trügern, als die zweckentsprechendste Füllungs- 
masse zwischen den aus Bast bestehenden Gurtungen fungirt und so ergiebt sich 
hieraus ein weiterer Grund, welcher die Vereintlàufigkeit von bast- und Leitbündel- 
gewebe als vortheilhaft erscheinen lässt. »Mit Rücksicht auf diese so häufige 
Lagerung des Leitbündels zwischen den Gurtungen der Träger oder im Inneren 
eines continuirlichen Bastringes, oder endlich im Libriformring der Dicotylen, 
wo dieselben gleichsam die Lücken und Spalten im mechanischen Gerüste aus- 
füllen«, — hat SCHWENDENER die Leit- oder Gefässbündel (oder bastlosen Fibro- 
vasalstránge) als Mestom (d. i. Füllgewebe) bezeichnet, und wir wollen im 
Nachstehenden von dieser Bezeichnung überall dort Gebrauch machen, wo wir 
die Leitbündel in ihren Beziehungen zum mechanischen System zu schildern 
haben. 
A. Herstellung der Biegungsfestigkeit. 
Die Mehrzahl der oberirdischen Organe der Pflanzen wird auf Biegungsfestig- 
keit beansprucht. In cylindrischen Organen wie Grashalmen, Bliithenschiiften etc. 
kann die biegende Kraft in allen zur Làngsachse rechtwinkeligen Richtungen 
wirksam sein; zur Herstellung der erforderlichen Biegungsfestigkeit sind hier 
demnach jene combinirten Trigerformen nothwendig, von welchen im vorigen 
Abschnitte die Rede war. Dem zu Folge wird die Anordnung der Bast- oder 
Collenchymstránge auf dem Querschnitte des Organes im Allgemeinen eine 
peripherisch-kreisfórmige sein. Die Tendenz nach peripherischer Lagerung des 
mechanischen Systems wird um so deutlicher zum Ausdruck gelangen, je weniger 
die Herrschaft des mechanischen Princips durch andere physiologische Functionen 
beeintráchtigt wird. 
Flüáchenfórmig ausgebreitete Organe, wie die Laubblätter werden vorzugsweise 
in der Richtung senkrecht zar Fláchenausdehnung gebogen und in dieser Richtung 
muss also die Festigkeit gesteigert werden. Es geschieht dies durch reihenfórmige 
Nebeneinanderlagerung der einzelnen Träger. 
Bezüglich der Detailausführung dieser mechanischen Constructionen herrscht 
nun, wie SCHWENDENER gezeigt hat, eine überaus grosse Mannigfaltigkeit, 
namentlich bei den Monocotylen. Um eine Uebersicht über diese Mannigfaltg- 
keit zu gewinnen, hat SCHWENDENER die verschiedenen Constructionstypen syste- 
matisch geordnet, und dieselben hóheren Einheiten, die er als Systeme be- 
zeichnet, untergeordnet. Es kann nicht Aufgabe dieser Darstellung sein, sámmt- 
liche 28 Typen der biegungsfesten Organe bei den Monocotylen, welche SCHWEN- 
DENER aufgestellt und durch zahlreiche Beispiele in lehrreichster Weise erlüutert 
hat, dem Leser im Auszuge vorzuführen. Wir wollen uns vielmehr bloss durch 
genaue Betrachtung einiger ausgewáhlter und charakteristischer Objecte von der 
Richtigkeit der Anschauungen SCHWENDENER's überzeugen. Aus Zweckmüssigkeits- 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
1r 
17] 
qu 
si 
CC 
de 
dr 
in 
in 
di 
Fi 
71€ 
We 
git 
Er 
we 
gir 
Cc 
Ifc 
sul 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.